Im Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein in Ellerhoop müssen Gewächse ihre Tauglichkeit für die Vermarktung beweisen. Auch neu gezüchtete Rosenarten werden bestimmten Tests unterzogen.
Ellerhoop. Ein prachtvoller Garten, auf den man stolz sein kann – das ist der Traum eines jeden Hobbygärtners. Ein selbst gestaltetes Stück Natur, in dem man dem Alltagsstress entfliehen kann. Ihn anzulegen, ist jedoch kein leichtes Unterfangen. Zum Beispiel ist nicht jede Pflanze für jeden Garten geeignet, da unterschiedliche Faktoren wie Witterung oder Bodenverhältnisse Einfluss haben.
Damit Endverbraucher die am besten geeigneten Pflanzen erwerben können, gibt es Einrichtungen wie das Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein in Ellerhoop, das zur Landwirtschaftskammer gehört. Die Abteilungen Gartenbau und Pflanzenschutzdienst beschäftigen sich mit dem Bereich der Baumschulen, insbesondere Laubgehölze, Sträucher, Alleebäume, Jung- und Forstpflanzen. Neben der Ausbildung von Gärtnern hat das Zentrum eine Beratungsfunktion für Fachpersonal. Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf dem Versuchswesen. Fast die Hälfte des 8,5 Hektar großen Geländes steht für die gärtnerische Nutzung, Versuche und Sichtungen zur Verfügung. Hier werden über mehrere Jahre verschiedene Pflanzen kultiviert und beobachtet, um Informationen über Blühfähigkeit, Krankheitsanfälligkeit oder Wuchsverhalten zu gewinnen.
Jan-Peter Beese, Leiter der Abteilung Gartenbau, beschreibt das Versuchswesen mit den Worten „einmal ist keinmal“. Viel Zeit und Geduld seien notwendig, bis ein verlässliches Ergebnis erzielt werden könne. So sei es auch bei den Nordmanntannen, die derzeit auf dem Gelände getestet werden. Die jungen Tannen mit unterschiedlicher Herkunft wurden in Blumentöpfen, sogenannte Container, gesetzt. „In diesem Fall hat es zu viele Nachteile, die Bäume direkt in den Boden zu pflanzen. Auch wenn die Flächen stetig gewechselt werden, können Krankheiten auf die neue Bepflanzung übertragen werden“, erklärt Beese. „Nur in einer kontrollierbaren Umgebung können wir feststellen, welche Sorte der Nordmanntanne in unserer Region am besten zurechtkommt.“ Ausschlaggebend sei hier die unterschiedliche Reaktion der Pflanzen auf den pH-Wert der Erde, da dieser je nach Herkunft variiere. Um den Verbrauchern von Zeit zu Zeit Pflanzen vorzustellen, die in der Region nicht weit verbreitet sind, wird von einer Fachjury jedes Jahr eine Auswahl getroffen, die im Gartenbauzentrum im „Thiensener Gehölz“ ausgiebig getestet wird. Hierbei werden die Sträucher für fünf Jahre eingepflanzt und ohne Pflanzenschutz der norddeutschen Witterung ausgesetzt. Das Gehölz, das sich in dieser Zeit am besten entwickelt und den rauen Bedingungen standhält, wird von Gärtnern an den Endverbraucher weiterempfohlen.
Auch neu gezüchtete Rosenarten werden bestimmten Tests unterzogen. Bewertet werden die Rosenneuheiten nach der Allgemeinen Deutschen Rosenneuheitsprüfung, kurz ADR. Die Prüfung orientiert sich an Merkmalen wie Blüte, Duft, Wuchsform oder Anfälligkeit für Blattkrankheiten. Hierfür verfügt das Gartenbauzentrum über einen der elf Sichtungsgärten in Deutschland. Drei Jahre wachsen die Rosen ohne den Gebrauch von Pflanzenschutzmitteln. Eine Prüfungskommission entscheidet, ob die Rosensorte nach dieser Zeit die Anforderungen der ADR erreicht hat. Der Kreis Pinneberg ist weltweit bekannt für seine erfolgreiche Rosenzüchtungen. Mit etwa 50 Prozent der neu entwickelten Rosenarten bestimmen die Firmen Tantau in Uetersen und Kordes in Klein Offenseth-Sparrieshoop den Weltmarkt für Schnittrosen.
Sollten sich die gekauften Pflanzen, egal ob Blume, Baum oder Strauch, trotz sorgfältiger Pflege nicht richtig entwickeln oder von Krankheiten befallen werden, bietet die Abteilung Pflanzenschutzdienst einen Service der besonderen Art an. Jeden Freitag von 9 bis 12 Uhr, oder nach Terminabsprache unter Telefon: 04120/706 82 00, können besorgte Besitzer das Gartenbauzentrum in Ellerhoop aufsuchen, um vor Ort eine kostenlose Beratung zu erhalten. Falls nötig, werden gegen einen Aufpreis von 20 Euro Pflanzenproben entnommen, die im Labor genauer untersucht werden. Es ist ebenfalls möglich, Proben per Post an die Abteilung Pflanzenbau, Pflanzenschutz, Umwelt, Thiensen 22 in 25373 Ellerhoop, oder digitale Fotos mit einer kurzen Erläuterung an psd-ellerhoop@lksh.de per E-Mail zu schicken.
Zudem bietet das Gartenbauzentrum Schleswig-Holstein regelmäßige Informationsveranstaltungen und Führungen an, bei denen sich interessierte Hobbygärtner über Forschung und Entwicklung informieren können.
In diesem Sommer werden noch drei Führungen zu Spezialthemen angeboten: Sonntag, 20. Juli, „Rosen-Führung“, Sonntag, 21. September, „Gehölz-Vielfalt nicht nur für den Hausgarten“ und Sonntag, 19. November, „Indian Summer: Herbstfärbung an Ahorn und Co.“. Alle Führungen beginnen um 14 Uhr. Treffpunkt ist der Eingang des Parkplatzes, Thiensen 16. Die Führungen kosten fünf Euro, eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Am Sonntag, 24. August, lädt das Gartenbauzentrum zu einem Tag der offenen Tür ein. Angeboten werden Führungen, Beratungen und verschiedene Aktionen für Jung und Alt. Beginn ist um 14 Uhr.