Weil die Stadt Pinneberg beabsichtigt, die Memeler Straße an die Königsberger Straße anzubinden, regt sich im Quellental der Protest.
Pinneberg. Einfamilienhäuser mit gepflegten Gärten. Hölzerne Carports. Viel Grün, kaum Verkehr. Die gerade mal 146 Meter lange Memeler Straße im Pinneberger Stadtteil Quellental ist ein Wohnidyll. Und seit Jahrzehnten als Sackgasse ausgewiesen. Viele der Anwohner leben seit den 60er-Jahren an der Straße, die ohne Bürgersteige auskommt – und in der Schrittgeschwindigkeit herrscht. Als Protestler waren sie bislang nicht bekannt. Das ändert sich jetzt. Weil die Stadtverwaltung eine aus den 50er-Jahren stammende Planung wieder aufleben lässt. Ein Durchstich zur Königsberger Straße soll her. Durchgangsverkehr vor der Haustür? Für die Anwohner ist das nicht nachvollziehbar. Sie fordern die sofortige Änderung des B-Plans.
Inge Heinrich ist eine von 27 Anwohnern der Memeler Straße, die sich mit ihrer Unterschrift unter einem Protestschreiben verewigten. Mit dem Brief haben sie sich an Bürgermeisterin Urte Steinberg gewandt. Ein Durchstich zur Königsberger Straße werde für eine Gefährdung der Menschen in dem Wohngebiet sorgen. Zudem sei mit Kosten in Höhe von 28.000 Euro zu rechnen, angesichts des Schuldenstands der Stadt Pinneberg sei eine derart sinnlose Investition nicht zu verantworten. „Niemand hier will den Durchstich“, sagt Heinrich. Und erntet Kopfnicken aus dem Rund ihrer Nachbarn.
Eine Antwort auf ihr Schreiben haben die Anwohner der Memeler Straße bereits bekommen. Unter dem Briefkopf der Stadt, der deren Slogan „persönlich. ehrlich. anders“ ziert, weist Bürgermeisterin Urte Steinberg darauf hin, dass der Durchstich schon seit Jahrzehnten geplant sei. Umgesetzt werde das Vorhaben erst jetzt, weil die Stadt erst seit kurzem nötige Grundstücke übertragen bekommen habe.
Steinberg verweist zudem darauf, dass Müllfahrzeuge die Stichstraße nur rückwärts befahren könnten, da es keinen Wendehammer gebe. Das widerspreche „einschlägigen Unfallverhütungsvorschriften“, so die Rathauschefin. Auch wenn Müllfahrzeuge die Straße in den vergangenen Jahren ohne Zwischenfälle rückwärts befahren hätten, rechtfertige das nicht, „diesen Zustand auch planerisch zu legalisieren“.
Mit dem Ausbau könnten Umfahrungen der Memeler Straße vermieden werden, so Steinberg. Andererseits spricht sie in ihrem Schreiben davon, dass „eine wahrnehmbare Steigerung des Durchgangsverkehrs nicht zu erwarten“ sei. Für Inge Heinrich und ihre Mitstreiter ist das ein klarer Widerspruch. „Natürlich wird der Verkehr vor unseren Türen zunehmen“, sagt sie. Sie habe Angst um ihre Enkelkinder, die es gewohnt seien, in der Spielstraße zu toben. Besonders gekniffen wäre Ute Craemer. „Bei mir würde die Straße quer durch den Garten führen.“
Die Anwohner der Memeler Straße geben sich kämpferisch. Der Zusammenhalt unter ihnen ist groß. Und sie pflegen Kontakte in die Pinneberger Kommunalpolitik. An der Forderung, den B-Plan zu modifizieren, halte man fest. Während der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung werde Präsenz gezeigt. Das Antwortschreiben der Bürgermeisterin sei komplett unbefriedigend: „Sie ist überhaupt nicht auf uns eingegangen“, kritisiert Heinrich.
Uwe Lange, Fraktionschef der Bürgernahen, hat sich bereits ein Bild von der Situation gemacht. Der kostspielige Ausbau der Straße sei Unsinn, sagt er. Er werde beantragen, die Planung zu verändern. Von den Grünen gebe es bereits Signale, mitzuziehen.
Auch wenige Hundert Meter weiter regt sich Unmut. Anwohner der Fischhausener Straße kritisieren Pläne, vor ihrer Haustür eine Spielstraße einzurichten. Sie fürchten, über Anliegerbeiträge für Umbauten zur Kasse gebeten zu werden, obwohl in der Straße überhaupt keine Kinder leben. Hintergrund ist die Änderung eines B-Plans, in dem der Status der schon jetzt verkehrsberuhigten Straße festgeschrieben werden soll. Bauamtschef Klaus Stieghorst äußerte sich am Donnerstag. Die Neufassung des B-Plans werde absehbar keinerlei Folgen haben. „Es sind dort überhaupt keine Baumaßnahmen geplant“, so Stieghorst. „Wir haben nicht vor, die Straße anzufassen“,