Im Wedeler Ernst Barlach Museum läuft das Projekt „Barlach go young“ an. In dem Museum ist jetzt auch eine neue Ausstellung mit Werken des chinesischen Künstlers Wang Shugang zu sehen.
Wedel. Der Weg zur Glückseligkeit führt entlang an weißen Marmorsäulen, auf denen gebeugte Priester die Vorbeikommenden beobachten, und endet in der neuen Ausstellung des Ernst Barlach Museums. Kein Wunder, dass Heike Stockhaus als Geschäftsführerin der Wedeler Kultureinrichtung den „Turn to Happiness“ am liebsten dauerhaft im Garten des Museums installieren würde.
Passenderweise stammt der Skulpturenpark von Wang Shugang. Der chinesische Künstler wurde kürzlich mit dem mit 5000 Euro dotierten Preis der Ernst Barlach Gesellschaft geehrt. Vorgeschlagen hatte ihn Juror Gregor Hansen von der Düsseldorfer Kunsthalle. Er bescheinigte dem außergewöhnlichen Künstler in seiner Rede zur Preisvergabe in Wedel kürzlich: „Er hat sein Leben der Toleranz und Vernunft gewidmet, dem Verständnis der Menschen untereinander, speziell in seiner Heimat, aber auch ganz allgemein. Wang Shugangs Botschaft als Botschafter des Verständnisses von Humanität ist beeindruckend und großartig. Er ist ein würdiger Preisträger im Sinne Barlachs.“
Dem Bildhauer, der auch einige Jahre in Berlin lebte, ist die neue Ausstellung im Barlach Museum gewidmet. Sie gibt Einblicke in die asiatische Gesellschaft, ihre Werte und Normen. Im Kontrast zu Shugangs Werken zeigt das Museum Arbeiten einer vierköpfigen Künstlergruppe, die unter dem Namen „Beijing Berlin Projekt“ gemeinsam Werke erstellt hat – ein in dieser Weise einzigartiges künstlerisches Zusammenspiel.
Ziel des Projekts ist es, Jugendliche für Kunst zu interessieren
Der Stellenwert des Einzelnen in der Gesellschaft und der Zwang des Kollektivs in der westlichen oder östlichen Kultur: Damit befasst sich nicht nur die aktuelle Ausstellung. Es ist auch Thema des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Wedeler Projekts „Barlach go young“. Denn die neuen Museumsbotschafter werden sich unter dem Motto „Haben oder Sein“ mit der chinesischen Kultur befassen. Das Projekt des Museums startet am Sonnabend, 13. September, in die zweite Runde.
Ziel ist es, bei den Jugendlichen Interesse für Kunst im Allgemeinen und für den in Wedel geborenen Künstler Barlach im Speziellen zu wecken. Dabei lernen die Teilnehmer dem Kulturbetrieb und den Museumsalltag so kennen, dass sie andere Schüler oder Besucher durch die Ausstellung führen können. Zudem erstellen sie zusammen mit Experten der Wedeler Fachhochschule eine Internetseite über ihre Aktivitäten und organisieren eine eigene kleine Ausstellung. Für ihre außerschulische Leistung erhalten die Botschafter am Ende ein Zertifikat. 15 Jugendliche wurden im ersten Durchgang zu Museumsbotschaftern ausgebildet. Bei der Neuauflage sollen es möglichst noch mehr werden. Dabei beschränkt sich das Angebot laut Stockhaus ausdrücklich nicht auf Wedeler Jugendliche.
Schüler aus Hamburg und dem Kreis Pinneberg sind willkommen. Sie erwartet außer einem Blick hinter die Kulissen der sehenswerten Ausstellung im Ernst Barlach Museum auch spannende Aktionen. Unter anderem widmen sich die Teilnehmer zusammen mit einer chinesischen Künstlerin den Schriftzeichen und werden erfahren, warum es im Chinesischen nicht einfach nur ein Wort für Liebe gibt. Zudem ist ein Austausch mit Schülern aus Shanghai geplant. Via Internet soll es darum gehen, die andere Kultur näher kennenzulernen, sich der Frage nach „Haben und Sein“ auch vor dem Hintergrund anderer gesellschaftlicher Normen zu stellen.
Und so werden die Teilnehmer auch erfahren, warum es kein Zufall ist, dass das Selbstbildnis von Wang Shugang ausgerechnet auf einem Alpaka durchs Foyer des Ernst Barlach Museums reitet. Das sogenannte Kamel aus den Anden hat es zum zweideutigen Helden der chinesischen Zensurgegner im Internet geschafft. Denn ausgesprochen ähnelt der Begriff einem chinesischen Schimpfwort.
Shugangs Alpaka-Skulptur und seine rote Runde aus Mönchen sind noch bis 11. Januar kommenden Jahres in der Einrichtung an der Mühlenstraße zu sehen. Der Eintritt kostet sieben Euro. Schüler und Auszubildende zahlen fünf Euro. Das Museum ist von Dienstag bis Sonntag zwischen 11 und 18 Uhr geöffnet. Weitere Infos zu den Museumsbotschaftern gibt es unter www.barlach-goyoung.de