Sieben Wochen vegan: Unsere Autorin hat die erste Woche ihres Selbstversuchs hinter sich. Doch wie gesund ist die Ernährungsalternative?
Pinneberg. Es ist geschafft. Die erste vegane Woche liegt hinter mir. Das Ergebnis: Ich bin weder verhungert, noch habe ich Heißhungerattacken. Ich fühle mich nach einer Woche zwar nicht fitter, und die Waage zeigt keine hohen Gewichtsverluste an. Doch die neue Ernährungsweise bekommt mir gut. Im Gegensatz zu meinen anfänglichen Bedenken, fiel mir der Verzicht auf meine geliebte Schokolade und den Naturjoghurt gar nicht schwer. Nüsse und Soja-Joghurt mit Apfelstrudel-Geschmack tun es auch. Dazu kommt noch: Ich werde satt! Nach jeder Mahlzeit ist mein Magen prall gefüllt mit leckeren Produkten.
Meine fürsorglichen Eltern sehen das allerdings ein wenig anders. Als ich den beiden am Essenstisch berichtet habe, dass ich nun sieben Wochen lang auf jegliche tierische Produkte verzichten werde, schüttelten sie nur den Kopf. „Das kann doch nicht gesund sein“ oder „Du bekommst noch einen Eiweißmangel“ sind Sätze, die ich mir anhören musste. Ich weiß, sie meinen es nur gut mit mir, und obwohl ich längst erwachsen bin, sorgen sich die beiden. Doch schadet eine vegane Ernährung dem Körper wirklich? Nehme ich zu wenig Eiweiß oder Vitamine auf? Muss ich etwa Tabletten schlucken, damit ich keine Mangelerscheinungen bekomme?
„Vegan ist eine bewusste Ernährung“, sagt Dr. Guido Csomós, Chefarzt für Gastroenterologie am Pinneberger Regio Klinikum. „Medizinisch gesehen passiert in sieben Wochen gar nichts, solange Sie genügend trinken und Kalorien zu sich nehmen.“ Csomós nimmt mir damit anfängliche Befürchtungen. Und auch meine Eltern können beruhigt sein. „Man muss sich ausgewogen ernähren, einfach alles weglassen geht nicht“, gibt mir der Arzt noch mit auf den Weg. So einfach, wie es auf den ersten Blick scheint, ist eine vegane Ernährungsweise also doch nicht. Hinter einem gesunden Ernährungsplan ohne tierische Produkte steckt eine intensive Vorbereitung.
Ernährungsexpertin und leitende Diätassistentin Christen Nilsen vom Regio Klinikum Elmshorn setzt mich in Kenntnis: „Auf die Kombination kommt es an.“ Ausreichend hochwertige Eiweiße, Eisen, Jod oder auch Calcium fehlen in einer rein pflanzlichen Ernährung. „Eiweiße sind die Bausteine für unseren Körper. Jedoch sind die pflanzlichen nicht so hochwertig wie die tierischen“, so die Ernährungsexpertin. Doch mit der richtigen Mischung auf dem Teller, könne das Problem behoben werden. „Bei der veganen Kost ist es extrem wichtig, bestimmte Getreidesorten und Hülsenfrüchte zu kombinieren. So können sich die Aminosäuren in den Eiweißen richtig ergänzen.“ Sojamilch mit Müsli sei eine Option, oder Kartoffeln. Der Erdapfel hat von Natur aus eine hohe biologische Wertigkeit.
Auch bei der Aufnahme von Eisen muss auf die richtige Zusammenstellung geachtet werden. „Verzehren Sie es mit Vitamin C“, so Christine Nilsen. Das Eisen aus pflanzlichen Produkten wird vom Körper nicht optimal aufgenommen. „Mit der Kombination wird das Eisen umgewandelt, so wie es auch im Fleisch vorhanden ist.“ Die Devise lautet: Vollkornprodukte mit einem Glas Orangensaft konsumieren, Frühstücksflocken mit Obst essen. „Durch die Variation entsteht auf dem Ernährungsplan keine Langeweile.“ Neben reichlich Obst und Gemüse empfiehlt die Ernährungsexpertin Hülsenfrüchte, Nüsse, Samen Vollkornprodukte und pflanzliche Öle. Doch ist vegan jetzt gesünder? Eine pauschale Antwort darauf gibt es nicht. „Isst man nur selten Ungesundes, spielt es keine Rolle“, sagt Christine Nilsen. „Es ist immer eine Frage der Menge und der Häufigkeit.“