Acht Tage nach dem Tod zweier Angler bei Wedel meldet ein Zeuge ein verunglücktes Kajak. Der Paddler ist wohlauf
Wedel. Ein Kajak-Fahrer hat am Montagabend in Wedel einen Großeinsatz von Feuerwehr, Rettungsdienst, DLRG und Polizei ausgelöst. Acht Tage nach dem tragischen Tod von zwei Anglern an fast derselben Stelle ließ die erste Meldung Schlimmes befürchten. Ein Zeuge hatte ein leeres Paddelboot gemeldet, das während eines heftigen Gewitters auf das Stack vor dem Yachthafen aufgelaufen war. Vor Ort angekommen stellten die Retter fest, dass der 64 Jahre alte Paddler absichtlich die Befestigung der Hafeneinfahrt angesteuert hatte, um sich vor dem aufziehenden Unwetter zu schützen.
Der Alarm bei der Wedeler Feuerwehr ging um kurz vor 19 Uhr am Pfingstmontag ein. Sofort wurden alle verfügbaren Kräfte in Marsch gesetzt. Die Feuerwehr-Boote „Bürgermeister Balack" und „Bürgermeister Kahlert" sowie das DLRG-Schiff „Klaar Kimming" nahmen wenige Minuten nach der Alarmierung von ihrem Liegeplatz im Tonnenhafen Kurs auf die Einsatzstelle. Parallel dazu hob der ADAC-Rettungshubschrauber „Christoph Hansa" in Hamburg ab, der einen Notarzt zum Hamburger Yachthafen beförderte.
Doch nur wenige Minuten später konnten die Einsatzkräfte Entwarnung geben. Auf dem Stack, das die Einfahrt zum Hafen schützt, stießen sie auf ein Kajak – und den dazugehörigen Paddler. Es handelte sich laut Polizeiangaben um einen 64 Jahre alten Mann aus Hamburg, der ohne Rettungsweste auf dem Gewässer unterwegs war. Der 64-Jährige zeigte sich wenig erbaut über das Großaufgebot an Einsatzkräften, das zu seiner Rettung herbeigeeilt war. Er gab an, sich auf das Stack gerettet zu haben, weil er abwarten wollte, bis Gewitter und Regenfront vorbeigezogen waren.
Die Helfer von Feuerwehr und DLRG brachten den Hamburger mitsamt seinem Boot in den Yachthafen. Dort erfolgte eine kurze medizinische Untersuchung. Sie ergab, dass sich der Paddler bester Gesundheit erfreute. Während dieser Zeit war die Schlechtwetterfront abgeklungen. Und so setzte sich der Hamburger, wiederum ohne Rettungsweste, wieder in sein zwei Meter langes, aufblasbares Kajak und paddelte davon. „Der Mann konnte nicht damit rechnen, dass sein Verhalten einen derartigen Einsatz auslösen würde“, sagt Polizeisprecherin Silke Westphal. Er habe sich keiner Verfehlung schuldig gemacht und müsse daher weder mit einer Strafanzeige noch mit einer Übernahme der Einsatzkosten rechnen.
Die Ursache des tödlichen Dramas, das sich am 1. Juni ebenfalls vor dem Hamburger Yachthafen ereignet hat, ist indes weiterhin unklar. „Die Ermittlungen werden noch längere Zeit in Anspruch nehmen“, teilte Polizeisprecherin Westphal mit. Gegen 17.30 Uhr an dem Sonntag hatten Angler von Land aus beobachtet, wie zwei Männer aus einem Motorboot mit Außenborder ins Wasser fielen. Mehr als drei Stunden später entdeckten Taucher die Leichen der 24 und 28 Jahre alten Männer in etwa fünf Meter Tiefe auf dem Grund der Elbe.
Es handelte sich um den Wedeler Torben G., 24, und seinen vier Jahre älteren Begleiter Benjamin U. aus Hetlingen. Beide hatten bereits Dutzende Angelausflüge auf der Elbe unternommen, galten als erfahren im Umgang mit Booten. Mittlerweile liegen den Ermittlern die Ergebnisse der Obduktion aus der Rechtsmedizin vor. Demnach sind beide Männer ertrunken. Doch warum sie auf dem Weg zu ihrem Angelausflug nur wenige Meter von der Hafeneinfahrt entfernt ins Wasser stürzten und sich nicht über Wasser halten konnten, bis die ersten Schiffe kurze Zeit später an der Unfallstelle eintrafen, bleibt nach wie vor rätselhaft. „Wir gehen weiterhin von einem Unglücksfall aus“, sagt Polizeisprecherin Westphal.
Ein Großaufgebot von Polizei, Feuerwehr und DLRG hatte stundenlang nach den Vermissten gesucht. Allein die Wasserschutzpolizei Hamburg schickte vier Funkstreifenboote zur Einsatzstelle. Auch die Feuerwehren aus Wedel und Stade, die Hamburger Berufsfeuerwehr sowie DLRG-Verbände aus Hamburg, Wedel und Stade waren mit Booten und Tauchern an dem Einsatz beteiligt. Die Kripo Pinneberg hat die Aufarbeitung der Ereignisse von der Wasserschutzpolizei Hamburg übernommen.
Laut Westphal sind noch diverse Zeugenvernehmungen in der Sache vorgesehen. Allerdings bleibe offen, ob sich die Frage überhaupt klären lasse, warum die beiden Männer über Bord fielen. Erste Annahmen, dass ein Schiff eine größere Welle ausgelöst und diese das Anglerboot aus dem Gleichgewicht gebracht hat, bestätigten sich nach Auswertung der Radaraufnahmen nicht.