Wedel. Kontakte gegen Provision: Gewerbe-Profis sollen große internationale Unternehmen für den Businesspark begeistern

Es gibt noch keinen gültigen Bebauungsplan, keine Erschließungsstraße – dafür Streit mit den Nachbarn um die Lärmgrenzen für den neuen Businesspark Elbufer. Trotzdem haben Wedels Kommunalpolitiker bereits große Pläne fürs das Gewerbegebiet. Möglichst namhafte Unternehmen, am besten „Global Player“, sollen her. Sie sollen für viele Arbeitsplätze und möglichst noch viel mehr Gewerbesteuereinnahmen sorgen. Wenn diese dann zudem aus einer anderen Branche als der Pharmaindustrie stammen und damit Wedels Problem mit der bisher einseitigen Gewerbeausrichtung lösen würden, wären die Wedeler selig.

Um dieses Ziel zu erreichen, wollen sich die Christdemokraten nicht allein auf die Verwaltung verlassen. Sie wollen dem Wedeler Glück auf die Sprünge helfen und setzen dabei auf professionelle Hilfe von außen. Am Montagabend stellte die CDU in dieser Sache einen Antrag im Finanzausschuss, dem eine deutliche Mehrheit allein gegen Stimmen der Linken folgte. In dem Antrag fordern sie, die Grundstücke durch einen spezialisierten externen Vermittler vermarkten zu lassen. „Um erfolgreich zu sein, ist es erforderlich, auf ausgewiesene Fachleute zu setzen,“ so CDU-Fraktionschef Michael Kissig. Es müsse jemand her, der die nötige Expertise habe, sich mit dem internationalen sowie nationalen Gewerbegrundstück-Geschäft auskenne und die richtigen Kontakte pflege. „Das kann die Verwaltung gar nicht haben“, so Kissig.

Bislang ist Wirtschaftsförderer Manuel Baehr für den Verkauf von Wedeler Gewerbegrundstücken zuständig. Er wies auf die Geschichte des Areals hin, das einst ein Raffineriegelände war und derzeit aufwendig saniert wird. „Wir wissen um die Besonderheiten der Fläche und sehen uns als Verwaltung durchaus in der Lage sie zu verkaufen“, so Baehr. Der Vorteil für Wedels Stadtkasse: Baehr verlangt keine Provision. Denn die Makler-Expertise hat ihren Preis und würde den Verkaufspreis schmälern. Bis zu fünf Prozent könnte die Provision ausmachen. Kissig dazu: „Wenn wir Arbeitsplätze schaffen und signifikante Gewerbesteuereinnahmen bekommen, können uns einmalige Provisionskosten egal sein.“

Das 18 Hektar große neue Gewerbegebiet an der Grenze zu Hamburg verfügt über etwa 125.000 Quadratmeter Bauland. Der Bodenrichtwert für Wedel beträgt derzeit 120 Euro pro Quadratmeter, wobei die Stadtverwaltung angesichts der Elblage und der Nähe zu Hamburg auf einen höheren Verkaufswert hofft. Der Grundstücksverkauf würde Wedel in den nächsten Jahren einen zweistelligen Millionen-Euro-Betrag einbringen. Den könnte die Stadt angesichts weggebrochener Gewerbesteuereinnahmen brauchen. Allerdings steht Wedel zuvor ein Rechtsstreit ins Haus. Die Klageschrift gegen Hamburg wegen der Lärmgrenzen im Gewerbegebiet sei fertig und würde eingereicht, so Bürgermeister Niels Schmidt auf Nachfrage.