Im ehemaligen Teppichlager soll Mix aus Wohnen, Kultur und Gewerbe entstehen. Die Stadt Elmshorn erhofft sich vom Kreativzentrum im Herzen des neuen Quartiers Krückau-Vormstegen Impulse für Wirtschaft.
Elmshorn. Die Knechtschen Hallen könnten Elmshorns Kreativzentrum im Herzen des neuen Quartiers Krückau-Vormstegen werden und Motor für wirtschaftliches Wachstum. Das wurde am Donnerstagabend auf der öffentlichen Versammlung in den Räumen der Stadtwerke Elmshorn deutlich. Dort stellte Stadtplaner Ralf Ebert von „Stadtart“ aus Dortmund zahlreichen Bürgern die vorläufigen Ergebnisse einer Machbarkeitsstudie vor.
„Wir wollen herausfinden, wie groß die Akzeptanz in der Bevölkerung ist“, sagte Bürgermeister Volker Hatje, der gemeinsam mit Silke Faber, Leiterin des Amtes für Stadtentwicklung, den Abend moderierte. Die Zuhörer hatten die Möglichkeit, in Arbeitsgruppen weitere Ideen einzubringen. Wie kann die Kultur die Stadtentwicklung fördern? Wie sollen die Knechtschen Hallen genutzt werden? Und vor allem: Wie lässt sich das Projekt so finanzieren, dass am Ende der Rechnung eine dicke schwarze Null steht? Mit viel Geld und hohen Defiziten könne das schließlich jeder, so Hatje. „Bis zum Jahresende wissen wir dann auch, wie es um die bauliche Substanz der Gebäude bestellt ist.“
Eberts Ausblick stimmte positiv: So steigerten seiner Ansicht nach kreative Räume in der Stadt bei einem attraktiven Nutzungsmix die Besucher-Frequenzerzeugung für die Innenstadt, stärkten die lokale Zivilgesellschaft, erhöhten die Aufmerksamkeit für den Standort und unterstützen dadurch den Entwicklungsprozess des Sanierungsgebiets. „Ein Kreativquartier kann einen positiven Beitrag zur Modifizierung der Marke Elmshorn bieten und so die Standortattraktivität von Elmshorn für Branchen steigern“, sagte Ebert. Er warnte aber auch, dass dies kein Selbstläufer sei, sondern nur in enger Zusammenarbeit mit zahlreichen Akteuren der Stadt Erfolg verspreche.
Dass es am kreativen Input nicht mangelt, haben die Elmshorner bereits bewiesen. Einige haben sich zusammengetan, um als Freundeskreis der Knechtschen Hallen für den Erhalt der das industrielle Stadtbild prägenden Baukultur zu kämpfen und das seit Jahren leer stehende Teppichlager kulturell, künstlerisch und gesellschaftlich zu nutzen. Seit dem 31. März ist der Freundeskreis ein eingetragener Verein und seine Mitgliederzahl auf 50 angewachsen. „Wir können auf einen Unterstützerkreis von 250 Bürger, Unternehmen und Institutionen zurückgreifen“, sagte Jens Jähnke, der zu den Gründungsmitgliedern zählt und die Arbeit des Vereins dem Publikum vorstellte.
In dem halben Jahr des Bestehens wurden schon zahlreiche Veranstaltungen und Angebote durchgeführt, etwa ein Tangoabend, das Repair-Café, ein urbaner Garten, der allen offen steht, sowie verschiedene Ausstellungen und Konzerte. „Wir arbeiten basisorientiert, schnell und effektiv ohne große Bürokratie, auf einer breiten Basis, transparent und überparteilich“, so Jähnke. Gute Voraussetzungen für Kreativität. Da Stadt und Eigentümer noch über einen Verkauf verhandeln, wurde zunächst das benachbarte Kranhaus erworben und hergerichtet. Als Teilnehmer am ExWoSt-Programm (Experimenteller Wohnungs- und Städtebau) hatte die Stadt die Möglichkeit, das Kranhaus zu erwerben und dem Freundeskreis zur Nutzung anzubieten. Der ergriff die Gelegenheit und vereinbarte mit der Stadt eine Nutzungsvereinbarung. Das Kranhaus wurde zur Keimzelle, „Sprungbrett und Probierraum“ für eine mögliche spätere Nutzung der Knechtschen Hallen. Denkbar ist ein Mix aus Wohnraum, Gewerbe, öffentlich geförderten Einrichtungen, Kunst, Kultur, Kommunikation, Gastronomie und Kindergarten.
Bleibt die Frage, wie sich das Mammutprojekt finanzieren lässt. „Immerhin sind 6500 Quadratmeter zu bespielen“, sagte Hatje. „Dafür brauchen wir wirtschaftliche Partner und Investoren, die von der Idee überzeugt sind.“ Die Hoffnung bleibt, dass das Kreativquartier auch wirtschaftliche Impulse mit sich bringt. Das Kreativquartier könnte auch Studenten und junge Familien nach Elmshorn locken und somit auch qualifizierte Fachkräfte bringen.
Anfang Oktober wird das Planungsbüro „Stadtart“ der Stadt seinen Abschlussbericht vorlegen und eine Empfehlung aussprechen.