Wedel. Hamburger Kabarettgruppe feiert ihr 35-jähriges Bestehen. Mit Jubiläumsprogramm will sie das Publikum auf der Batavia begeistern.

Wenn Wolfgang Groß sein grünes Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln überzieht und die schwarze Kappe auf sein Kopf setzt, dann ist er nicht mehr der Leiter des Kabaretts „die antenne“, sondern der Bauer Klaas. Seit 35 Jahren schlüpft Groß auf der Bühne in seine Lieblingsrolle und verkörpert den pfiffigen und bodenständigen Landwirt. Nun ist es wieder so weit: Am Sonnabend, 11. April, serviert der Regisseur mit seinem zehn-köpfigen Ensemble das Jubiläumsprogramm „Nur nicht die Wut verlieren“ auf dem Wedeler Theaterschiff Batavia.

Zugleich feiert er mit Bauer Klaas und anderen Kultfiguren das 35-jährige Bestehen der Kabarettgruppe. „Die antenne“ will auf dem Podium empfangen und senden – das Volksdorfer Ensemble macht seinem Namen alle Ehre. Ob Bundeskanzlerin Merkel oder Ministerin von der Leyen, die Lachexperten kennen kein Pardon. Sie nehmen jeden nennenswerten Politiker auf die Schippe. „Wir sind natürlich unparteiisch“, sagt Wolfgang Groß, der 1980 das Kabarett gründete. „In diesem Stadel wird an jedem gerupft, der gerade an der Regierung ist.“ Stehen die Darsteller auf der Bühne, haben sie stets eine Botschaft im Gepäck – das Ensemble nimmt seine Aufgabe als Aufklärer ernst. Jeder wisse, dass in der Gesellschaft und Politik einiges schieflaufe, doch keiner wehre sich mehr dagegen. „Es kann sonst was passieren, die Leute werden nicht mehr wütend“, sagt Groß. „Das Kabarett will Denkanstöße geben und auf Missstände hinweisen.“ Der Programmtitel macht die Intention deutlich: Bleibt hellwach, lasst euch nicht alles bieten!

In den 13 Szenen der Aufführung steht jedoch der Spaß an erster Stelle. In seinen Gags kombiniert der Leiter Comedy und Ernsthaftigkeit. „Mir ist es wichtig, dass unser Programm heiter ist“, sagt er. „Mit erhobenem Zeigefinger kann man nicht so viel erreichen, als wenn es über die Lachmuskeln geht.“ Klatscht das Publikum in die Hände und ertönt von den Sitzen Jubel, „darf sich das Kabarett freuen“. „Die antenne“ tut das seit 35 Jahren. „Das ist schon eine Ausnahme“, so Groß. „Das ist ein Jubiläum, das in der Kabarett-Szene nicht häufig vorkommt.“ Egal ob in Uetersen, Wandsbek, Itzehoe oder Lauenburg, die Schauspieler füllen auch noch nach drei Jahrzehnten die Theatersäle. Groß’ Erfolgsrezept: „Unser Spaßkollektiv setzt nicht auf Einzelkämpfer, sondern auf Ensemblespiel und lehnt sich damit erfolgreich an die alte Schule des Nummern-Kabaretts an.“

Doch es sei eine Herausforderung, das Team über die Jahre aufrecht zu erhalten und alle zwei Jahre auf Tournee zu gehen. „Die meisten von uns sind ja berufstätig, ob als Anwältin, Hamburg-Führerin oder Richter“, so der Leiter. Doch das gute Verhältnis halte die Gruppe zusammen.

Wolfgang Groß hätte sich vor 35 Jahren wohl nicht erträumen lassen, dass „die antenne“ einmal 20 Programme spielen würde. Nur dank des Zufalls gibt es das Ensemble heute. „Ich habe in der traditionsreiche Theatergruppe des Kulturkreises Walddörfer mitgespielt. Als der Chef 1980 unerwartet die Gruppe aufgeben wollte, schlug ich vor, ein Kabarett zu gründen“, so Groß. „In diesem Metier habe ich bereits in den 60er-Jahren Erfahrungen gesammelt.“ Vom damaligen Gründer-Dutzend stehen heute noch vier Schauspieler mit „der antenne“ auf der Bühne.

Der Hamburger Regisseur ist stolz darauf, seit der Gründung treue Fans an seiner Seite zu wissen. „Wir sind nicht als Amateure, sondern als normales Kabarett bekannt“, so der Leiter. „Wir haben hart daran gearbeitet, dass wir uns mit Profis gleichstellen können.“ Das Ziel der Gruppe für die kommenden 35 Jahre: das Niveau halten. „Unser Vorhaben wird es sein, so weiterzumachen, wie bisher“, sagt Wolfgang Groß. Auf Wedel freue sich das Ensemble besonders. „Batavia ist eine besondere Stätte“, sagt der Darsteller von Bauer Klaas. „Es ist eine kleine Kabarett-Zelle mit dem richtigen Publikum, das kritisch ist und ein Gespür für die Szenerie hat.“ Auf dem Theaterschiff fühle er sich heimisch und wohl. „Als Autor freut man sich, wenn die Inhalte gut vermittelt und aufgenommen werden.“