Tornesch. Autofahrerin war betrunken unterwegs. Sie muss nun 1500 Euro Geldstrafe zahlen. Ihr Ford Ka blieb auf Bahnübergang in Tornesch liegen.

Mehr Glück als Verstand hatte Louisa P. am Abend des 17. Oktober vergangenen Jahres, als sie sich mit mehr als 1,3 Promille hinter das Steuer ihres Ford Ka setzte. Die 27-Jährige rammte auf der Landesstraße 107 in Tornesch einen Leitpfosten, dann schleuderte der Kleinwagen auf den Bahnübergang und wurde wenig später von einer mit Tempo 103 heranrasenden Regionalbahn zermalmt.

„Den Klumpen kann ich nicht mehr als Fahrzeug identifizieren“, sagt Richter Tim Feicke, als er sich am Dienstag Fotos des Unfalls ansieht. Vor ihm auf der Anklagebank des Amtsgerichts Elmshorn sitzt Louisa P. und schaut schuldbewusst zu Boden. Fahrlässige Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Eingriff in den Bahnverkehr wirft die Staatsanwaltschaft der Pinnebergerin vor, die das Fahrzeug rechtzeitig verlassen konnte.

Der ist ihr Verhalten vom Oktober sichtlich unangenehm. Darüber sprechen, wieso es so weit kommen konnte, möchte sie nicht. „Der Vorwurf wird eingeräumt, meine Mandantin bedauert das Geschehen zutiefst“, erklärt Verteidiger Karl-Heinz Balzer für die wortkarge Angeklagte. Viele Worte macht dagegen Dieter H., 49, der Lokführer der Regionalbahn mit 26 Passagieren. Sie alle blieben wie der Lokführer unverletzt. „Ich habe von dem Auto überhaupt nichts gesehen. Es hat auf einmal fürchterlich geknallt, ich habe mir schon gedacht, dass es ein Auto gewesen sein muss.“ Der 49-Jährige leitete sofort eine Schnellbremsung ein, der aus fünf Waggons bestehende Zug kam etwa 400 Meter weiter auf dem nächsten Bahnübergang zum Stehen.

„Ich bin dann zur Unfallstelle gelaufen. Dort sagte mir die Polizei, dass niemand mehr im Fahrzeug war. Da ist mir eine Riesenlast von den Schultern gefallen.“ Für den Lokführer war es der erste Unfall in 25 Jahren. „Das alles hätte viel schlimmer kommen können.“ Dass es nicht schlimmer kam, ist Alexander M. zu verdanken. Der 26-jährige Student war Augenzeuge des Geschehens. „50 Meter vor dem Bahnübergang kam mir ein Auto entgegen. Ich habe gesehen, wie es rechts gegen die Leitplanke prallte, sich dann drehte und auf den Gleisen zum Stehen kam.“ Er sei sofort ausgestiegen und zum Fahrzeug gelaufen. „Die Schranken waren oben, die Fahrerin hat versucht, den Wagen wieder zu starten.“

Den Wagen von den Gleisen zu schieben, misslang aufgrund der Beschädigungen

Als dies misslang, habe er zusammen mit einem zweiten Zeugen versucht, den Wagen von den Gleisen zu schieben. „Vorne rechts war der total zerstört und das Rad verklemmt, er ließ sich nicht bewegen.“ Kurze Zeit später hätten sich die Schranken geschlossen. „Wir sind dann alle von den Gleisen gegangen.“ Alexander M., der die Angeklagte von den Gleisen führte, berichtet weiter, dass zunächst ein Zug aus Richtung Hamburg kam und das Hindernis knapp verfehlte. „Es hat gescheppert, ich glaube der hat ein Stück Leitplanke mitgenommen.“ Wenig später sei der Gegenzug herangerast. „Er hat den Wagen ein paar Meter weit geschoben, dann ist der gegen das Andreaskreuz geknallt und im Graben gelandet.“

60.000 Euro Schaden an der Lok, 10.000 Euro an der Schranke, der Ka Schrott: Die zerstörten Werte sind enorm. Die Geldstrafe, die Feicke gegen die 27-Jährige verhängt, fällt mit 1500 Euro moderat aus. Die Staatsanwältin hatte 1800 Euro Geldstrafe und 20 Monate Führerscheinentzug gefordert. Feicke reicht ein Jahr ohne Fahrerlaubnis. „In vier Monaten können sie ihren Führerschein zurückerhalten. Ob die Straßenverkehrsbehörde eine medizinisch-psychologische Untersuchung haben will, muss sie entscheiden.“