Schenefeld . Discounter will in Schenefelds Siedlung die neun Jahre alte Filiale abreißen und auf dahinter liegendem Parkplatz neu bauen.
Sie wollen nicht, dass Aldi ihnen näherkommt. Unter den Bewohnern der Mehrfamilienhäuser an der Friedrich-Ebert-Allee in Schenefeld rumort es schon seit längerem. In zweiter Reihe stehen die drei Gebäudekörper mit mehr als 70 Wohneinheiten. In unmittelbarer Nachbarschaft befinden sich eine Videothek, ein Fitnessclub, eine Bäckerei, Restaurants und drei Nahversorger. Wovon andere träumen, sorgt bei den Bewohnern derzeit aber eher für Albträume. Grund für den Ärger sind Pläne des Unternehmens Aldi.
Der Discounter plant, seinen Markt an der Friedrich-Ebert-Allee nach nicht einmal neun Jahren abzureißen und auf dem dahinter liegenden Parkplatz neu zu errichten. Es ist der Parkplatz, der an die besagten Mehrfamilienhäuser grenzt. Lärm, Verschattung, eine Wertminderung der Wohnimmobilen und der Blick auf ein ödes Dach: Wegen dieser schlechten Aussichten formierte sich Widerstand. Anfangs zeigte der Protest Wirkung, eine Alternative lag auf dem Tisch. Am Donnerstagabend war plötzlich Schluss mit Kompromissen. Eine Mehrheit aus SPD, CDU und OfS gab der Verwaltung grünes Licht für eine Änderung des Bebauungsplans im Sinne des Unternehmens – und das sorgte für Empörung.
Wütende Anwohner machten ihrem Unmut im Schenefelder Ratssaal Luft, einige kündigten an, sich gegen die Entscheidung wehren zu wollen. Auch in den Reihen der Kommunalpolitiker, vorne weg der BfB, herrschte völlige Verständnislosigkeit. Fraktionschef Manfred Pfitzner sagt, dass Aldi diese Variante nur wegen eines möglichen Umsatzverlustes während der Bauzeit wolle, nahm sich die Kollegen der CDU vor: „Was ist los in der CDU? Ich kann es nicht verstehen. Verfallen Sie wieder wie in vergangene Zeiten der Politik nach Gutsherrenart? Wie können Sie den Bürgerwillen so ignorieren?“ Auch vom Grünen-Chef Mathias Schmitz hagelte es Kritik, sogar nach der Mehrheitsentscheidung. Er kommentierte: „Das haben Sie ja toll gemacht, werden Sie mit der Entscheidung glücklich.“ Dabei ist Schmitz Vorsitzender des Planungsausschusses und zu einer gewissen Neutralität verpflichtet.
Verwaltung kann mit Ausarbeitung der Bebauungspläne beginnen
Die CDU hatte sich zuvor deutlich für die Bebauung auf dem Parkplatz ausgesprochen, anstatt wie von den Anwohnern präferiert, den Neubau nur am bisherigen Standort zu genehmigen. Die Christdemokraten fürchteten, mit einem Nein den Investor zu verprellen. Würde Aldi den Standort verlassen, könnte an gleicher Stelle eine höhere Wohnbebauung kommen, erklärte Christdemokrat Holm Becker mit Blick auf den Bebauungsplan. In Richtung Grüne schoss er: „Oft kommt es mir so vor, als wenn die Grünen die Weisheit mit Löffeln gefressen haben. Auch wir machen uns Gedanken.“ Mit Blick auf die Vorwürfe von Politikern und Anwohnern, die der CDU-Fraktion unterstellten, sie trete den Bürgerwillen mit Füßen, erklärte Becker, dass man im Sinne der Bürger handele. Becker: „Wir leben in einer Demokratie. Da muss man die Meinungen und Entscheidungen anderer akzeptieren.“ Zum Thema Meinung: OfS und SPD erläuterten ihr Abstimmungsverhalten nicht weiter. Klar ist, dass mit der Entscheidung von Donnerstagabend die Verwaltung nun mit der Ausarbeitung einer Bebauungsplanänderung beginnen kann. Die Auslegung, gegen die Anwohner Einwendungen vorbringen können, ist laut Verwaltung voraussichtlich im Juli möglich.
Das plant Aldi: Um veränderten Kundenbedürfnissen gerecht zu werden, investiert das Unternehmen in eine Modernisierung der Filiale in der Siedlung. Der Plan sieht breitere Parkplätze, zusätzliche Fahrradabsteller, mehr Platz für Kühlartikel, einen energieeffizienten Bau samt Luftwärmepumpe und Solartechnik vor. Das neue Gebäude würde über eine Verkaufsfläche von 1200 statt bislang 800 Quadratmetern verfügen. Mit einem Baustart ist frühestens in 2016 zu rechnen.