Heist/Moorrege. Trainerinnen in Heist und Moorrege suchen seit Jahren nach geeigneten Übungsplätzen. Auflagen der Behörden bedrohen ihre berufliche Existenz.

Auf einer grünen Wiese im Moorreger Gewerbegebiet toben drei Berner Sennenhunde umher. Die Autos von der viel befahrenen Pinneberger Chaussee sind kaum zu hören. Einige Bäume stehen in einer kleinen Senke, spenden Schatten – ein idyllischer Ort. Hier betreibt Birte Landmann seit eineinhalb Jahren die Hundeschule Hundsein. Bald muss sie weichen, der Verpächter hat die Fläche verkauft. Zwar sucht Landmann bereits nach einer anderen Fläche, doch die Auswahl schrumpft mit jeder Anfrage. „Es gibt immer einen Grund, warum dort gerade keine Hundeschule betrieben werden darf“, sagt Landmann. „Ich hatte schon Kontakt mit der Gemeinde und dem Amt Moorrege, aber gebracht hat das bisher nichts.“

In kleineren Gemeinden gibt es kaum Gewerbeflächen

So ging es auch Susanne Gerlach. Seit vier Jahren betreibt sie im Gewerbegebiet der Gemeinde Heist eine Hundeschule. Nun droht auch ihr das Aus. Ihr jetziges Areal muss sie zum Sommer an den Eigentümer übergeben, weil dieser Bedarf angemeldet hat. „Ich wusste um die Situation und versuche deshalb seit vier Jahren, eine Ausweichfläche zu bekommen“, sagt Gerlach. Doch das gestaltet sich schwieriger als gedacht, trotz Unterstützung durch die Gemeinde.

Das Problem: Im Innenbereich der Gemeinden befinden sich meist Wohn- und Gewerbegebiete. „Eventuell würden die Behörden die Ansiedlung in einem Gewerbegebiet zulassen. Allerdings gibt es kaum Gewerbefläche in Heist und den umliegenden Gemeinden und wenn doch, dann haben die Gemeinden nur ein sehr eingeschränktes Interesse, diese an eine Hundeschule zu verkaufen. Ich schaffe keine Arbeitsplätze und die zu erwartenden Gewerbesteuer-Einnahmen sind natürlich sehr gering“, sagt Gerlach.

Um den Mindestabstand zu Wohnhäusern einhalten zu können, müsste Gerlach in den Außenbereich der Gemeinde ausweichen. Doch dort sind die meisten Flächen als Natur- oder Landschaftsschutzgebiete definiert. Erstere erlauben gar keine Bebauung, bei letzteren hat Gewerbe aus der Energie-, Forst- und Landwirtschaft Vorrang. Zudem sind bauliche Anlagen nur in Ausnahmen gestattet, was den Betrieb einer Hundeschule nahezu unmöglich macht – denn schon der Zaun, der aus Sicherheitsgründen stabil und mindestens 1,80 Meter Höhe haben muss, gilt als bauliches Element.

Bei der Pinneberger Kreisverwaltung ist das Problem bekannt. „Wir wissen um die Problematik. Eine Möglichkeit ist zum Beispiel, den Flächennutzungsplan zu ändern“, sagt Kreissprecher Oliver Carstens. „Ohne Ausweisung im F-Plan sind diese Plätze nicht genehmigungsfähig.“ Eine pauschale Begünstigung oder Privilegierung von Hundeschulen sei aber nicht möglich. „Wir sind uns der Notwendigkeit von Hundeschulen bewusst. Aber die Umweltschutzbehörde hat den Auftrag, die Außenbereiche vor Bebauung zu schützen. Deshalb wird jeder Bauantrag für Landschafts- oder Naturschutzgebiet sehr genau geprüft“, so Carstens.

Susanne Gerlach wollte sich nicht geschlagen geben, versuchte mit Unterstützung der Heister Gemeindeverwaltung den Flächennutzungsplan für eine Wiese am Heideweg zu ändern. Die Kosten für die Umwidmung zur Sonderfläche trug Gerlach selbst, nutzen kann sie den Platz aber nicht. „Als ich den Bauantrag für den Zaun und die Blockhütte gestellt habe, meldete die Umweltbehörde des Kreises Bedenken an.“ Sie könne ihre Hundeschule dort nur in zeitlich sehr eingeschränktem Maße und zu bestimmten Zeiten betreiben. „Die meisten meiner Kunden kommen aber am Wochenende oder wochentags nach der Arbeit“, sagt Gerlach. Die Auflagen machen den Betrieb für sie unrentabel.

Die jahrelangen Querelen mit den Behörden haben ihre Spuren hinterlassen. „Ich fühle mich absolut hilflos. Es ist praktisch unmöglich, im Kreis Pinneberg im Rahmen der Gesetze eine Hundeschulen zu betreiben. Wir werden so in die Illegalität gedrängt. Die aktuellen Regelungen sind einfach nicht mehr zeitgemäß“, meint Gerlach.

Die Fläche sei ein zentrales Element einer Hundeschule, sagt Gerlach. „2000 Quadratmeter sollte das Grundstück haben, außerdem ist es wichtig, dass das Gelände vernünftig eingezäunt ist.“ Hinzu komme, dass eine Blockhütte für Beratungs- und Vorgespräche sowie die Durchführung von Seminaren oder Workshops für den Betrieb ihrer Hundeschule unerlässlich sei.

Birte Landmann und Susanne Gerlach betreuen insgesamt etwa 200 Kunden. Doch unter den aktuellen Gegebenheiten sehen beide Frauen die Hundeschulen im Kreis Pinneberg gefährdet. „Dabei gibt es eine große Notwendigkeit“, sagt Susanne Gerlach. „Hunde sollen schließlich immer möglichst gut erzogen sein. Hundetraining ist ja keine Hobbyveranstaltung. Zudem gibt es immer mehr Auflagen für Hundehalter. Wie soll das ohne Hundeschulen funktionieren?“ Sie und auch Birte Landmann möchten allerdings noch nicht aufgeben, auch wenn die Zeit knapp wird. Denn an den Trainingsflächen hängt die Existenz ihrer Hundeschulen.