Pinneberg. Titelverleihung: Künstlergruppe „feine Menschen“ überreicht Bürgermeisterin Urte Steinberg Urkunde.

Auf seinem Weg vom Pinneberger Bahnhof zum Atelier Kunstremise am Fahltskamp wurde Jens Martin Neumann eines schnell deutlich: „Diese Stadt und ihre Bewohner haben eine Kunstkur dringend nötig.“ Neumann, der in Kiel lebt und als freier Kunsthistoriker arbeitet, hielt am Sonnabend die Eröffnungsansprache zum Kunstpicknick und der Kurzausstellung im Lust-Pavillon der Kunstremise. In und um den Pavillon präsentierten die drei Künstlerinnen der Gruppe „feine Menschen“ ihre teilweise provokanten Ideen. Eine davon ist die Verleihung des Titels Kunstkur-Ort. Ausgerechnet Pinneberg haben sich die drei Künstlerinnen als erste Stadt herausgesucht, die aus ihrer Sicht diesen Titel verdient hat. Am Sonnabend, kurz vor der Ausstellungseröffnung, erhielt nun Pinnebergs Bürgermeisterin Urte Steinberg die dazu passende Urkunde der Künstlergruppe.

„Feine Menschen“: Das sind Marion Inge Otto-Quoos, Brigitta Höppner und Künstlerin Gagel, die ihren Vornamen verloren hat und darauf viel Wert legt, dass er nicht wiedergefunden wird. Auf ihre Idee, Kunst als Erholung zu proklamieren und das mit der Kreisstadt zu verbinden, kamen die drei bei Recherchen zur Geschichte Pinnebergs. „Die Stadt war einmal ein sehr beliebter Erholungsort. Der Fahlt als Wald, der Mühlenteich und viele Ausflugslokale zogen die Hamburger an, die mit Kutschen herkamen“, berichtet Gagel. „Daran möchten wir erinnern und anknüpfen.“

Aus Sicht der Künstlergruppe macht Pinneberg zu wenig aus seinem Potenzial. Statt mit Elvis und einer Bürgermeisterin als Punk zu werben, möchten die „feinen Menschen“ das Image lieber mit lokaler Kultur aufwerten und mit dem Titel den Fokus darauf lenken. Dabei schließt die Gruppe nicht aus, dass es bald weitere Kunstkur-Orte geben wird. Anwärter gebe es genug, so Otto-Quoos.

Doch die drei Künstlerinnen provozieren und kritisieren nicht nur, sie leisten auch einen Beitrag zum Pinneberger Kunstkur-Ort. Unter anderem füllen sie den historischen Pavillon im Garten der Kunstremise mit Leben. Auf den 12,25 Quadratmetern möchten sie Lust auf Kultur machen und die Pinneberger dazu verführen, ihre Stadt einmal aus einem anderen Blickwinkel heraus zu sehen. „Kreuzgang der Verführung“ heißt die nächste Ausstellung, die vom 12. Juni bis 14. Juni geplant ist. Nur drei Tage? „Ja“, so Otto-Quoos. „In Anlehnung an die Lustkurve.“ (krk)