Junge Forscher aus sechs Schulen im Kreis Pinneberg untersuchen im Wassercamp im Wildpark Eekholt die Qualität der Osterau. Der Verein „Schulen für eine lebendige Unterelbe“ organisiert das Camp.
Großenaspe/Elmshorn. Erst einmal muss sich Daniel einen Weg durch die hüfthohen Brennnesseln schlagen, um zum Fluss zu gelangen. Zum Glück schützen ihn die Wathosen vor einer schmerzhaften Berührung. Zimperlich ist der 10-Jährige nicht, wenn es darum geht, die Wasserqualität der Osterau zu untersuchen. Der Junge ist einer von insgesamt 62 Schülern, die am Wassercamp im Wildpark Eekholt teilnehmen.
Dies wird seit 2008 jährlich vom Verein „Schulen für eine lebendige Unterelbe“ organisiert. Es handelt sich um einen Arbeitskreis von Lehrkräften, Fachleuten, Schülern und Eltern aus dem Unterelberaum, der seit November 2004 an dem Projekt „Schulen für eine lebendige Unterelbe“ arbeitet. Mitglieder im Arbeitskreis sind außer den Schulen der NABU Elbmarschen und der Abwasser-Zweckverband Südholstein. Das Ministerium für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt und ländliche Räume Schleswig-Holstein fördert das Projekt jedes Jahr mit 9500 Euro.
Die Schüler im Alter von neun bis 14 Jahren kommen von der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule Elmshorn, der Grundschule Hafenstraße Elmshorn, der Klaus-Groth-Schule Tornesch, der Grund- und Gemeinschaftsschule im Quellental Pinneberg, der Ludwig-Meyn-Schule in Uetersen und der Rosenstadtschule Uetersen. Sieben ältere Schüler und Helfer des NABU betreuen sie während ihres zweitägigen Aufenthalts. Sie lernen mit- und voneinander. „Wir wollen die Umwelt schützen und erhalten“, sagt Emily. Die 12-Jährige mag Physik, Forschen und Wasser. Als ihr Lehrer in der Rosenstadtschule Uetersen von dem Wassercamp erzählte, stand für die Siebtklässlerin sofort fest: „Da mach ich mit.“
Die Kinder und Jugendlichen registrieren die Pflanzen am Ufer und notieren in ihr Tagebuch, was sie finden: Klebkraut, Baldrian, Wiesenkerbel, Hahnenfuß, außerdem Erlen, Eichen und Weiden. Dann untersuchen sie die Strömung, den Boden, den Verlauf des Flusses.
Eine Gruppe spannt ein zehn Meter langes Seil und lässt dann einen Korken schwimmen. Sie zählen die Sekunden, die der Korken für die abgemessene Strecke braucht. „Ist die Strömung zu stark, können Fische nicht ablaichen“, sagt Maren Schramm, Leiterin der Forschungsgruppe und Schulleiterin der Anne-Frank-Gemeinschaftsschule in Elmshorn. Zudem brauchen sie kieseligen Untergrund. In der Osterau ist der Grund aber eher sandig. Daher kommen kaum Fische vor.
Am Marktstand, den Schüler konstruiert haben, misst Josephine, 12, von der Klaus-Groth-Schule in Tornesch, die Leitfähigkeit des Wassers. Das Gerät zeigt einen Wert von 400 Mikrosievert an. Kein guter Wert. „Der Salzgehalt ist zu hoch“, sagt Schramm. „Das Wasser sieht für den Laien deutlich sauberer aus, als es ist.“
Leider ist die Osterau kein Einzelfall. Umweltschützer sind besorgt über den chemischen Zustand der Gewässer. Denn Nitrat und Phosphor belasten die Gewässer. Dabei hatte die EU im Jahr 2000 Wasserrahmenrichtlinien verabschiedet. Demnach sollten 2015 alle Seen, Flüsse und Küstengewässer in einen ökologischen guten Zustand gebracht werden. Doch kein Fließgewässer in Schleswig-Holstein erfüllt derzeit die Vorgaben. Als Hauptgrund nennen Umweltschützer die Überdüngung durch den intensiven Maisanbau.
Die biologische Wassergüte der Osterau ist hingegen gut. Die jungen Forscher finden in ihren Keschern flache Eintagsfliegen, Köcherfliegenlarven und Bachflohkrebse – sogenannte Zeigeorganismen, mit denen sich die Güteklasse bestimmen lässt. So würden Schlammröhrenwürmer oder rote Zuckmückenlarven ein Indiz für schlechte Wasserqualität. „Im vergangenen Jahr haben wir sogar Querder, die Larven der Neunaugen, gefunden“, sagt Schramm. Alle Arten von Neunaugen stehen auf der Roten Liste. Der Fisch braucht besonders sauerstoffreiches Wasser.
Am Abend tauschen die Schüler die Becherlupe gegen das Teleskop, um in die Sterne zu schauen, andere beobachten Fledermäuse.