Gemeinde einigt sich mit Investor Greve und kann die Wohnmeile um ein großflächiges Gewerbegebiet erweitern. Einzelhandel ist, anders als bei den ersten Plänen 2004, ausgeschlossen
Halstenbek 1000 Arbeitsplätze und ein Investitionsvolumen von 100 Millionen Euro versprach die Hamburger Familie Greve, als sie vor zehn Jahren 100.000 Quadratmeter Fläche im Gewerbe-Erweiterungsgebiet der Wohnmeile erwarb. Bis heute tat sich auf dem Gelände zwischen Gärtnerstraße, Eidelstedter Weg und Seemoorweg nichts. Das soll sich bald ändern. Nach jahrelangen und zermürbenden Verhandlungen hat sich die Gemeinde mit dem Investor auf ein neues Konzept für das brachliegende Areal geeinigt. „Mein Wunsch wäre es, dass es 2016 zum ersten Spatenstich kommt“, sagt Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann.
Zunächst einmal ist die Kommunalpolitik am Zug. Am Dienstag, 18. November, wird sich von 19 Uhr an im Rathaus der Bauausschuss mit der Übereinkunft befassen. Von den ursprünglichen Plänen, die unter anderem ein Fachmarktzentrum, ein Möbelhaus, eine Seniorenresidenz der Luxusklasse sowie diverse Bürobauten mit maximal 30.000 Quadratmetern Nutzfläche vorsahen, ist nichts übrig geblieben. Das neue Konzept sieht vor, lediglich 55.000 Quadratmeter für Betriebe bereit zu stellen. 26.000 Quadratmeter sollen als Mischgebiet ausgewiesen werden, auf 19.000 Quadratmetern sollen 120 Wohneinheiten entstehen. Die Wohnbebauung ist die „Kröte“, die Halstenbeks Politiker schlucken müssen.
Dafür räumt die AlsterCity Verwaltungsgesellschaft als Besitzer der Flächen der Gemeinde im Gegenzug ein Mitspracherecht bei der Auswahl der Firmen ein, die sich auf den Gewerbeflächen niederlassen. Vorgesehen sind kleine, mittelständische Betriebe. „Das ist genau das, was Halstenbek braucht. Wir brauchen Gewerbeflächen und streben eine Diversifikation an. Es soll nicht ein Großbetrieb kommen, sondern viele kleine Firmen“, sagt Hoß-Rickmann. Dabei sollen Betriebe aus zukunftsträchtigen Branchen angesprochen werden. „Einzelhandel schließen wir aus.“ Eine Erweiterung der Wohnmeile in ihrer bisherigen Struktur sei – anders als 2004 – nicht erwünscht. Auf diese Weise solle sichergestellt werden, dass die schon jetzt enorme Verkehrsbelastung des Bereichs nicht überhand nehme.
Die Wohnbauflächen sind nordöstlich des Eidelstedter Weges in einer Tiefe von 45 Metern vorgesehen. Geplant sind Einzel- und Doppelhäuser, aber auch öffentlich geförderter Wohnraum in Geschossbauweise. Der Investor muss sich verpflichten, eine Kindertagesstätte mit vier Gruppen zu bauen. Ein 30 Meter breiter Grüngürtel schirmt die Wohnbebauung vom Mischgebiet ab, das aus Sicht der Verwaltung nicht für weitere Wohneinheiten, sondern lediglich für nicht störendes Gewerbe genutzt werden darf. Es folgt das reine Gewerbegebiet.
„Es muss auf diesen Flächen endlich etwas passieren“, sagt die Bürgermeisterin. Sie sieht das von ihr erzielte Verhandlungsergebnis als tragfähigen Kompromiss. Hoß-Rickmann: „Ich hoffe, dass diese Lösung für alle Fraktionen konsensfähig ist.“ Der Gemeinderat hatte die Verwaltungschefin Ende Juni per Beschluss dazu ermächtigt, Verhandlungen mit Greves Statthalter für Halstenbek, Ralph Knist von der AlsterCity Verwaltungsgesellschaft, aufzunehmen.
Das Verhandlungsergebnis soll nun in die 19. Änderung des Flächennutzungsplans und in die Aufstellung des B-Plans 62 Gewerbegebietserweiterung einfließen, die der Bauausschuss jetzt beraten wird. Parallel dazu muss die Gemeinde mit dem Investor einen städtebaulichen Vertrag aushandeln, der unter anderem das Mitspracherecht der Gemeinde bei der Auswahl der Firmen festschreiben soll. Während des Aufstellungsverfahrens muss geprüft werden, welche Lärmemissionen von der Gewerbegebietserweiterung ausgehen und ob das bestehende Verkehrsnetz den Belastungen gewachsen ist.
Der Umbau des Kreuzungsknotenpunktes Gärtnerstraße/Kellerstraße ist bereits für 2016 geplant. Dort soll die Fahrbahndecke erneuert, die Ampeltechnik verbessert und eine Rechtsabbiegespur von der Altonaer Straße in die Kellerstraße gebaut werden. Die Kosten werden auf 850.000 Euro geschätzt, wovon auf die Gemeinde 350.000 Euro entfallen würden. Abzüglich aller Zuschüsse beträgt der Eigenanteil 90.000 Euro. Straßenbaulastträger ist der Kreis. Die Maßnahme soll von Juni bis September 2016 erfolgen, eine Vollsperrung des Knotenpunktes ist in den Sommerferien geplant.