Mit exakt vier Weinständen setzt das kleine, aber feine Weinfest der Kulturgemeinschaft Tornesch einen familiären Kontrapunkt zu den großen Rebenfesten in den größeren Städten des Kreises Pinneberg.
Tornesch. Eine einfache Ansichtskarte aus dem Urlaub und vier vergessene Ziffern begründeten das wohl ungewöhnlichste unter den vielen Weinfesten im Kreis Pinneberg. Das Wein- und Sommerfest von Freitag bis Sonntag, 11. bis 13. Juli, am Tornescher Heimathaus ist nicht nur die mit Abstand kleinste regionale Rebenparty, sondern auch die mit der kuriosesten Geschichte. Denn auf dem Schriftstück, das der Absender Anfang der 80er-Jahre in den Tornescher Ortsteil Esingen schickte, vermerkte er keine Postleitzahl. Als Adresse gab er selbstbewusst, aber nicht ganz korrekt, „Esingen“ an. Und dorthin lieferte die Bundespost die Karte – nach Esingen an der Mosel.
Denn so traditionsreich das ehemals selbstständige Dorf im Kreis Pinneberg auch ist – es ist nicht einmalig. 664 Kilometer südwestlich davon, direkt an den Grenzen zu Frankreich und Luxemburg, liegt ein gleichnamiges Weindorf mit annähernd 100 Einwohnern. 1974 wurde das Mosel-Esingen Teil des größeren Ortes Palzem, dem südlichsten Moselweinanbaugebiet in Rheinland-Pfalz. Auch in dieser Hinsicht gibt es also Parallelen mit dem Nord-Esingen.
Die Mosel-Esinger nahmen Kontakt zu den Nord-Esingern auf. Als sich 1985 die Kulturgemeinschaft Tornesch-Esingen gründete, reiste die komplette Einwohnerschaft des Partnerdorfs in zwei Reisebussen an. Esingen an der Mosel ist ein klassisches Winzerdorf. Da lag es nahe, im Jahr 2000 anlässlich der Einweihung der Festwiese am aufwendig restaurierten Heimathaus den direkten Draht zu den Rebenexperten zu nutzen. Die Party auf dem historischen Kopfsteinpflaster im Schatten der alten Linden war ein Volltreffer, das alle zwei Jahre stattfindende Wein- und Sommerfest mauserte sich zu einer festen Institution. „Es ist das absolute Highlight unter unseren Veranstaltungen“, sagt Sieglinde Limpert, seit dem Jahr 2010 Chefin des fünfköpfigen Festausschusses. „Aber es macht auch mit Abstand die meiste Arbeit. Das schaffen wir nur alle zwei Jahre.“
Denn der logistische Aufwand für die drei tollen Tage ist enorm. Live-Bands und Unterhaltung für Kinder und Erwachsene buchen. Stühle und Tische schleppen. Die Bühne und den Beamer für eine mögliche Fußball-WM-Übertragung aufbauen. Getränke, Eis, Würstchen, Fischbrötchen und Gyros nicht nur einkaufen, sondern auch zubereiten, grillen und verkaufen. Werbung machen. Allein für die Käsespezialitäten, traditionell einer der Verkaufschlager, zerlegen die Organisatorinnen eigenhändig mehr als 40 Kilogramm Gouda und Konsorten.
Der Aufbau beginnt schon drei Tage vor dem offiziellen Startschuss. 90 unterschiedliche Positionen wollen an den drei Tagen besetzt werden. Da sind Erika Brumm, Ingrid Hansen, Birgit Krüger, Ingrid Lehmann und Festkomitee-Chefin Limpert froh über jede helfende Hand. Die Atmosphäre ist vergleichsweise familiär. Anders als bei den großen „Schwestern“ in Elmshorn, Wedel, Pinneberg, Quickborn und Uetersen präsentieren am Heimathaus gerade mal vier Winzer ihre Produkte.
Los geht es am Freitag, 11. Juli, um 18 Uhr. Von 19.30 Uhr an spielt die Kieler Blues- und Rockband SevenT’s Klassiker des Genres von den Stones über Tina Turner bis zu Westernhagen. Am Sonnabend, 12. Juli, gehört die Bühne von 19 Uhr an der Hamburger Formation Ride the Nail. Deren Spezialitäten sind Rock und Blues in Richtung AC/DC und ZZ Top.
Das Familienprogramm beginnt am Sonnabend um 14 Uhr. Bei Bernd Heitmann können die Besucher überlieferte Handwerkstechniken kennenlernen und ausprobieren. Um 15 Uhr treten die Tanzkinder der Kulturgemeinschaft auf. Am Sonntag, 13. Juli, unterweist der Archäologe Holger Junker Kinder zwischen 11 und 13 Uhr beispielsweise in der Kunst des Feuermachens. Von 12 bis 13 Uhr spielt das Tornescher Akkordeonquintett Acco Five auf. Von 14.30 Uhr an gehört die Bühne zunächst dem Kinder- und Jugendkrink der Kulturgemeinschaft, bevor die Trachtengruppe Neuendeich auftreten wird.
An beiden Tagen können Kinder auf einem dampfgetriebenen Lokomobil über die Wiese am Heimathaus kurven. Und natürlich gibt es Kaffee und Kuchen. Selbstgebackene Spenden sind dem Festausschuss willkommen. Wer etwas beisteuern möchte, sollte sich bitte bei Ingrid Lehmann unter Telefon 04122/52212 melden.