Wedel . SPD will Ende der Abschleppfirma Aktiv-Transport für einen Vorstoß nutzen. Stadt soll Gespräche mit Nahversorgern suchen.

Am Wedeler Elbhochufer ist es besonders schlimm. Parkplätze sind hier Mangelware. „Die meisten Familien haben hier mindestens zwei Fahrzeuge“, sagt Kerstin Lueckow. Sie wohnt in den Reihenhäusern am Hellgrund und weiß, was sich hier abends abspielt, wenn die Bewohner von der Arbeit nach Hause kommen. Wer länger arbeiten muss, dreht zahlreiche Runden auf der Suche nach einer Parklücke. Versuche der Anwohner, mit dem örtlichen Discounter über eine Nutzung des Parkplatzes nach Ladenschluss zu verhandeln, scheiterten.

Jetzt keimt neue Hoffnung auf. Grund ist das Ende der Abschleppallianz zwischen Lebensmitteldiscountern wie Netto und dem Hamburger Unternehmen Aktiv-Transport. „Wir arbeiten mit dem Unternehmen Aktiv-Transport aktuell nicht zusammen – und planen dies auch unter neuer Firmierung des Unternehmens nicht“, so Christina Stylianou, Leiterin Unternehmenskommunikation bei Netto. Der Discounter betreibt in Wedel zwei Filialen, unter anderem eine am Hans-Böckler-Platz mitten im parkplatzarmen Wohngebiet.

Die Anwohner am Elbhochufer wehrten sich mit einem Protestbrief gegen das aggressive Abschleppunternehmer. Ohne Erfolg
Die Anwohner am Elbhochufer wehrten sich mit einem Protestbrief gegen das aggressive Abschleppunternehmer. Ohne Erfolg © Katy Krause

Das Ende der Geschäftsbeziehung kam unfreiwillig. Denn die EU-Lizenz für den gewerblichen Güterkraftverkehr der Firma Aktiv-Transport lief zum 16. November 2014 aus. Die beantragte Wiedererteilung wurde mit Bescheid vom 1. Dezember 2014 rechtskräftig abgelehnt. Das bestätigte Susanne Meinecke als Sprecherin der Hamburger Behörde für Behörde für Wirtschaft, Verkehr und Innovation, auf Nachfrage.

Stadt erteilt keine Lizenz

Scheinbar hielt das die Geschäftsführung nicht davon ab, vorerst weiter Fahrzeuge auf den Haken zu nehmen. Dem machte das Bezirksamt Hamburg-Mitte im Mai ein Ende. Dem Unternehmen wurde die Ausübung aller Gewerbe deutlich untersagt. Auch dem Versuch, mit einer Nachfolgefirma, der ABT Logistics GmbH, eine EU-Lizenz zu bekommen, schob die Hamburger Behörde einen Riegel vor. „Auch der Nachfolgefirma wurde von uns keine Lizenz erteilt. Nach Ablehnung hat der Geschäftsführer den Antrag zurückgezogen“, so Meincke.

Aktiv-Transport mit Sitz in Bahrenfeld hatte mit zahlreichen Unternehmen, vor allem Lebensmitteldiscountern, Verträge über eine Parkraumbewirtschaftung geschlossen. Dabei fiel das Unternehmen durch aggressive und dubiose Methoden auf. Kunden, die die Parkuhr vergaßen, sollten 150 Euro zahlen. Das abgeschleppte Auto gab’s für 270 Euro zurück. Verbraucherschützer, Rechtsanwälte und die Staatsanwaltschaft befassten sich mit Aktiv-Transport. Auch der Wagen der Lueckows kam an den Haken, 263,13 Euro verlangte das Unternehmen. Das Paar klagte. Sie bekamen recht und eine Teilsumme in Höhe von 153,13 Euro plus Zinsen zurück.

Dubioses Vertragsende

Dubios war auch das jetzige Ende der Geschäftsbeziehung. „Uns lag seitens Aktiv-Transport keine Information bezüglich des Verlusts einer Gewerbegenehmigung vor. Wir haben selbst erst aus den Medien davon erfahren“, berichtet Daniela Beckmann, Pressesprecherin der Rewe-Group. „Selbstverständlich haben wir sofort reagiert und den Vertrag gekündigt.“ Laut Beckmann ist der Fall für Rewe damit nicht abgeschlossen. „Unsere Rechtsabteilung ist darüber hinaus involviert. Nähere Auskünfte sind zum jetzigen Zeitpunkt nicht möglich, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“, so Beckmann.

Was klar ist – derzeit sind die Verträge gekündigt, es gibt Raum für neue Verhandlungen und Gespräche. In diese Kerbe wollen die Wedeler Sozialdemokraten schlagen. Sie haben einen Antrag für die kommenden Sitzung des Bauausschusses am Donnerstag, 2. Juli, gestellt. Darin fordern sie von der Stadtverwaltung, das Gespräch mit allen Discountern und Verbrauchermärkten in Wedel zu suchen. Ziel ist es, im Sinne der Anwohner und Kunden eine Lösung zu finden, Teile der Parkflächen nachts und an Feiertagen freizugeben. „Die Idee ist nicht neu“, betont SPD-Vorstandschef Lothar Barop. Die Hamburger hatten kürzlich eine ähnliche Idee, wollten Kundenparkplätze in Eppendorf-Winterhude für Anwohner öffnen und die Parkplatznot lindern. Die FDP scheiterte hier an Gegenstimmen von SPD und Grünen.

„Wir sehen das anders“, so Barop. Von der Verwaltung erwarte man, dass sie im Gespräch versuche, eine Lösung für die Bürger zu erreichen. Die Sitzung beginnt um 18 Uhr. Der Ausschuss tagt in der neuen Mensa des Johann-Rist-Gymnasiums, Am Redder. Die Discounter äußerten sich zur zukünftigen Bewirtschaftung der Parkplätze nicht.