Motor-Boot-Club Schulau muss das Areal räumen, nachdem das Gerichtsverfahren gegen den Kreis verloren ging. Der Vorsitzende Frank Holm befürchtet, dass der insolvente Verein nun endgültig auseinander bricht
Wedel. Die einen wollen nicht, die anderen können nicht – und am Ende wird das Hafengelände an der Wedeler Au wohl Jahrzehnte lang vor sich hinrotten. „Das ist einfach krank“, sagt Frank Holm. Trauer und Wut wechseln sich bei ihm ab. Er mag gar nicht daran denken, aber er weiß, dass dies seine letzte Hafensaison an der Wedeler Au sein wird. Was dann kommt? Holm wiegelt ab. „Ich würde gern weiter Boot fahren, aber wo? Vielleicht verkaufe ich es und höre ganz auf. Aber im Moment sträube ich mich, darüber nachzudenken.“
Vor knapp fünf Jahren übernahm der Uetersener den Chefposten des Motor-Boot-Clubs Schulau. Dem gehört ein Hektar Land mitten im Landschaftsschutzgebiet, einen weiteren Teil ihres Hafengeländes haben die Schiffer von der Stadt Wedel gepachtet. Seit Jahrzehnten hat der Verein, der in diesem Jahr 45 Jahre alt wird und bei dem auch Wedels Bürgermeister Niels Schmidt das Bootsfahren lernte, seinen Sitz kurz hinter dem Sperrwerk an der Wedeler Au. Allerdings gibt es keine Genehmigung dafür. Der einstige Vorstand hatte versäumt, den Standort in einem Bebauungsplan eintragen zu lassen. Dabei wäre der Sporthafen damals offiziell gewollt gewesen, berichtet Holm. Doch Jahrzehnte später ist alles anders.
Um den kleinen Hafen, der knapp 40 Booten Platz bietet, hat sich ein enger Landschaftsschutzgürtel gelegt. Anfang der 80er-Jahre wurden große Flächen der Elbmarsch unter Naturschutz gestellt, später auch zum europäischen Vogelschutzgebiet erklärt. Das verträgt sich nicht mit dem Bootsverkehr. Während der auch mitten im Gebiet liegende Wassersport-Club Haseldorf Bestandsschutz genießt, wurde den Wedelern ihre fehlende Genehmigung zum Verhängnis. Acht Jahre kämpften sie mithilfe eines Anwalts gegen die Hafenschließung. Am Ende schmetterte das Verwaltungsgericht, bei dem der Verein gegen die verhängte Räumung der Pinneberger Kreisverwaltung klagte, alle Einwände ab. Jetzt ist die Kreisverwaltung in Zugzwang, Verhandlungsspielraum gibt es nicht mehr.
In zwei Stufen muss der Verein das Gebiet räumen. Spätestens bis Ende 2016 soll der Hafenbetrieb eingestellt werden. Allerdings wird es nicht so lange dauern. Die Mitglieder verlassen das sinkende Schiff – notgedrungen. Denn der Verein musste Insolvenz anmelden. Die Räumungskosten für den Abbau des Vereinshauses, der Werkstatt, des Toilettenhauses samt Lager sowie die Sanierung des Areals, wo die Schiffe im Winter lagern, werden auf mehr als 650.000 Euro geschätzt. Viel zu viel für den 80 Mitglieder starken Verein. Die einzige Rettung – auch für die Vorstandsmitglieder, die privat haften müssten – war die Insolvenzerklärung.
Vor knapp einem Monat wurde das Verfahren offiziell eröffnet. Das Sagen hat nun der Hamburger Insolvenzverwalter Gideon Böhm, der den Verein abwickeln wird. Böhm hat versucht, sich mit dem Kreis auf einen Teilrückbau des Geländes zu verständigen. Ein entsprechender Vorschlag wurde gemacht, hieß es aus der Kanzlei. So hätten die Mitglieder die Dinge angeboten, die sie mittels eigener Arbeitskraft erledigen können – inklusive Zeitplan, was bis wann erledigt sein kann. „Jetzt muss der Kreis sagen, ob er auf das Angebot eingeht“, so ein Kanzleisprecher.
Beim Kreis heißt es auf Anfrage, man wolle zu dem Thema keinen Kommentar abgeben. Damit hängt Vereinschef Holm weiter in der Luft. Er muss seit der Insolvenzerklärung alle Rechnungen an Böhm weiterleiten, der sie prüft und bezahlt, wenn sie berechtigt sind und noch Geld da ist. Einige Einnahmen aus den Mitgliedsbeiträgen hat es gegeben. Davon konnten Stromrechnungen beglichen werden, aber bald ist auch damit Schluss. Und ohne Strom ist der Hafen so gut wie tot und damit aus Sicht von Holm auch der Verein.
Zwar gebe es die Möglichkeit, in den Hamburger Yachthafen in Wedel zu gehen, aber die Gebühren wären für viele zu hoch, weiß Holm. „Im Hamburger Yachthafen ist auch so ein Vereinsleben, wie wir es hier gepflegt haben, gar nicht möglich.“ Außerdem fehle der Platz im Winterlager. Holm: „Die Mitglieder sind alle am Suchen. Aber die wenigsten wissen, wohin sie wollen. Es gibt nicht so viel Platz an der Elbe.“
Was ihn krank mache ist, dass all die Arbeit, die sie ins Vereinshaus, die Schlängel und das Hafengelände gesteckt haben, umsonst war. Das alles wohl zur Verrottung freigegeben wird. Denn nachdem der Verein ausfällt, wird wohl auch der Kreis Pinneberg das Vereinsgelände nicht anfassen. Schließlich kämpft auch der Kreis mit klammen Kassen. Wenn keine Gefahr in Verzug ist, wird das Areal bleiben, wie es ist. Dazu soll es noch ein Gutachten geben, das dem Kreis aber noch nicht vorliegt.
„Und das alles geschieht im Namen der Natur?“, fragt sich Holm. Aus seiner Sicht stören die Bootsfahrer die Tiere und Pflanzen nicht. Im Gegenteil. „Wir pflegen die Au, schneiden regelmäßig die Hölzer zurück. Wenn wir hier nicht mehr sind, wächst das zu und die Au versandet“, glaubt Holm. „Der Kreis hat zwar auf dem Papier gewonnen, aber am Ende doch verloren.“