Nach mehr als einem Jahr Leerstand tut sich etwas in den Gastroräumen des Kreiskulturzentrums: Die Verträge mit dem neuem Betreiber stehen kurz vor Unterschrift. Hohe Mieten in Pinneberger Innenstadt
Pinneberg. Seit eineinhalb Jahren stehen die Sonnenschirme zusammengeklappt auf der Terrasse hinter der Drostei. Seit eineinhalb Jahren sind die Gasträume im Kreiskulturzentrum leer. Seit eineinhalb Jahren sucht Jens Bollwahn nach Mietern, die den gastronomischen Betrieb im ehemaligen Restaurant „Zur Landdrostei“ aufnehmen. Jetzt tut sich etwas im alten Gemäuer.
„Wir führen Gespräche mit einem Hamburger Gastronomen, die Verträge sind kurz vor der Unterschrift“, sagt Jens Bollwahn, der als Geschäftsführer der Stiftung Landdrostei für die kaufmännische Arbeit der Stiftung zuständig ist. „Wir sind guter Dinge, dass wir schon bald etwas Offizielles bekannt geben können.“ Zu viel möchte Bollwahn noch nicht verraten. „Der Gastronom wird ein fertiges Konzept mitbringen, die Karte wird sich auf regionale Küche beschränken.“
Das Restaurant soll nach der Neueröffnung täglich geöffnet sein, außerdem ist ein Mittagstisch für kleines Geld geplant. „Die Öffnungszeiten sollen zudem an die Veranstaltungen in der Drostei gekoppelt sein. Wir möchten so Gastronomie und Kultur vernetzen“, sagt Bollwahn. Dieses Jahr werde das Restaurant „Zur Landdrostei“ nicht mehr eröffnen, man peile einen Termin Mitte 2015 an. „In den Räumlichkeiten muss noch viel gemacht werden, die Umbauarbeiten haben bereits begonnen“, sagt Bollwahn.
Der hohe Investitionsbedarf und die konkreten Vorstellungen der Stiftung, was das gastronomische Konzept angeht, hätten es in den eineinhalb Jahren schwierig gemacht, einen Betreiber zu finden. „Das war der Knackpunkt“, sagt Bollwahn. Ohne das passende Konzept hätten die Stiftung und auch der Kreis Pinneberg angesichts klammer Kassen keinen Anreiz für die Investitionen gesehen. Die Miete habe dabei nicht so eine große Rolle gespielt, so der Stiftungs-Geschäftsführer.
Dass hohe Mieten aber für viele Gastronomen zu einem Problem werden, zeigt das Beispiel des asiatischen Restaurants Asia Pham an der Dingstätte. Vom einen Tag auf den anderen blieben die Türen geschlossen. Noch stehen Sojasoße und Speisekarten auf den Tischen. Stammgäste versuchen durch die Scheiben etwas in den nun dunklen Gastroräumen zu erkennen.
Wirtschaftsförderer Stefan Krappa weiß Rat. „Die Betreiber konnten die Miete nicht mehr stemmen, sie suchen nun nach geeigneten Räumlichkeiten am Fahltskamp, um den Betrieb weiterzuführen.“ Die Diskrepanz zwischen Miete und Einkünften sei zu groß gewesen, das asiatische Restaurant werde aber Ausweichräumlichkeiten in der Innenstadt beziehen, so Krappa.
Restaurant-Sterben in Pinneberg? „Nein“, sagt der Wirtschaftsförderer. „Es gibt keine Hinweise, dass sich die Gastronomie im Innenstadtbereich negativ entwickelt und so auch keinen Anlass von einem Restaurant-Sterben zu sprechen.“ Eher das Gegenteil sei der Fall, so Krappa. „Wir hatten einige Neueröffnungen in den vergangenen Wochen und Monaten wie das Café Kruschat oder den Friesen-Krog im ehemaligen Astra-Pott beziehungsweise dem Alexandros, das durch den Besuch von Fernsehkoch Frank Rosin bekannt wurde. Oder das usbekische Bistro Jasmin an der Lindenstraße“, sagt Krappa. „Viele Restaurants wie die Scheune, Rigoletto oder Elena haben ihre Stammkundschaft und keine Probleme.“
Dennoch, gibt der Wirtschaftsförderer zu, sei Pinneberg kein einfaches Pflaster für Gastronomen. „Wir sind natürlich kein Szeneviertel wie Ottensen oder das Schulterblatt in Hamburg.“ Außerdem seien die Platzverhältnisse in der City gerade für Systemgastronomie wie Schweinske schwierig. „Die brauchen große Erdgeschossräume mit der entsprechenden Ausstattung und vielen Stellplätzen“, sagt Krappa.
„Die Attraktivität der Innenstadt lebt auch von vielen kulinarischen Angeboten“, sagt Bürgermeisterin Urte Steinberg. „Wir versuchen daher, weitere gastronomische Betriebe anzusiedeln. Zum Beispiel in der Ebertpassage.“ Die Wirtschaftsförderung sei in entsprechenden Gesprächen, erklärt Krappa. „Das sind nicht unbedingt Restaurants, aber eben schon gastronomische Betriebe. Mit Blick auf die Jugendlichen würde ich mir einen Coffee-Shop wie Balzac oder Starbucks für Pinneberg wünschen.“ Dies gestalte sich aber wegen der Vorgaben der Franchise-Unternehmen schwierig. Trotzdem: „Die Ketten sehen auch das Potenzial hier in Pinneberg.“
Generell komme es für die Gastronomie besonders auf die Räumlichkeiten an. „Die Gebäude müssen zeitgemäß, also vor allem barrierefrei sein und natürlich auch etwas hermachen. Mit heruntergewirtschafteten Räumlichkeiten lockt man keine Gastronomen an“, so Krappa.
Heruntergewirtschaftet sind die Räumlichkeiten des Restaurants „Zur Landdrostei“ nicht. „Das ist eben kein einfaches Objekt, das hat auch die Erfahrung der vorherigen Betreiber gezeigt“, sagt der Wirtschaftsförderer. „Umso schöner, wenn dort nun wieder Leben einkehrt.“