Gemeinde verhandelt über Anmietung des leerstehenden Gebäudes der Firma Groth am Krupunder See. Dort wäre Platz für bis zu 100 Kinder. Zurzeit fehlen jeweils 70 Elementar- und Krippenplätze.
Halstenbek Halstenbek fehlen Kita- und Krippenplätze in erheblicher Zahl. Auf der Suche nach Übergangsdomizilen hat die Gemeinde nach Abendblatt-Informationen ein neues Objekt ins Auge gefasst: das leerstehende Gebäude der Firma Groth Feinwerktechnik an der Altonaer Straße. Am Donnerstag soll der Ausschuss für Kinder, Schule und Jugend der Verwaltung in nicht öffentlicher Sitzung grünes Licht für weitere Verhandlungen mit dem Eigentümer gegeben haben.
Das Unternehmen war 2012 von Halstenbek nach Schenefeld umgesiedelt. Das direkt am Krupunder See gelegene Grundstück inklusive des Büro- und Lagertraktes wurde verkauft. Auf Immobilienportalen bietet der neue Besitzer das Gebäude mit 1500 Quadratmeter Nutzfläche inklusive 5000 Quadratmeter Grundstück seit längerem zur Miete an. Es biete „ideale Voraussetzungen für die Einrichtung von Verkaufsräumen, Büros oder anderen gewerblichen Betrieben“, heißt es in der Anzeige. Ob die Immobilie auch für die Einrichtung eines Kindergartens geeignet wäre, hat die Gemeinde offenbar schon geprüft. Bis zu fünf Gruppen mit jeweils 20 Kindern könnten nach einem entsprechenden Umbau dort ab Herbst dieses Jahres untergebracht werden. Allerdings müsste sich die Gemeinde zunächst mit dem Eigentümer auf einen Mietvertrag einigen.
Den Vorschlag, das brachliegende Gelände der Firma Groth in die Überlegungen für ein Übergangsdomizil einzubeziehen, kam von den Halstenbeker Grünen. Sie hatten in der Gemeindevertretersitzung am 31. März einen entsprechenden Antrag gestellt. „Wir freuen uns, dass diese Lösung jetzt weiter verfolgt wird“, sagt Grünen-Gemeinderatsmitglied Ines Strehlau.
Sollte sich die Gemeinde mit dem Eigentümer nicht handelseinig werden, bleibt weiterhin die Nutzung des ehemaligen Jugendzentrums A 23 am Neuen Weg. Das Gebäude befindet sich im Besitz der Gemeinde und kann wie auch die Groth-Immobilie mit verhältnismäßig geringem finanziellen Aufwand zur Übergangs-Kita umgebaut werden. Das ehemalige Jugendzentrum hat allerdings drei gravierende Nachteile: die Lage am Ortsrand in unmittelbarer Autobahnnähe, das sehr kleine Außengelände und die geringe Kapazität. Dort würden laut jetziger Planung nur 30 Kinder Platz finden.
Sollte das ehemalige Jugendzentrum zur Übergangs-Kita werden, müsste die Gemeinde weitere Gruppen in Container auslagern. Angedacht sind zwei Standorte: an der Kita Regenbogen und auf dem Gelände der Erlöserkirche. Letzterer Standort soll auf jeden Fall genutzt werden. Dort könnten die Kinder untergebracht werden, die zurzeit in einem Container auf dem Areal der Grundschule Nord untergebracht sind. In die nicht mehr genutzte Schule ziehen ab Sommer Bücherei und Volkshochschule ein, sodass dort kein Platz mehr für einen Container ist. Diese Plätze waren bereits in die Defizitliste der Gemeinde eingerechnet.
Aktuell weist die Gemeinde ein Defizit von 70 Elementarplätzen für Kinder ab drei Jahren auf, das durch den neuen Container Erlöserkirche um 20 Plätze reduziert wird. „Hinzu kommen aber noch 60 Kinder, die in Kitas anderer Kommunen untergebracht sind“, sagt die zuständige Fachbereichsleiterin Susanne Dietrich. Die Gemeinde müsse für diese Kinder eine Ausgleichszahlung leisten. „Einige werden dort bleiben, aber den Großteil wollen wir in die Gemeinde zurückholen“, so Dietrich. Daher seien alle Verträge dieser Art nur befristet und könnten von der Gemeinde gekündigt werden.
Es sei für Halstenbek langfristig preiswerter, eigene Plätze anzubieten als Ausgleichszahlungen an andere Kommunen zu leisten. Es fehlen derzeit ebenfalls 70 Krippenplätze für Kleinkinder, durch Anbauten an zwei Einrichtungen verringert sich dieses Defizit in absehbarer Zeit um 40 Plätze.
Langfristig ist Halstenbek trotz aller angedachten Übergangslösungen in der Pflicht, eine neue Kindertagesstätte zu bauen. Einigen Eltern gehen die Bemühungen der Gemeinde, Kita- und Krippenplätze vor Ort zu schaffen, offenbar nicht schnell genug. Laut Susanne Dietrich haben in der vergangenen Woche gleich mehrere Eltern angekündigt, ihren Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz einklagen zu wollen.
Rein rechtlich müssten sie ihre Klage gegen die Kreisverwaltung richten. „Uns liegen bisher keine Klagen dieser Art vor. Weder aus Halstenbek noch aus einer anderen Kommune des Kreises“, sagt Birgit Grelck, die Leiterin des Fachdienstes Jugend und Bildung der Kreisverwaltung.