Die Klarinettistin Sabine Meyer steht am 15. Februar im Mittelpunkt eines Benefizkonzerts unter dem Titel „Nacht der Klarinetten“ im Appener Bürgerhaus. Tickets innerhalb kürzester Zeit vergriffen.
Appen. Auf den ersten Blick ist Appen ein eher unauffälliges Dorf: Knapp 5000 Einwohner leben dort, eine Handvoll Geschäfte säumt die Hauptstraße, den Charme eines Bauerndorfs hat sich die Gemeinde bis heute erhalten. Doch trotz – oder gerade wegen – dieser Beschaulichkeit mauserte sich die Kommune in den vergangenen Jahrzehnten zu einem Treffpunkt der Musikelite. Unter anderem ist Michael Herm dafür verantwortlich, der als Organisator der Konzertreihe „Appen Classics“ zweimal im Jahr prominente Vertreter der Klassikszene in seine Heimatgemeinde holt.
Auch für den nächsten „Appen Classics“-Termin am 15. Februar hat Herm wieder einen Coup gelandet: Die weltweit gefeierte Klarinettistin Sabine Meyer folgt seiner Einladung ins Appener Bürgerhaus (Hauptstraße 79). Von 19 Uhr an tritt sie dort mit ihrem Mann Reiner Wehle auf, der wie seine Frau Klarinettist ist und als Professor an der Lübecker Musikhochschule arbeitet. Sechs Meisterschüler des Ehepaars zeigen ebenfalls ihr Können. „Die Nacht der Klarinetten“, so der Titel des Konzerts, wird den Zuhörern Stücke von Wolfgang Amadeus Mozart, Carl Philipp Emanuel Bach, Francis Poulenc, Igor Stravinsky und Jean Françaix bescheren. Das Konzert war innerhalb kürzester Zeit ausverkauft.
Das Besondere an der Veranstaltung ist nicht nur die hochkarätige Besetzung. „Zum ersten Mal veranstalten wir ein Benefizkonzert“, sagt Herm. Die Einnahmen aus der Veranstaltung sollen den Kauf von drei Klarinetten für die Meisterschüler ermöglichen. Zusätzlich verzichten Sabine Meyer und ihr Mann auf ihre Gage, die Nachwuchskünstler erhalten lediglich eine Aufwandsentschädigung. An der Anschaffung der Instrumente beteiligen sich auch die 15 Unterstützer von „Appen Classics“, allen voran die Sparkasse Südholstein.
Sabine Meyer ist bei der exklusiven Konzertreihe kein unbekanntes Gesicht. Bereits im September 2013 spielte die Vollblutmusikerin vor mehr als 200 Besuchern im ausverkauften Bürgerhaus. Die Künstlerin sei vom Ambiente in der Reetdachkate begeistert gewesen, erinnert sich Herm. Bei einem Sektumtrunk nach der Vorstellung einigten sich Herm und Meyer auf die Inszenierung der Klarinettennacht im Februar 2015. „Bisher fand so eine Veranstaltung nur in der Musik- und Kongresshalle Lübeck vor großem Publikum statt“, sagt Herm. In Appen werde das Programm in abgespeckter Form zu hören sein. Zwei Stunden Klarinettengenuss inklusive zweier Pausen sind geplant. Auch die Beteiligung einer bildenden Künstlerin stellte Herm wieder sicher, in dem er die Malerin Claudia Komm ins Boot holte. Mindestens sieben abstrakte Gemälde wird die Pinnebergerin im Konzertsaal aufhängen. Herm – selbst Maler – bescheinigt den Werken seiner Kollegin „viel Tiefgang“.
Zu den „Appen Classics“ gehören aber nicht nur große Namen. Einen entscheidenden Beitrag zum Erfolg der Konzerte leistet auch die familiäre Stimmung. „Im Bürgerhaus gibt es Stars zum Anfassen. Das zu erleben, ist einfach fantastisch“, schwärmt Martin Deertz, Vorstandsmitglied der Sparkasse Südholstein. Unter Musikliebhabern ist die Klassikreihe deshalb offenbar ein Renner. „Ich habe viele Stammgäste“, sagt Herm, der mit der „Nacht der Klarinetten“ bereits die 42. Auflage von „Appen Classics“ organisiert.
Das Konzert im Februar ist noch nicht gelaufen, da richtet Herm seinen Blick bereits auf den „Appen Classics“-Termin im kommenden Herbst. Ein Akkordeon-Duo aus der Ukraine will der Organisator dann auf die Bühne holen, auch Marimba-Klänge und Gesang kann er sich vorstellen. Einen Antrag auf Nutzung des Bürgerhauses könne er jetzt allerdings noch nicht stellen, bedauert Herm. „Erst muss das Konzert mit Sabine Meyer vorbei sein, bevor ich den Raum wieder anfragen kann“, sagt er. Diese neue Vorgabe aus dem Amt Moorrege erschwere Zusammenarbeit mit großen Stars aber erheblich, so Herm. „Wenn ich Gidon Kremer oder Lang Lang buchen will, brauche ich einen Vorlauf von zwei Jahren“.