Kreis Pinneberg. Feuerwehren rückten am Dienstag 238 Mal aus, als orkanartige Böen den Kreis trafen. Viele Einsätze auch am Mittwoch

Die Nachwirkungen von Orkantief „Niklas“ – sie waren auch am Mittwoch im Kreis Pinneberg noch zu spüren. Viele Feuerwehren mussten auch am Tag danach ausrücken, um die Schäden zu beseitigen. Allein bis zum Mittwochmorgen zählte die Rettungsleitstelle 238 Einsätze der Feuerwehren im Kreis. Damit waren die Einsatzkräfte deutlich häufiger gefordert als beim großen Sturmtief „Xaver“ im Dezember 2013. Damals mussten die Wehren im Kreis 209 Einsätze abarbeiten.

In Pinneberg mussten die Feuerwehrleute am Mittwoch noch viermal ausrücken, um vom Orkan „angeknackste“ Bäume zu entfernen und Fassadenteile vor dem Absturz zu bewahren. Ein Einsatz spielte gleich nebenan: Im fünften Stock des Rathauspassagenkomplexes hatte sich ein Regenwasserfallrohr gelöst und drohte herabzustürzen. Über die Drehleiter machten die Helfer es wieder fest.

„Am Dienstag hatten wir es ab dem Nachmittag mit 20 Sturmeinsätzen zu tun. Die letzten unserer 25 Einsatzkräfte konnten um Mitternacht wieder einrücken“, berichtet Wehrführer Claus Köster. Die Belastung sei für einige Wehrleute immens gewesen, da sie bereits in der Nacht zu Dienstag an dem stundenlangen Löscheinsatz in der Tiefgarage Elmshorner Straße beteiligt waren. „Wir müssen jetzt unser Material wieder einsatzfähig machen“, so der Wehrführer. Schläuche, Helme und Fahrzeuge müssten gereinigt und in Teilen auch ausgebessert werden.

Meterhohe Wellen prallen gegen die Küste Helgolands
Meterhohe Wellen prallen gegen die Küste Helgolands © Brigitte Rauch

nullAuch die Halstenbeker Feuerwehr musste am Tag nach dem Orkantief noch mehrfach eingreifen. An der Industriestraße drohte um kurz vor 13 Uhr ein neun Meter hoher Baum, der plötzlich in Schräglage über der Straße hing, herabzustürzen. Kurzerhand schritten fünf Einsatzkräfte mit einer Motorkettensäge ein, um den Baum abzusägen und aus dem Straßenbereich zu entfernen.

Bereits um kurz vor 10 Uhr rückten acht Einsatzkräfte aus Halstenbek zur Bahnstrecke aus, wo ein großer Baum im Bereich eines Grabens abgesackt war. Die Feuerwehrleute stellten fest, dass der Baum keine Gefahr für den Bahnverkehr darstellte und rückten wieder ab.

Das war am Dienstag anders. 26 Einsätze betrafen die Halstenbeker Brandschützer. Mehrere Bäume stürzten auf die Straße,eine 15 Meter hohe Fichte landete an einer Hauswand. Eine 20 Meter hohe Kiefer war zudem auf ein Carport gestürzt. 25 Einsätze mussten die Feuerwehrleute in Rellingen bewältigen. Am meisten beschäftigten sie umgestürzte oder abgebrochene Bäume, die mit der Kettensäge zerkleinert und beseitigt wurden. Gegen 16.30 Uhr hatte die Einsatzleitstelle für die Wehren im Kreis den Ausnahmezustand ausgerufen. Mit 40 Einsätzen lag die Quickborner Feuerwehr kreisweit vorn. Nachdem es bereits am Mittag zu zwei Einsätzen kam, häuften sich gegen 16 Uhr die Alarmierungen, sodass Vollalarm ausgelöst wurde.

Der größte Vorfall ereignete sich an der Marienhöhe, wo ein Baum auf ein Haus gestürzt war. Aufgrund der ungünstigen Lage des Baums war das Einsatzgerät der Feuerwehr für die Bergung ungeeignet. Daher musste das THW aus Barmstedt unterstützend eingreifen. Es dauerte vier Stunden, bis die letzten Kräfte abgezogen werden konnten. Für eine Stunde blieb die AKN-Strecke im Bereich Quickborn gesperrt, da mehrere Bäume auf die Gleise gefallen waren.

Auf den Bahnstrecken durch den Kreis gab es Probleme

Auch auf den anderen Bahnstrecken durch den Kreis Pinneberg gab es am Dienstag erhebliche Probleme. „Zwischen Elmshorn und Tornesch war um die Mittagszeit nur ein eingleisiger Verkehr möglich. Abends war dann die Strecke zwischen Pinneberg und Elmshorn gesperrt, weil ein Baum in den Gleiskörper gefallen war“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Laut seiner Bilanz waren die Probleme im Kreisgebiet weniger gravierend als bei früheren Unwettern. „Die betroffenen Strecken waren relativ schnell wieder frei.“ Probleme gab es auch auf der S-Bahnstrecke Richtung Wedel, wo mehrere umgestürzte Bäume auf Hamburger Gebiet die Gleise blockierten.

Meterhohe Wellen brachte das Orkantief der Nordseeinsel Helgoland. „Wir sind trotzdem einigermaßen verschont geblieben“, sagt Tourismusdirektor Klaus Furtmeier. Ihm seien keine Sachschäden auf der Insel bekannt. Furtmeier bedauert allerdings, dass pünktlich zum Saisonstart alle Fährverbindungen ausfielen und keine Touristen die Insel erreichten. Von Montag bis Mittwoch lief kein Schiff Helgoland an. Heute finden die beiden Anläufe aus Büsum ebenfalls nicht statt. Ob die Fahrten aus Hamburg und Cuxhaven erfolgen können, war bis zuletzt unklar.