Seit 2013 ermöglicht ein Pinneberger Verein Kindern aus sozial benachteiligten Familien Schwimmkurse. Das Projekt wird fortgesetzt.
Pinneberg. Nach der Schule ab ins Hallenbad. Einst ein Klassiker der Freizeitgestaltung. Das Schwimmen wurde nebenbei gelernt. In Zeiten von Smartphone, Tablet und Computerspielen ist das nicht mehr so. Nutzungszahlen der Bäder sind rückläufig. Immer weniger Jungen und Mädchen lernen, sich sicher im Wasser zu bewegen – auch weil betreute Kurse Geld kosten. Zwischen 80 und 100 Euro pro Kind, das können sich viele Familien nicht mehr leisten. Ein Benefizprojekt des Vereins Pinneberger Kinder steuert dagegen. Seit 2013 lobt der 1998 gegründete Verein jährlich 100 Gutscheine aus. Ohne bürokratische Hürden werden die über Kitas ausgegeben. Jetzt steht fest, dass die von den Stadtwerken unterstützte Initiative auch 2015 fortgeführt werden kann. In Pinneberg soll weiterhin jedes Kind schwimmen lernen dürfen – unabhängig von sozialer Herkunft.
10.000 Euro jährlich koste das Sozialprojekt, sagt Susan Burmester, die dem Vorstand des Vereins angehört. Finanziert werde es über Spenden und Sponsorengelder. „Wir bekommen Rückmeldungen von Rektoren, dass immer weniger Schulkinder schwimmen können“, begründet Traudchen Perrefort das Engagement. Pinnebergs Kulturamtsleiterin agiert als stellvertretende Vorsitzende des Vereins, der mit Kurt Desselmann seit Kurzem einen neuen Chef hat.
Das Schwimmprojekt ist nur ein Feld, auf dem sich der vom verstorbenen SPD-Politiker Bernd Schröder initiierte Verein engagiert. Mehr als 150.000 Euro wurden seit 1998 für verschiedene Projekte ausgelobt. So wird etwa Familien, die in Finanznot geraten sind, geholfen. „Unser Ziel ist und bleibt, Kindern in Pinneberg und Umgebung ein vernünftiges Umfeld zu bieten, hier soll niemand ausgegrenzt werden“, sagt Desselmann. Es sei ihm „eine Ehre“, in die Fußstapfen Schröders zu treten. Kinderarmut sei trotz Wohlstandsgesellschaft in Pinneberg ein Thema von wachsender Bedeutung. „Sie hat in den vergangenen Jahren zugenommen“, so Desselmann.
Geht es um ehrenamtlichen Einsatz, ist der gebürtige Hamburger Desselmann ein alter Hase. Der 79-Jährige war Vorsitzender des VfL Pinneberg, in den vergangenen Jahren zudem bei den Pinosaurieren aktiv. Einem Zusammenschluss ehemaliger Würdenträger, die sich vor allem für Kita-Kinder einsetzten, deren Eltern das Geld für warmen Mittagstisch in Betreuungseinrichtungen fehlt. Die Pinosaurier lösten sich aus Altersgründen Ende 2014 auf – mehrere Tausend Euro in ihrer Kasse haben sie dem Verein Pinneberger Kinder überantwortet, der die Arbeit fortsetzen wird. Das Projekt Notinsel und die Leseförderung an Schulen sind weitere Schwerpunkte des Vereins, der aktuell 19 Mitglieder zählt. Neue Herausforderungen warten. Grund ist die rapide ansteigende Zahl von Asylbewerbern im Stadtgebiet. „Wir verfügen über ein funktionierendes Netzwerk, wollen uns einbringen“, so Desselmann. Integrationsprojekte könnten finanziert werden, bestätigt Perrefort. In Kürze fahren Flüchtlingskinder nach Hamburg – zu einem Spiel des HSV. Unterstützt vom Verein Pinneberger Kinder.