Die Nicola Engineering GmbH erstellt im Auftrag von Baufirmen und Ämtern Seekarten. Daten werden vom Schiff aus per Echolot erfasst und anschließend am Computer ausgewertet
Halstenbek. Eigentlich ist Andres Nicola IT-Systemelektroniker. Vermessung habe er früher langweilig gefunden, sagt er. In die Firma seines Vaters wollte er daher nicht einsteigen. Doch als der technikbegeisterte 33-Jährige sich näher mit den Geräten der Seevermessung beschäftigte, wurde er doch noch überzeugt. Seit 2009 ist er nun zusammen mit seinem Vater geschäftsführender Gesellschafter bei der Nicola Engineering GmbH. Das Vermessungsunternehmen ist vor allem in der Hydrographie tätig, erstellt Seekarten für Wasserbaufirmen. Und das mit Erfolg.
Werner Nicola gründete die Firma 1974. Der heute 66-Jährige hatte Vermessung studiert und arbeitete in einem Ingenieurbüro, als er mit der Seevermessung in Berührung kam. „Heutzutage gibt es dafür einen eigenen Studiengang, aber für mich war das damals ein völlig neues Gebiet“, erzählt der Halstenbeker. Im Rahmen der Mitarbeit an der ersten Elbvertiefung wagte er den Schritt in die Selbstständigkeit. „Anfangs bekam ich Mitarbeiter und Geräte von den Baufirmen gestellt.“ Am Ende des Projekts hatte er die ersten drei eigenen Mitarbeiter.
Auch die zweite Elbvertiefung begleitete Werner Nicola mit seiner Firma, war sogar bei der Entdeckung des Findlings „Alter Schwede“ dabei, der in Hamburg-Övelgönne am Elbstrand liegt. Außerdem habe er viel international gearbeitet, sagt Nicola. „Wir hatten zum Beispiel Projekte in Nigeria, Ägypten, Kolumbien und Togo.“ Heutzutage ist Nicola Engineering nicht mehr ganz so international aufgestellt. Vater und Sohn konzentrieren sich jetzt auf Deutschland und die angrenzenden europäischen Länder wie Dänemark oder die Niederlande, auch in Österreich haben sie im vergangenen Jahr gearbeitet.
Am meisten aber seien sie derzeit im Hamburger Hafen tätig, sagt Andres Nicola. „Da ist eigentlich jeden Tag jemand von uns unterwegs.“ Zum Beispiel im Baakenhafen in der HafenCity. Dort soll eine künstlich aufgeschüttete Freizeitinsel entstehen, deren Bau die Nicolas begleiten. Es ist ein Langzeitprojekt, das, so schätzt Andres Nicola, noch ein halbes bis ein Jahr weiterlaufen wird.
An den Seekarten, die das Unternehmen für seine Auftraggeber erstellt, lässt sich im Fall Baakenhafen zum Beispiel der Prozess des Aufschüttens nachvollziehen. Denn sie geben die Wassertiefe an. Die Messung erfolgt mit sogenannten Echoloten. Ähnlich wie Fledermäuse schicken diese Schallsignale zum Boden und messen anhand der Zeit, die es dauert, bis das Signal zurückkommt, die Tiefe. Um die gesamte Fläche zu erfassen, fahren die Schiffe über dem zu messenden Bereich mehrere Linien ab. Zudem gibt es Fächerecholote, die Schallsignale in einem größeren Radius aussenden und so nicht nur einen Punkt, sondern einen größeren Bereich auf einmal messen können, zum Teil sogar unter Anlegern wie dem bei Blohm und Voss im Hamburger Hafen.
Die erfassten Messwerte werden vom Schiff aus ins Büro geschickt. Dort werten die Mitarbeiter im Innendienst die Daten aus und erstellen Seekarten für die Auftraggeber. Grundsätzlich läuft das über ein Computerprogramm, allerdings müssen falsche Messungen gelöscht werden, die zum Beispiel durch Wellengang oder Gegenstände im Wasser entstehen können.
Zwei der insgesamt elf Mitarbeiter von Nicola Engineering sind fest im Innendienst beschäftigt, die übrigen arbeiten je nach Bedarf wechselnd im Büro und im Außendienst. „Der Beruf erfordert Flexibilität“, sagt Andres Nicola. Er plane immer nur für kurze Zeit voraus. „Wenn abends ein Kunde anruft, müssen wir am nächsten Tag eben spontan etwas dazwischenschieben.“
Die meisten Aufträge kommen von Wasserbaufirmen, einige auch von Wasser- und Schifffahrtsämtern. So müssen zum Beispiel Leitungen unter Flüssen kontrolliert werden, wie einmal im Jahr das Stromkabel, das von St. Peter-Ording nach Helgoland gelegt ist. Zusätzlich zu diesen einmaligen Messterminen laufen langfristige Projekte wie jetzt im Baakenhafen in der HafenCity. Insgesamt werden bei Nicola Engineering zwischen achtzig und hundert Projekte im Jahr bearbeitet.
Der Umsatz lag in den letzten Jahren jeweils im hohen sechsstelligen Bereich. „Wirtschaftlich läuft es echt gut“, sagt Andres Nicola. So gut, dass sich die Firma nicht nur um ein Schiff und einen Mitarbeiter vergrößert hat, sondern nebenbei auch noch umziehen konnte: Seit Ende 2012 sitzt Nicola Engineering in einem 1500 Quadratmeter großen Neubau im Halstenbeker Gewerbegebiet. Zusätzlich würden sie manchmal Räume anmieten, wenn es für längere Zeit eine weiter entfernte Baustelle gibt, erklärt Andres Nicola. Ein dauerhafter zweiter Standort sei aber nicht geplant. Der Neubau in Halstenbek hat noch Kapazitäten: „Ein weiteres Schiff könnten wir in der Halle auf jeden Fall noch unterbringen.“
Um glänzend im Geschäft zu bleiben, gibt es auch schon konkrete Pläne für die weitere Entwicklung der Firma. „Wir wollen noch mehr mit Wasser- und Schifffahrtsämtern zusammenarbeiten“, sagt Andres Nicola. Außerdem sei ein ferngelenktes Schiff in der Entwicklung, das für noch mehr Effektivität bei der Vermessung sorgen soll. Nur die ganz ferne Zukunft von Nicola Engineering ist noch offen. Denn ob es nach ihm als Geschäftsführer wieder einen Nachfolger aus der Familie geben wird, weiß Andres Nicola noch nicht. „Mein Sohn ist zwei Jahre alt – ich habe ihn noch nicht gefragt.“