Die Stadt Uetersen will das umstrittene Repowering für den Windpark in der Marsch auf den Weg bringen. Die Nachbargemeinden Groß Nordende und Neuendeich sind vehement dagegen.

Uetersen Die Umgestaltung des Uetersener Windparks droht zum Streitpunkt zwischen Uetersen und den Nachbargemeinden Groß Nordende und Neuendeich zu werden. Am Donnerstag, 10. April, berät der Uetersener Bauausschuss über den Antrag des Windparkbetreibers „Strom aus Windkraft“, auf dem Areal im Dreieck zwischen Groß Nordende, Neuendeich und der Rosenstadt die Windkraftanlagen auf bis zu 200 Meter aufzustocken, zugleich aber weniger Windkraftgeneratoren als bisher aufzustellen. Mit der Maßnahme will die Betreibergesellschaft nach eigenen Angaben die Unterhaltskosten für die Anlagen senken und zugleich die Energieausbeute und damit die Effizienz der Anlagen deutlich steigern.

Der Windpark ist seit Jahren ein Zankapfel zwischen den drei Kommunen. Die Rosenstadt Uetersen hatte im Jahr 2000 mit den Stimmen von SPD und Grünen den Bau des Windparks ermöglicht. Schon damals war von Seiten der Betreibergesellschaft eigentlich geplant, höher zu bauen. Aufgrund der Proteste der Nachbargemeinden und des Widerstandes der CDU wurde die Höhe des Windparks damals aber auf 100 Meter festgelegt - als Kompromiss. Die CDU, die von Beginn an skeptisch gegenüber dem Projekt war, hatte sich von vornherein gegen den Windpark ausgesprochen. Einerseits wurde die Wirtschaftlichkeit in Frage gestellt, andererseits sollte die Anlage im Landschaftsschutzgebiet angesiedelt werden

Auch Bedenken von Anliegern und von den beiden Nachbargemeinden Neuendeich und Groß Nordende bestärkten die CDU in ihrer Gegnerschaft. Die Planungshoheit der betreffenden Kommunen sei durch die Ausweisung eines Windparkes in direkter Nachbarschaft in unzulässiger Weise eingeschränkt worden, kritisierte die damalige CDU-Fraktionschefin Monika Schwalm. Zudem sei, so Schwalm im Juni 2000, der Kreis Pinneberg generell kein günstiger Standort für Windkraftanlagen. Damit bestätigte die CDU die Position der beiden Nachbargemeinden. Auch der damalige Kieler Ministerialrat Nikolaus Boesten vom Ministerium für ländliche Räume hatte der Rosenstadt damals indirekt vorgeworfen, den WIndpark zu Lasten der Nachbargemeinden geplant zu haben.

14 Jahre später werden die Beziehungen zwischen den Gemeinden mit dem Repowering erneut strapaziert. Auf der vergangenen Bauausschusssitzung war die Politik in Uetersen immerhin ersten Bedenken der Nachbargemeinden entgegengekommen und zu dem Ergebnis gelangt, dass eine Entscheidung so lange vertagt werden solle, bis qualifizierte Ergebnisse aus dem Bauleitplanverfahren vorlägen. Die Nachbargemeinden sollten an dem Prozess beteiligt werden. Uetersens Grüne und die CDU hatten ebenfalls empfohlen, nichts zu unternehmen, was entgegen der Wünsche der Nachbargemeinden sei. Eine Aufstockung der Windkraftanlagen auf 200 Meter Höhe werde es nur dann geben, wenn die betroffenen Nachbargemeinden dem Projekt zustimmten. Dennoch wurde grundsätzlich von Uetersener Seite grünes Licht für das Repowering gegeben. Lediglich die BfB-Fraktion stimmte gegen ein Repowering.

Im Februar diesen Jahres hatten Groß Nordendes Bürgermeisterin Ute Ehmke, Stellvertreter Peter Hormann und Neuendeichs Bürgermeister Reinhard Pliquet auf einer gemeinsamen Pressekonferenz erklärt, dass die beiden Gemeinden die Pläne des Windparkbetreibers nach eingehender Prüfung ablehnen würden und sich auch mögliche rechtliche Schritte vorbehalten wollten, sollte Uetersen die Einwände der beiden Nachbargemeinden nicht ausreichend berücksichtigen und erneut einen Alleingang machen.

Beide Nachbargemeinden erwarten von einem Repowering eine negative Beeinflussung des Ortsbildes, Lärmbelästigungen sowie Wertverluste für Grundstücke. Sie werfen dem Betreiber auch vor, dass das Repowering nur verfolgt werde, um Fördergeld abzugreifen. Einen wirtschaftlichen Vorteil für das Repowering sehen sie nicht, auch weil die Region nach wie vor nicht zu den windreichen Regionen in Deutschland zähle. Das bestätige auch die Windkarte des Deutschen Wetterdienstes. Der Windpark sei in seiner jetzigen Gestaltung stark hinter den von den Betreibern versprochenen Ausbeute zurückgeblieben. Ähnliches sei auch bei einer Aufstockung zu erwarten.

Von Seiten der Uetersener Verwaltung liegt nun aber eine Vorlage auf dem Tisch, die den Aufstellungsbeschluss für das sogenannte Repowering endgültig in die Wege leiten würde. Demnach sollen statt bisher sechs maximal vier oder fünf Windkraftanlagen in dem Gebiet nördlich der Reth-Wetter aufgestellt werden, die Maximalhöhe würde von 100 auf 200 Meter aufgestockt. Damit würden die Bedenken aus Groß Nordende und Neuendeich zum wiederholten Mal nicht berücksichtigt. Ob der Bauausschuss der Verwaltungsvorlage folgt oder doch noch umschwenkt und das Repowering auf Eis legen wird, das entscheidet sich auf der kommenden Sitzung des Bauausschusses im Uetersener Rathaus, Wassermühlenstraße 7. Die Sitzung im Ratssaal beginnt im 19 Uhr und ist öffentlich.