Die Digitale Agenda des Bundeskabinetts nährt die Hoffnungen auf eine bessere Internetanbindung der kleinen Gemeinden im Kreis Pinneberg. Allerdings bleibt die Finanzierung ein Problem.
Kreis Pinneberg/Berlin. Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet bereitet das Thema Breitband seit Jahren gewisse Sorgen. Beständig ist von neuen Hochleistungsnetzen die Rede, von den Chancen der digitalisierten Welt. In der kleinen Gemeinde an der Pinnau ist diese digitale Welt alles andere als selbstverständlich. Neuendeich zählt zum ländlichen Raum. Und der hat es seit Beginn des Digitalzeitalters schwer, den Anschluss an die Datenautobahnen zu bekommen.
„Bei uns ist Breitband geplant und gewollt“, sagt der Neuendeicher Bürgermeister. Doch an der Umsetzung hapere es. Wie bei vielen anderen Gemeinden im Kreis auch, gibt es in Neuendeich diverse, abseits der Hauptstraßen gelegene Gebäude. Diese an das Breitbandnetz anzuschließen, ist für die Telekommunikationsfirmen nicht rentabel. Die Ausbaukosten stehen in keinem Verhältnis zu den zu erwartenden Einnahmen. „Die Einzelabdeckung einiger abgelegener Häuser ist ein Problem, auch die LTE Technologie hilft da nicht immer weiter“, sagt Pliquet. Sein Fazit: „Die Anbindung an das Netz ist hier im Vergleich zu anderen Kreisen schlecht.“
Der SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann kennt die Probleme. Bei den Gesprächen, die er mit diversen Bürgermeistern im Kreis in den vergangenen Wochen geführt hat, stand ein Thema immer wieder auf der Agenda: Die Breitbandanbindung. Seit der Abwasserzweckverband Südholstein in seinen Plänen für das Breitbandgeschäft ausgebremst wurde, ist das Thema auch in den südlichen Gemeinden wieder verstärkt in den Fokus geraten. „Die ständigen Probleme der ländlichen Regionen in Sachen Internet sind in Berlin angekommen“, sagt Rossmann und verweist auf die neue Digitale Agenda, die das Bundeskabinett gerade beschlossen hat. Sie soll bis 2017 dafür sorgen, dass die Lücken im Breitbandnetz endlich geschlossen werden.
Ein Blick auf den Breitbandatlas des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur sowie des TÜV-Rheinland zeigt deutlich die derzeitige Diskrepanz zwischen Stadt und Land. Eine Breitbandabdeckung bei mehr als 95 Prozent der Haushalte bei Datentransfergeschwindigkeiten von 50 Megabit pro Sekunde ist im Kreis derzeit nur in Halstenbek vorhanden. Eine Abdeckungsquote von guten 75 bis 95 Prozent weisen Wedel, Uetersen, Schenefeld, Klein Nordende, Groß Nordende, Elmshorn, Barmstedt, Quickborn, Prisdorf, Pinneberg, Kummerfeld und Borstel-Hohenraden auf. Deutlich schlechter sieht es in den restlichen Gegenden aus.
In Appen, Moorrege, Bokholt-Hanredder, Holm und sogar im boomenden Tornesch ist ein Highspeed-Breitbandanschluss nur für die Hälfte bis drei Viertel aller Haushalte verfügbar. In Heidgraben, Hasloh, Bönningstedt und Neuendorf bei Elmshorn liegt die Versorgungsquote gar unter 50 Prozent. Nicht einmal eines von zehn Häusern ist in Holm, Haseldorf, Hetlingen, Seestermühe, Ellerhoop, Bevern, Langeln, Hemdingen, Neuendeich, Lutzhorn, Brande-Hörnerkirchen, Groß-Offenseth, Seeth-Ekholt und Seester an die Datenautobahn angeschlossen. Das hat wirtschaftliche Auswirkungen.
Laut Rossmann sind Unternehmen auch im ländlichen Bereich zunehmend auf das Internet angewiesen, um für sich zu werben, um erreichbar zu sein, über ihre Leistungen zu informieren und Aufträge wahrzunehmen. „Das sind teils große Datenpakete, die verschickt werden müssen. Ohne einen guten Breitbandanschluss wird das schwierig“, sagt der SPD-Politiker.
Pliquet und Rossmann hegen große Hoffnungen, dass nun der seit Jahren stockende Datennetzausbau endlich kommt. Die Bundesminister Alexander Dorbrindt, Thomas De Maiziere und Sigmar Gabriel haben mit ihren Unterschriften zumindest den Bund in die Verpflichtung genommen, den Ausbau voranzutreiben. Mit den Einnahmen aus Konzessionsvergaben soll dieser mit finanziert werden. Bis zu zwölf Milliarden Euro in zehn Jahren seien zu erwarten. Doch das Geld werde nicht reichen, sagt Rossmann.
„Zusätzliche Geldquellen wären sinnvoll, denn es kann nicht alles aus öffentlicher Hand finanziert werden“, sagt der SPD-Politiker. Kreise und Gemeinden müssten kreativ werden und nun Geldquellen auftun. Pliquet glaubt, dass die Gemeinden auch stärker in die Vorplanung bei ihren Tiefbauprojekten gehen müssen, um den Netzausbau kostengünstig zu ermöglichen. Das sei bislang vernachlässigt worden.