Bauherr sucht Menschen, die zusammen in dem geplanten Neubau am Kirchstieg leben wollen. Nun fiel der Startschuss für das Projekt mit zehn Wohneinheiten, Gemeinschafts-Elektroauto und Partypavillon.

Wedel. Erst Ende 2015 sollen auf dem Gelände am Kirchstieg die Bagger rollen. Dort, wo jetzt noch Schafe grasen, entstehen für geschätzte zwölf Millionen Euro vier neue Gebäude mit 40 Wohnungen. Obwohl das Bauprojekt also Zukunftsmusik ist, gibt es bereits eine Sache, die mit Hochdruck vorangetrieben werden muss: das geplante Wohnprojekt. Denn eines der Gebäude ist speziell für Bewohner mit großem Gemeinschaftssinn gedacht. Die zehn Mieter, die hier 2016 einmal einziehen, werden jetzt gesucht.

„Die Teilnehmer des Wohnprojektes wollen und können Einfluss auf die Gestaltung nehmen. Wir rechnen mit einem Dreivierteljahr für die Planungen“, erklärt Bauherr und Seniorchef Joachim Rehder. Denn wenn sich die richtige Gruppe für die Zehner-WG erst einmal gefunden hat, können die Eigentumswohnungen nach den Wünschen und je nach Bedarf der Gemeinschaft zugeschnitten werden. Größe, Ausstattung oder Extras wie eine WG-Werkstatt wären denkbar, erläutert der Wedeler Unternehmer Rehder. Einiges ist allerdings bereits gesetzt. Gemeinschaftsgärten für den Gemüseanbau, ein Partypavillon, ein WG-Auto und eine Internetseite zur Kommunikation waren Teil des Konzeptes, mit dem Rehder in den Bieterwettbewerb um das umkämpfte Filetgrundstück mitten in der Altstadt und mit Blick auf die Wedeler Marsch ging.

Der Wettbewerb um das 7000 Quadratmeter große Areal ist bereits mehr als ein Jahr her und ging auch anfangs nicht zugunsten von Bauherr Rehder aus. Die Bietergemeinschaft Ochsenmarkt um den Wedeler Udo Möller, der hier ebenfalls ein generationenübergreifendes Wohnprojekt initiieren wollte, setzte sich gegen die drei Mitbewerber nach einem Punktesystem durch. Doch nach Querelen um die geplante Erschließungsstraße für das Baugrundstück ließ der Investor die Frist für den Kaufvertrag verstreichen, Rehder rückte nach. Dass es immer noch Bestrebungen von Kommunalpolitikern gibt, das komplette Verfahren neu aufzurollen, nimmt der Unternehmer gelassen. Auch den Streit um die Zuwegung über die Rudolf-Höckner-Straße und der vom Katasteramt bestätigten zu schmalen Engstelle für Feuerwehrwagen lässt ihn relativ kalt, obwohl es ihn als kommenden Wohnungsverwalter auch betrifft.

Rehder sagt zu den Querelen mit den Anwohnern der Rudolf-Höckner-Straße und dem Mitbewerber, der mit Klage gegen das Verfahren droht, nur so viel: „Es gibt einen Bebauungsplan, und nach dem richten wir uns.“ Die Rettungsfahrzeuge könnten über den Kirchstieg oder die Rudolf-Höckner-Straße fahren, beides sei möglich und letztlich Sache der Stadtverwaltung.

Besonders um die Verkehrssituation sorgen sich die Anwohner in der schmalen Rudolf-Höckner-Straße, auf der sich nur schwer zwei Fahrzeuge begegnen können. Die Befürchtungen kann Rehder nachvollziehen und setzt deshalb auch verstärkt auf alternative Verkehrsmittelangebote für die Neubewohner. Ungewöhnlich ist dabei vor allem die Idee, der Zehner-WG, aber auch den anderen Bewohnern der Eigentums- sowie den 14 sozial geförderten Wohnungen ein Gemeinschaftsauto zur Verfügung zu stellen. Der Stromwagen oder das Hybridfahrzeug soll in der geplanten Tiefgarage seinen Stellplatz plus Tankstelle finden.

Über die Internetseite, die für alle Bewohner der neuen Gebäude gedacht ist, soll das Fahrzeug reserviert werden können. Mit möglichen Carsharing-Anbietern ist Juniorchef Stephan Rehder bereits im Gespräch. Die Kosten für das „Marschkieker E-Mobil“, wie es die Ideengeber getauft haben, müssten von den Bewohnern über eine Umlage getragen werden. „Das ist immer noch viel günstiger als ein eigener Wagen“, sagt Stephan Rehder.

Außer dem Gemeinschaftsfahrzeug sind eine Bücherei sowie gemeinsame Gartenanlagen für alle Bewohner denkbar. Letztlich überlassen die Bauherren den kommenden WG-Teilnehmern die Detailplanung. Dafür muss es den Interessierten ernst sein mit ihrem Vorhaben. „Eine Gruppe, die sich beim Kegeln überlegt hat, zusammenzuziehen, ist nicht das, was wir suchen“, sagt Joachim Rehder. Optimal wäre eine langjährige Gruppe, deren Mitglieder genau wissen, worauf sie sich einlassen. Mit einem Planungsbüro würde diese Gruppe die Details besprechen und dafür auch in finanzielle Vorleistung gehen. Spätestens im Februar soll klar sein, wer die Zehner-WG wird.