Das Jahr verlief für den Naturkindergarten wenig erfreulich. Das Gebäude wurde zwangsversteigert, der Trägerverein meldete Insolvenz an. Doch jetzt scheint der Fortbestand der Betreuung gesichert.
Wedel. Erst wurde das Domizil des Wedeler Naturkindergartens zwangsversteigert, dann musste der Trägerverein Insolvenz anmelden: Das Jahr 2014 verlief für die private Einrichtung in Wedel bisher wenig erfreulich. Umso erfreulicher ist es daher, dass sich ein Happy-End abzeichnet. Ein langfristiger Mietvertrag mit dem neuen Besitzer des Gebäudes ist unter Dach und Fach – und auch der dauerhafte Fortbestand der Kinderbetreuung scheint gesichert.
Vor kurzem hat das zuständige Amtsgericht Pinneberg das Insolvenzverfahren über das Vermögen des eingetragenen Vereins Naturkindergarten Wedel offiziell eröffnet. Angemeldet worden war die Insolvenz bereits am 22. Mai. Seitdem lenkt der Hamburger Anwalt Stephan Schoppe von der Kanzlei Reimer Rechtsanwälte die Geschicke des Vereins. Und er hat einiges erreicht. Der Betrieb am Fährenkamp 41 lief ohne Beeinträchtigungen weiter – und das wird auch so bleiben. „Alles ist auf Zukunft ausgerichtet“, teilt Schoppe auf Anfrage mit. Weitere Auskünfte könne er aus Rücksicht auf das andauernde Verfahren nicht geben.
In einem Brief an die Eltern, die ihre Kinder in die Obhut des Vereins gegeben haben, wird der Insolvenzverwalter deutlicher. Es sei sichergestellt, „dass die Betreuung Ihrer Kinder dauerhaft gewährleistet werden kann“, heißt es darin. Sichergestellt sei auch, dass die bisherigen Erzieherinnen dauerhaft in der Einrichtung weiterbeschäftigt werden könnten.
Das letzte Wort in diesen Punkten hat die Gläubigerversammlung. Nach Abendblatt-Informationen hat der Verein Außenstände bei Banken, Lieferanten und Versorgern. Die Gläubigerversammlung tritt am 22. Oktober zur nicht öffentlichen Sitzung im Amtsgericht Pinneberg zusammen. In der Regel folgt sie dem Vorschlag des Insolvenzverwalters. Und der wird nach Abendblatt-Informationen grünes Licht für eine dauerhafte Zukunft der Einrichtung geben.
Das frühere Einfamilienhaus am Fährenkamp wird seit Ende der 90er-Jahre als Kita genutzt. Seit dem Umbau stehen auf dem 1300 Quadratmeter großen Grundstück auch ein Containergebäude mit sechs Fertigcontainern, fünf Holzhäuser und ein Poolgebäude.
Der Verein war Mieter der Immobilie und musste miterleben, wie diese 2013 in die Zwangsversteigerung geriet. Den errechneten Verkehrswert von 299.000 Euro wollte in einem ersten Termin kein Interessent zahlen. Erst im zweiten Anlauf wechselte die Immobilie im Januar für 250.000 Euro den Besitzer. Der neue Eigentümer schloss mit dem Trägerverein einen langfristigen Mietvertrag bis zum Jahr 2024.
Vier Monate später musste dann der Vereinsvorstand Insolvenz anmelden. Diese ist mittelbar auf die Zwangsversteigerung zurückzuführen. So sollen Mietzahlungen, die der Verein für Haus und Grundstück an den alten Eigentümer leistete, nicht bei der finanzierenden Bank angekommen sein, sodass dem Verein Nachzahlungen drohten. Was genau dort schiefgelaufen ist und wer dafür die Verantwortung trägt, wird derzeit ermittelt. Hinzu kam, dass durch die Zwangsversteigerung einige Eltern so besorgt gewesen waren, dass sie ihre Kinder aus der Einrichtung nahmen, wodurch wiederum Einnahmen fehlten.
Der Naturkindergarten bietet 46 Plätze in einer Krippen-, einer Familien- und einer Elementargruppe gemäß Natur- und Montessori-Pädagogik. Die Betreuungszeit erstreckt von 7.30 bis 17Uhr, neun Erzieherinnen sorgen sich um das Wohl der Kleinen. Die Anmeldezahlen sind inzwischen wieder gestiegen, ab Oktober ist der Kindergarten zu 100 Prozent ausgelastet.
Daher macht sich auch die Stadt keine Sorgen um den Fortbestand der Einrichtung. „Die Rückmeldungen, die wir vom Insolvenzverwalter bekommen haben, sind äußerst positiv“, sagt der zuständige Fachdienstleiter Burkhard Springer. Daher hätten Stadt und Kreis als Finanziers der Kita-Plätze beschlossen, die Zusammenarbeit mit dem Verein fortzusetzen. Springer: „Wir haben keinen Anlass zum Eingreifen gesehen.“ Die Stadt vertraue nach einem Treffen mit dem Insolvenzverwalter darauf, dass der Betrieb am Fährenkamp nicht gefährdet sei.