Katy Krause, Abendblatt-Reporterin aus der Generation Tiefkühlpizza, versucht sich in einem gepachteten Gemüsegarten und erzählt in den kommenden Monaten von ihrer Ackerei auf gepachteter Scholle.
Schenefeld. „Machen Sie doch einfach mit!“ Ja, warum eigentlich nicht? Einst pflanzte mir Jule Vickery die Idee ein, die jetzt endlich Früchte tragen soll. Die Schenefelderin und ihr Mann stecken hinter dem Projekt Erntezeit. Auf dem Gelände des Schäferhofes haben sie nach langer Suche einen Platz gefunden, wo sich ihre Vorstellung von einem gemeinschaftlichen Gemüseanbau realisieren lässt. Seit 2010 verwandelt das Schenefelder Ehepaar gemeinsam mit Gleichgesinnten einen Acker in Appen in ein Paradies für Stadtflüchtlinge mit Hang zum ökologischen Anbau.
Wer Lust am Pflügen, Eggen, Säen, Pflanzen und Ernten hat, die Arbeit sowie die Kosten von 175 Euro nicht scheut, der ist hier genau richtig. 50 Quadratmeter sind die angelegten Gemüsegärten groß, die die Erntezeitler für ein halbes Jahr ihr Eigen nennen können. Rund 200 Parzellen sind 2014 zu vergeben. Eine ist jetzt meine.
Denn in der kommenden Pflanzsaison beiße ich in den sauren Apfel und ackere mich durchs Feld. Dem Chicorée sei dank. Die Gemeine Wegwarte gab den Ausschlag – beziehungsweise meine rudimentären Kenntnisse darüber. Das sorgte für einiges Kopfzerbrechen bei einem Arbeitskollegen. Denn ich wusste weder wie das blöde Gemüse aussieht, geschweige denn, wann es wächst und wie es am besten in den Kochtopf gehört. Bitte, ich entstamme der Generation Tiefkühlpizza! Es ist zwar noch nicht so schlimm, als dass ich glauben würde, Kühe seien lila, aber gegen meine Mutter komme ich beim Thema junges Gemüse nicht an. Wie auch? Ich bin zu Zeiten aufgewachsen, in denen es das ganze Jahr über Erdbeeren gibt und die Gurken aussehen, als würden sie geklont. Nur geschmacklich fällt das meiste Gemüse ins Wasser, und auch viele süße Früchte sind doch eher eine herbe Enttäuschung. Das muss doch anders gehen.
Zudem habe ich das Gefühl, ein wenig die Bodenhaftung verloren zu haben. Wer alles jederzeit ganz leicht im Supermarktregal vor sich liegen hat, dem fehlt doch irgendwie die Vorstellung davon, wie beschwerlich es sein kann, damit frisches Essen auf den Teller zu bekommen. Ich bilde mir ein, dass sich meine Ackerei also zum einen geschmacklich auszahlen könnte und ich zum anderen meine Bildungslücken schließen kann. Und dann ist da noch die Lust aufs Land. Als Hamburger Großstadtgöre, die ohne Garten, aber dafür mit Terrasse haust, stelle ich es mir ganz romantisch vor, wie ich mit meiner Egge übers Feld in den Sonnenuntergang marschiere.
Wie genau es läuft und ob die die Ackerei sich wirklich auszahlt – denn die Projektinitiatoren versprechen eine reiche Ernte, die für die Beet-Kosten entschädigen soll – davon möchte ich ich in den kommenden Monaten berichten. Und weil es sich allein so einsam arbeitet, freue ich mich über Tipps , Kritik und Anmerkungen oder einfach nur ein paar aufbauende Worte per E-Mail an pinneberg@abendblatt.de mit dem Stichwort Erntezeit.