Stargeiger Christian Tetzlaff und sein Streichquartett begeisterten am Sonntag die Konzertbesucher im Appener Bürgerhaus. Er spiele gern vor einem kleinem Publikum, verriet der Musiker hinterher.
Appen. Zusammen spielen sie auf den internationalen Bühnen dieser Welt. Ob New York, London oder Tokyo, keine Metropole ist zu groß für das Quartett. Doch am Sonntag machte das Musikensemble einen Zwischenstopp im Kreis Pinneberg und verzauberte das Publikum mit seiner Kammermusik. Der Stargeiger Christian Tetzlaff und seine drei Quartettkolleginnen Hanna Weinmeister, Elisabeth Kufferath und Tanja Tetzlaff spielten zweieinhalb Stunden auf der Bühne des Appener Bürgerhauses. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe der Appen Classics hatten die Organisatoren die vier Weltstars in die 4800 Einwohner zählende Gemeinde gelockt.
Doch was hat ein international gefeierter Musiker auf einer Dorfbühne zu suchen? Christian Tetzlaff brauchte für die Beantwortung dieser Frage nicht lange zu überlegen. Es sei eine Selbstverständlichkeit, auch vor einem kleinen Publikum aufzutreten. „Es ist unsere Aufgabe, die Musik den Leuten ans Herz zu bringen“, sagt der gebürtige Hamburger. „Da ist es logischerweise vollkommen Wurscht, wie groß das Publikum ist.“ Die Zeiten, in denen nur die Auftritte auf renommierten internationalen Bühnen von Bedeutung waren, habe er hinter sich gelassen. „Es macht keinen Unterschied, ob wir in London oder Appen spielen“, sagt Christian Tetzlaff. „Wir haben mit demselben Herzblut und der gleichen Konzentration gespielt.“ Ob ein Konzert in Seoul oder Wien, das Streichquartett habe immer die gleichen Ansprüche. „Die Herausforderungen sind überall dieselben“, so der Violinist. „Wo wir spielen, ist nicht wesentlich.“
Für Christian Tetzlaff hat es sogar einen besonderen Charme, vor weniger Zuschauern zu musizieren. „Es kommt das Gefühl auf, dass man unter Freunden spielt“, sagt der 48-Jährige. „Man spricht die Leute eins zu eins an. Man muss die Musik nicht hinausbrüllen.“ Das Konzert im Bürgerhaus war ein voller Erfolg, auf musikalischer und menschlicher Ebene. Über die Bühne hinaus war die Leidenschaft der vier Musiker zu spüren. Entsprechend hingerissen zeigten sich auch die Veranstalter von der musikalischen Aufführung. „Das war einer der besten Appen Classics, die es je gab“, sagt Michael Herm, Vorstandsmitglied des hinter der Konzertreihe steckenden Vereins. „Wir haben es hier nicht umsonst mit Weltstars zu tun.“ Die Musik des Streichquartetts gehe unter die Haut. „Ich bin begeistert“, so Herm.
Die Reaktion des Publikums sprach für sich. Am Ende des Abends gab es Standing Ovations. Das Klatschen hallte laut durch das Bürgerhaus, die Zuschauer hörten mit dem Applaudieren gar nicht mehr auf. „Das Quartett kann so gut zusammenspielen, man merkt, dass sie eine Einheit bilden“, sagt die 16-Jährige Anne Miltenberger, die sich als Fan der klassischen Musik das Konzert des Tetzlaff-Quartetts nicht entgehen ließ. Besonders angetan hatte es der jungen Klarinettenspielerin das erste Streichquartett. „Mozart ist immer gut“, sagte sie.
Das Quartett selbst wird die Appen Classics jedenfalls in guter Erinnerung behalten. „Ich hatte das Gefühl, dass das Publikum gern und gut zugehört hat“, sagt Christian Tetzlaff. Auch das Zusammenspiel zwischen dem Violoncello, der Viola und den zwei Violinen sei gut gelaufen. Das Musikensemble spielte zwei klassische Streichquartette, eins von Wolfgang Amadeus Mozart und das andere von Franz Schubert. Das Jagdquartett von Jörg Widmann sollte Fans der modernen klassischen Musik gefallen. Für den Weltstar Tetzlaff ist der Höhepunkt im Streichquartett von Schubert immer wieder etwas ganz Besonderes. „Den Gipfel von Schubert in G-Dur zu spielen, ist wunderbar“, schwärmte Tetzlaff. „Man versucht es so herzzerreißend zu spielen, dass ihm niemand entkommen kann.“ Als nächstes heißt es für die vier Musiker übrigens auf nach Südkorea. Am 2. Oktober spielt das Musikensemble in Seoul.