Kolumne: Super-Zucchini retten Abendblatt-Mitarbeiterin Katy Krause den Tag. Sie baut auf einer Parzelle des Projekts Erntezeit in Appen Gemüse an – mal mehr, mal weniger erfolgreich.
Zucchini kommt aus dem Italienischen und heißt so viel wie „kleine Kürbisse“. Somit trifft die Bezeichnung auf das, was ich kürzlich vom Appener Acker schleppte, einfach nicht zu. Das waren Zucchini mega-grandi, oder so. Auf jeden Fall hat dieser Erntetag mein Verhältnis zu dem Gemüse nachhaltig verändert. Bis dahin habe ich Zucchini ungefähr für so sinnvoll und spannend wie alte Socken gehalten. Irgendwie noch zweckmäßig, aber langweilig. Doch nach dem folgenschwerem Ernteerfolg – ich schleppte zwei riesige Früchte vom Feld – erwische ich mich dabei, wie mir sogar Supermarkt-Zucchini im Vorbeigehen ein Lächeln entlocken. Mir ist das Gemüse so richtig sympathisch geworden. Denn es erinnert mich an meinen Erntezeiterfolg, der mir den Tag rettete.
Hohe Temperaturen, ein hitziges Arbeitsklima und dann noch die lauten Bauarbeiten für die neue H&M-Filiale unter der Pinneberger Redaktion hatten mir an diesem Tag ordentlich zugesetzt. Mit dickem Kopf fuhr ich zum Appener Acker, wo sich Städter beim Projekt Erntezeit ein Gemüsefeld teilen und wo ich seit Saisonbeginn die Parzelle 78 bewirtschafte. Die trockenen Tage hatten dem Feld erstaunlich wenig zugesetzt. Im Gegenteil. Ich staunte über das satte Grün und die wieder enorm gewachsenen Pflanzen. Einzig Fred, der Feldfrosch, ließ sich angesichts des Wetters ausnahmsweise nicht am Ende meines Gemüsegartens blicken. Vielleicht macht er auch Urlaub am See.
Der Gemüsegarten umfasst 18 Reihen, die größtenteils von den Initiatoren aus Schenefeld schon vorbestückt sind. Genau in der Mitte wächst Zuboda, und sie meint es wirklich ausgesprochen gut mit mir als Gemüsebauanfängerin. Na gut, Zucchini gelten auch als relativ anspruchslos und pflegeleicht. Wir bilden daher einfach eine super Symbiose. Die Pflanze hat sich bereits ordentlich in ihrer Reihe ausgebreitet, sieht kräftig aus und sie ist fleißig bei der Fruchtentwicklung. Zu meinem Erstaunen und meiner Freude entwickelte sie innerhalb von einer Woche zwei riesige Früchte, zwei Super-Zucchini. Die habe ich bei meinem vergangenen Abstecher zum Acker gleich mitgenommen. Zudem packte ich in meine Tasche Salat, unglaublich viele Bohnen, Zuckererbsen und Bohnenkraut – nach diesem duftet meine Tasche heute noch. Am Ende pflückte ich mir einige der Sommerblumen, die kamen in eine Vase auf den Tisch; Feld-Feeling für zu Hause macht doppelt Spaß.
Mit der vollen Tasche und den zwei sehr schweren Zucchini im Arm spazierte ich übers Feld zurück zum Auto. Ich war gar kein völlig hoffnungsloser Gartenfall. Angefeuert durch Familienangehörige und Kollegen, die einem erbarmungslos niederschmetternde Expertenmeinungen unter die Nase reiben, hatte ich in den vergangenen Wochen immer mehr Zweifel gehegt, ob ich für den Gemüseanbau tauge und ob der gewagte Feldversuch vielleicht ein Eigentor war. Doch Zuboda hat mir wieder Hoffnung gegeben.
Das Kürbisgewächs rettete mir den Tag. Ich amüsierte mich köstlich über die beiden Zucchini mega-grandi, die enorme Ausmaße angenommen hatten. Vor allem weil sie mich an „Babys“ legendären Auftritt im Filmklassiker „Dirty Dancing“ erinnerten. Es ist die Szene, in der die schüchterne Frances Houseman bei ihrem ersten Zusammentreffen mit Tanzlehrer Johnny, den sie anschmachtet, nichts Besseres zu sagen weiß, als: „Ich habe eine Wassermelone getragen“. Na bitte, wäre ich an diesem Ackertag Patrick Swayze als Johnny begegnet, hätte ich sagen können: „Ich habe kürbisartige Mega-Zucchini getragen.“
Die Versorgung war zudem tagelang gesichert. Es gab Zucchini im Salat, auf dem Grill und zuletzt mit Hack gefüllt und Käse überbacken aus dem Ofen. Dazu gab’s dank DVD, ein Dirty-Dancing-Acker-Revival.