Eine der letzten Beleghebammen im Kreis Pinneberg gibt ihre Räume auf und zieht in Elmshorner Gemeinschaftspraxis am Vormstegen. Regierung verspricht freiberuflichen Hebammen schnelle Hilfe bei Haftpflichtproblematik
Elmshorn. Sie ist eine der letzten freiberuflichen Hebammen im Kreis, die noch Geburten begleitet. Nun wird Annette Pieper ihre Räume in der Königsstraße in Elmshorn aufgeben und am 1. Juni in die Gemeinschaftspraxis 3Klang am Vormstegen 29 umziehen. „So können wir uns gegenseitig vertreten und entlasten“, sagt Cornelia Müller von 3Klang. Pieper möchte an ihrer Arbeit, zu der auch Hausgeburten gehören, festhalten, solange es die steigenden Beiträge der Haftpflichtversicherung zulassen.
Am 1. Juli 2014 steht die nächste Erhöhung von 4800 Euro auf 5091 Euro an. Pieper würde dann vier Monate nur dafür arbeiten, die Haftpflicht zahlen zu können. Und des kommt noch schlimmer: Am 1. Juli 2015 steigt die Nürnberger Versicherung aus dem Versicherungskonsortium für die Gruppenhaftpflichtversicherung des DHV aus. Grund sind die steigenden Schadenssummen. Die beiden anderen Versicherer R&V und VKB haben angekündigt, dass sie die Versicherung nicht allein tragen werden. Ohne eine Versicherung dürfen die freiberuflichen Hebammen nicht praktizieren.
Schleswig-Holsteins Gesundheitsministerin Kristin Alheit hatte am 14. März im Bundesrat für die Hebammen eine rasche Lösung gefordert. „Unsere Bundesratsinitiative wirkt. Auch in Berlin ist angekommen, was Menschen in Schleswig-Holstein bewegt. Das ist ein positives und wichtiges Signal für Hebammen, Eltern und Kliniken im Land“, sagt Ahlheit. „Die Bundesregierung hat Lösungen zugesagt. Jetzt müssen rasch weitere Schritte folgen, denn Hebammen brauchen schnell eine Perspektive über die nächste Beitragserhöhung hinaus.“
Die Länder hatten mit großer Mehrheit einer Bundesratsinitiative Schleswig-Holsteins zur Absicherung der Geburtshilfe mit Hebammen zugestimmt. In dem Entschließung-Antrag wurde die Bundesregierung zum raschen Handeln aufgefordert sowie Lösungsansätze angeregt. Vor dem Hintergrund steigender Beiträge zur Haftpflichtversicherung hatten viele freiberuflich geburtshilflich tätige Hebammen ihren Beruf aufgegeben. Vor allem im ländlichen Raum sind freiberufliche Hebammen als sogenannte Beleghebammen in den Kliniken ein Eckpfeiler in der Geburtshilfe. Rund 20 Prozent aller Geburten erfolgen mit Hilfe von freiberuflichen Hebammen in den Krankenhäusern. „Ende des Jahres muss eine Entscheidung stehen“, sagt Müller. Sonst könnten sie keine schwangeren Frauen mehr annehmen.