Meike Wölfel, 17 Jahre lang Kämmerin in Quickborn, wird büroleitende Beamtin in Kaltenkirchen. Bundesweite Aufmerksamkeit erfuhr sie, als sie vor vier Jahren Quickborns Bürgerkredite managte.
Quickborn/Kaltenkirchen. Verwaltung hat sie praktisch im Blut. Ihre Mutter war 48 Jahre lang Verwaltungsbeamtin und Büroleiterin in Norderstedt und nahm sie schon als Kind oft mit ins Rathaus. Darum gab es für Meike Wölfel, 42, diplomierte Verwaltungswirtin, Oberamtsrätin und seit 17 Jahren Stadtkämmerin in Quickborn, auch nie einen anderen Berufswunsch. Nun tritt sie auch karrieremäßig in die Fußstapfen ihrer Mutter Siegried Becker und wird büroleitende Beamtin in Kaltenkirchen. „Das ist für mich die große Chance, ohne Hochschulstudium in den gehobenen Dienst aufzusteigen“, freut sich Meike Wölfel über die neue berufliche Herausforderung.
Sie verlässt zum ersten Mal das Quickborner Rathaus, wo sie direkt nach dem Abitur in Norderstedt 1991 die Verwaltungslehre begann. Da hatte sie noch Bürgermeister Gert Willner eingestellt. Dessen Nachfolger Günther Thonfeld machte die kluge junge Frau zur Geschäftsführerin des Magistrats, der bis 1998 in den Städten des Landes die Verwaltung leitete.
Dann entdeckte sie ihre Profession, die Welt der Zahlen und Finanzen. Ein Metier, das sie aus dem Effeff beherrscht wie kaum eine andere ihres Fachs. Als erste Stadt des Kreises Pinneberg führte Quickborn 2008 die neue doppelte Buchführung ein, die die alte Kameralistik ablöste. Während andere Städte und Kreisverwaltungen anfangs große Probleme mit diesem doppischen Finanzsystem in der öffentlichen Verwaltung hatten, gelang in Quickborn der Übergang relativ reibungslos. Das ist sicherlich ein Verdienst von Meike Wölfel, die auch landesweit in ihrem Berufsstand große Anerkennung genießt. Seit vier Jahren ist sie von den 160 Finanzbeamten Schleswig-Holsteins in den Vorstand berufen worden.
Bundesweite Aufmerksamkeit erfuhr Meike Wölfel vor vier Jahren mit den Bürgerkrediten. Verwaltung und Politik hatten sich entschieden, den Haushalt 2010 in Abstimmung mit den Bürgern zu planen. Auch damit war Quickborn damals Vorreiter im Kreis.
Eine Teilnehmerin kam da auf die Idee, die Bürger könnten doch der Stadt Geld leihen, damit diese sich nicht weiter verschulden müsste, um alle ihre Aufgaben der Daseinsvorsorge erfüllen zu können. Die Resonanz war unglaublich, erinnert sich Wölfel. Innerhalb weniger Wochen waren 80 Quickborner Bürger bereit, der Stadt vier Millionen Euro zu leihen, für die sie drei Prozent Zinsen im Jahr erhalten sollten.
Die Kämmerin war erstaunt, welches Vermögen in einigen Haushalten schlummerte. Das Medienecho über diesen Quickborner Weg, die Bürger direkt an den Ausgaben ihrer Verwaltung zu beteiligen, erreichte bundesweite Dimensionen. Die Abwicklung dieser Transaktionen war ihre Aufgabe und kostete Ruhe, Mühe und Überblick.
Auch die Bankenaufsicht horchte auf und schaltete sich ein, weil eine Kommune ja keine Bankgeschäfte machen dürfte. So musste die zweite Bürgerkredit-Runde über eine Bank abgewickelt werden, wo aber nur noch eine Million Euro zu zwei Prozent herauskam. Das niedrige Zinsniveau im Zuge der Finanz- und Bankenkrise zerstörte dann das Geschäftsfeld dieser neuen Finanz-Allianz zwischen der Einwohnerschaft und Stadtverwaltung.
Trotz der Verschuldung von 40,5 Millionen Euro verlässt die Kämmerin Wölfel eine grundsolide Stadt. 160 Millionen Euro beträgt die Bilanzsumme Quickborns. 66 Millionen Euro umfasst das Eigenkapital abzüglich aller Schulden. Allein die städtischen Immobilien haben einen Wert von 150 Millionen Euro. Ihre Verdienste als erfahrene Fachbereichsleiterin haben nun Maike Wölfel aus 64 Bewerbern zur Idealbesetzung der Büroleiterin in Kaltenkirchen gekürt. Sie freut sich sehr über diese neue Aufgabe, die ihr einen größeren Handlungsspielraum bringt und sie von einer reinen Sachgebietsleiterin zur rechten Hand des Bürgermeisters und ersten Ansprechpartnerin der Politik macht. Ihre Kompetenz und ihr herzlicher Humor werden der Mutter einer zehnjährigen Tochter dabei weiterhelfen. Aber höher hinaus wolle sie beruflich dann nicht mehr, sagt sie. „Ich brauche geregelte Arbeitszeiten und arbeite lieber in der zweiten Reihe.“ Ihr neuer Chef, der Bürgermeister Hanno Krause, kann also beruhigt sein.