In Wedel platzen die Schulen aus allen Nähten. Die SPD fordert eine neue Grundschule. Zunächst greift die Stadt auf Container zurück, die allerdings schwer zu kriegen und keine Dauerlösung sind.
Wedel. Ein großer Behälter, der zur leichteren Beförderung von Gütern dient – so lautet die Erklärung, die sich im Duden für das Wort Container findet. Seit August 2014 stehen zwei Container auf dem Gelände der Albert-Schweitzer-Schule in Wedel. Das Gut, das darin „transportiert“ werden soll, gilt als eines der höchsten: Bildung.
Dass Unterricht an ihrer Schule in einem Container stattfinden muss, begeistert Rektorin Mechthild Akgün und ihre Kollegen nicht. Noch weniger begeistert sie, dass die angemieteten Container gebraucht und sehr viel kleiner als erwartet sind. Zudem weisen sie große Beulen und starke Abnutzungsspuren auf. Kostenpunkt pro Jahr: rund 100.000 Euro, plus 40.000 Euro für die Ausstattung. Doch laut Stadtverwaltung war es schwierig, überhaupt Container zu bekommen. Viele werden aufgrund des Flüchtlingsstroms als Notunterkünfte gebraucht.
Die Stadt hatte keine Wahl, Akgün auch nicht. Denn die Grundschule platzt aus allen Nähten. Obwohl einige Multifunktionsräume in Klassenräume umgewandelt wurden und trotz der zwei neuen Container, es reicht nicht. Zum neuen Schuljahr, also voraussichtlich nach den Sommerferien, muss die Containerlandschaft um zwei weitere Provisorien anwachsen. „Uns verlassen vier vierte Klassen, es kommen aber voraussichtlich bis zu sechs neue erste Klassen“, erklärt Akgün, die derzeit 430 Schüler an ihrer Einrichtung zählt.
Mit dem Problem steht die Rektorin nicht allein da. Auch an den anderen beiden Wedeler Grundschulen herrscht Raumnot. Die aktuellen Prognosen zeigen, dass die Stadt sehr kinderreich ist und die Anmeldezahlen an den Grundschulen in den kommenden Jahren steigen werden. Die Geburtenrate ist in Wedel überdurchschnittlich hoch.
Zudem ziehen viele junge Familien zu – die zahlreichen Neubaugebiete locken neue Bewohner. Auch in der Moorwegsiedlung zeichnet sich ein Generationenwechsel ab, der viele Grundschüler mit sich bringt. Das schlägt sich in den Prognosen nieder. Für die Moorwegschule prognostiziert die Verwaltung einen kontinuierlichen Anstieg von derzeit 15 auf 19 Klassen zum Schuljahr 2017/18. Die Zahl der Schüler steigt dort voraussichtlich von derzeit 325 auf 402 Kinder. Gleichzeitig wächst die Klassenzahl der Albert-Schweitzer-Schule von derzeit 20 auf 22. An der dritten Wedeler Grundschule, der Altstadtschule, bleibt die Zahl der Klassen konstant.
Entgegen dem landesweiten Trend gibt es in Wedel immer mehr Grundschüler, zugleich wächst – auch aufgrund der zunehmenden Zahl an Inklusions- und Flüchtlingskindern ohne Deutschkenntnisse – der Raumbedarf. In den Schulen wird es eng. Um dem steigenden Bedarf irgendwie gerecht zu werden, sollen voraussichtlich auch an der Moorwegschule Container aufgestellt werden. Es ist eine Zwischenlösung – in der Hoffnung, dass die Schülerzahlen von 2020 an wieder abnehmen werden.
Daran glauben die Wedeler Sozialdemokraten nicht. Sie gehen vielmehr davon aus, dass die Stadt aufgrund der geplanten Neubaugebiete wächst und der Bedarf bleibt. „Wir sind diese kurzfristigen Lösungen satt. Wir brauchen ein weiteres Schulgelände“, sagt Lothar Barop. Der Wedeler Sozialdemokrat ist Vorsitzender des Bildungsausschusses und wagte am Mittwochabend zusammen mit seiner Kollegin Heide Keck während der Ausschusssitzung einen Vorstoß. Die SPD stellte den Antrag, das Schulproblem nicht länger mit Klassencontainern zu lösen und dafür den Neubau einer Grundschule im Bereich Lülanden/Steinberg voranzutreiben. Mit diesem Standort wollen die Sozialdemokraten auch gleich das geplante Neubaugebiet Nord mit etwa 800 Wohneinheiten versorgt wissen, das in einigen Jahren entstehen könnte.
Wenn es nach der SPD geht, müsste die Verwaltung unverzüglich mit den Planungen beginnen. „Es wird höchste Zeit, eigentlich sind wir damit schon zu spät“, so Barop. Denn der Schulneubau würde voraussichtlich erst in vier bis fünf Jahren fertiggestellt sein und Entlastung bringen. Doch damit konnten sich die Sozialdemokraten am Mittwochabend nicht durchsetzen.
Zwar waren sich alle Parteien grundsätzlich in Sachen Bedarf einig, der Neubau ist jedoch umstritten. Vor allem die CDU meldete weiteren Klärungsbedarf vor allem im Bezug auf Schülerzahlen, Raumkapazitäten, Nutzung und Schulprofile in Form eines Schulentwicklungsplans an. Heidi Garling dazu: „Wir möchten nicht ohne konkrete Zahlen eine neue Schule planen.“ Die Zahlen wird die CDU jetzt bekommen. Die Verwaltung erklärte sich auch ohne Beschluss dazu bereit, die Daten zu erheben. Nach der Sommerpause sollen sie vorliegen.