Nach zähen Verhandlungen und Vermittlung durch Verbände und den Elmshorner SPD-Bundestagsabgeordneten Ernst Dieter Rossmann legt die Deutsche Bahn AG für 4500 Euro eine Leitung zur Bahnhofsmission.

Elmshorn. Es fließt. „Endlich haben wir einen Wasseranschluss“, sagt Wiebke Turkat, Leiterin der Bahnhofsmission in Elmshorn. Dass sei ein historischer Tag, scherzte sie am Montag. Seit ihrem Umzug im April 2013 warten die Mitarbeiter der Bahnhofsmission auf diesen Moment. Zwei- bis dreimal täglich haben sie seither mit dem Faltkanister Wasser von einer Damentoilette geholt, wenn sie Tee kochen oder abwaschen wollten. Diesen Weg können sie sich nun sparen. Nach mehreren Gesprächen mit der Deutschen Bahn AG, die das rund zehn Quadratmeter große Büro im Erdgeschoss der Bahnhofshalle zur Verfügung stellt, hat die Bahnhofsmission Elmshorn nun einen eigenen Wasseranschluss.

Der Verein Pro Bahn hatte das Gespräch mit Verantwortlichen in Kiel gesucht, um den Missstand auszuräumen. Vergeblich. „Wir haben viele Hebel in Bewegung gesetzt, aber nichts ist geschehen“, sagt Sigrid Pohlmann, Vorsitzende des Regionalverbandes. Auch der Elmshorner SPD-Bundestagsabgeordnete Ernst Dieter Rossmann und SPD-Landtagsabgeordnete Beate Raudies hatten die Bahn bereits im vergangenen Jahr auf den unhaltbaren Zustand hingewiesen. Die versprach Abhilfe. Geschehen ist dann aber lange Zeit nichts.

Erst als sich Rossmann Anfang Juni direkt an den Vorstandsvorsitzenden der Bahn, Rüdiger Grube, wandte, kam Bewegung in die Sache. „In dieser Woche hat die Elmshorner Bahnhofsmission nach langem Warten den ersehnten und dringend benötigten Wasseranschluss erhalten. Es hat sich wieder einmal bewährt, gemeinsam und öffentlich auf den Missstand aufmerksam zu machen“, teilte Rossmann in einer Pressemitteilung mit. Die Bedingungen für die ehrenamtlich tätigen Helfer der Bahnhofsmission hätten sich damit deutlich verbessert. Der Bundestagsabgeordnete konnte selbst am Montag zwar nicht bei der Mission vorbeischauen, ließ aber über Raudies zur Feier des Tages eine Flasche Sekt überbringen.

Die 14 Mitarbeiter der Bahnhofsmission kümmern sich von Montag bis Freitag von 8.30 bis 16.30 Uhr um Reisende, die nicht weiterwissen, helfen Rollstuhlfahrern in den Zug. Jeder Einsatz wird bilanziert. „Das ist ein Abbild unserer Gesellschaft“, sagt Turkat. Eine kurze Auskunft geben, beim Umsteigen behilflich sein, einen Raum zum Ausruhen bieten oder einfach menschlichen Zuspruch geben. „Wir haben durchschnittlich 1000 Kunden im Monat“, sagt Turkat. 70 Prozent sind Reisende. Einige Besucher wären einfach einsam und würden das Gespräch suchen. Von Jahr zu Jahr nehme die Zahl der Klienten mit psychischen Problemen zu. Sie finden seit sieben Jahren am Elmshorner Bahnhof eine Anlaufstelle.

Turkat ist die einzige hauptamtlich Beschäftigte. Ihre halbe Stelle wird von dem Diakonischen Werk des Kirchenkreises Rantzau-Münsterdorf bezahlt. Die Bahnhofsmission Elmshorn finanziert sich ansonsten über Spenden. Ehrenamtliche halten den Betrieb am Laufen. Zwei von ihnen, Claudia Sahlmann und Erika Clasing, sitzen selbst im Rollstuhl. Bislang war die Bahnhofsmission in den alten Räumen in der Empfangshalle nur über Treppen erreichbar.

Der Umzug war auch notwendig geworden, weil in den bisherigen Räumen massive Nässeschäden entstanden waren. „Die Bahn hatte angeboten, vorübergehend die derzeitigen Büroräume zu beziehen“, sagt Bahnsprecher Egbert Meyer-Lovis. Alle Beteiligten hätten gewusst, dass es dort keinen Wasser- und Telefonanschluss gab. Dennoch hätte man sich auf das Bahnangebot eingelassen, um dann im Nachgang Forderungen zu stellen. Das Verlegen der Wasserleitung habe 4500 Euro gekostet. Langfristig könnte die Bahnhofsmission im Zuge einer Umgestaltung des Bahnhofs in neue Räume ziehen. Konkrete Pläne gebe es noch nicht, so Meyer-Lovis.