Das Urteil der Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe könnte am 15. Oktober verkündet werden. Der Prozess ist laut Jugendgerichtsgesetz nicht öffentlich, weil der Angeklagte Lukas M. erst 16 Jahre alt ist.
Tornesch/Itzehoe. Die Ermordung der 18 Jahre alten Lisa Marie aus Tornesch hatte im März bundesweit Trauer und Entsetzen ausgelöst. Im September muss sich der mutmaßliche Mörder vor Gericht verantworten: Die Hauptverhandlung gegen den 16 Jahre alten Lukas M. beginnt am 18. September vor der Jugendkammer des Landgerichts Itzehoe. Das Urteil könnte am 15. Oktober verkündet werden. Ende Juni hatte die Staatsanwaltschaft Itzehoe gegen den Schüler Anklage wegen Mordes erhoben.
„Wir sind überzeugt, dass er das Mädchen heimtückisch getötet hat“, sagt Oberstaatsanwalt Uwe Dreeßen, Sprecher der Staatsanwaltschaft. Der Anklageerhebung ging ein psychiatrisches Gutachten voraus, das die Schuldfähigkeit des 16-Jährigen klären sollte. Die Gutachter gehen davon aus, dass Lukas M., der derzeit in der Jugendstrafanstalt Schleswig in Untersuchungshaft sitzt, schuldfähig ist.
Das Landgericht Itzehoe hat jetzt die Anklage zugelassen und die Prozesstermine vor der Jugendkammer festgelegt. Auftakt ist am Donnerstag, 18. September. Zwei weitere Prozesstage sind für den 6. und den 13. Oktober angesetzt. Abgeschlossen werden könnte das Verfahren dann am Mittwoch, 15. Oktober. Ob es dazu kommt, ist aber fraglich: Die Anklageschrift benennt mehr als 40 Zeugen sowie mehrere Sachverständige, die sich mit den Todesumständen der 18-Jährigen und der Schuldfähigkeit des mutmaßlichen Täters befasst haben. Sollten alle Zeugen gehört werden müssen, sind auch weitere Verhandlungstage denkbar.
Die Öffentlichkeit dürfte von dem Verfahren nur wenig mitbekommen. „Der Angeklagte war zum Tatzeitpunkt Jugendlicher, daher wird das gesamte Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfinden“, sagt Obersstaatsanwalt Dreeßen. Festgelegt ist dies in Paragraph 48 Jugendgerichtsgesetz. Er regelt, dass in derartigen Fällen die Verhandlung einschließlich der Urteilsverkündung nicht öffentlich stattfinden muss. Lukas M. droht im Falle voller Schuldfähigkeit laut Jugendstrafrecht eine Höchststrafe von zehn Jahren. Möglich ist auch eine Verurteilung zu einer Jugendstrafe und eine Einweisung in eine psychiatrische Klinik.
Die 18 Jahre alte Lisa Marie war am Abend des 19. März 2014 nicht nach Hause gekommen. Es folgte eine groß angelegte Suchaktion nach der Auszubildenden, die – wie auch der mutmaßliche Täter – aktives Mitglied der Tornescher Feuerwehr war. Ihr Auto parkte vor der Feuerwache im Ortsteil Ahrenlohe. Wenige Meter entfernt steht das Elternhaus von Lukas M., der sich Polizei und Medien gegenüber als besorgter Kumpel von Lisa Marie präsentierte. Er erzählte, die junge Frau hätte ihm am Tag ihres Verschwindens nachmittags noch erzählt, sie habe Probleme mit ihrem Freund gehabt. Er mache sich große Vorwürfe, dass er die 18-Jährige nach ihrem Besuch nicht zu ihrem Auto begleitet habe.
Am 24. März wurde Lisa Maries Leiche hinter Lukas M.s Elternhaus in Ahrenlohe auf einem Acker gefunden. Wenig später wurde Lukas M., der die Tornescher Klaus-Groth-Schule besuchte, festgenommen. Er gestand kurz nach seiner Verhaftung, die 18-Jährige von hinten umfasst und erwürgt zu haben. Über die Hintergründe der Tat ist bisher wenig bekannt.
Ermittler hatten allerdings auf seinem Computer Hinweise entdeckt, dass sich Lukas M. im Internet Videos mit Gewaltdarstellungen angesehen hatte, in denen unter anderem Frauen bis zur Bewusstlosigkeit gewürgt werden. Nach Abendblatt-Informationen soll der Junge bereits in der Vergangenheit ein Mädchen gewürgt haben. Er war daraufhin in eine andere Klasse versetzt worden.