Kripochef stellt die aktuelle Kriminalitätsstatistik vor. 2013 gab es so wenig Delikte wie seit der Jahrtausendwende nicht mehr. Nur die Zahl der Einbrüche in Wohnungen nimmt weiter zu.
Kreis Pinneberg. Die Zahl der Straftaten ist 2013 weiter zurückgegangen. Das geht aus der Kriminalstatistik vor, die Polizeidirektor Andreas Görs und Pinnebergs Kripochef Ingo Minnerop am Freitag vorgestellt haben. Görs zog das beruhigende Fazit: „Es lebt sich sicher im Kreis Pinneberg.“
Im Vergleich zu 2012 ist die Zahl der Straftaten im Kreis Pinneberg 2013 um 609 Fälle auf 20.390 Delikte gesunken. Das sei der niedrigste Wert seit 15 Jahren, sagt Minnerop zu dieser Entwicklung. Im Jahr 2004 wurden noch 3300 Straftaten mehr als 2013 begangen. Erfreulich sei auch die verbesserte Aufklärungsquote von 49,4 Prozent. So hat die Polizei beinahe jede zweite Straftat aufgeklärt. „2002 lag die Aufklärungsquote nur bei 41,4 Prozent.“
In ganz Schleswig-Holstein ist im vergangenen Jahr die Kriminalität zurückgegangen. Umso positiver sei es zu bewerten, dass der Kreis Pinneberg weiterhin unterdurchschnittlich bei der Kriminalität sei, betonte Görs. Dies macht die Polizei anhand sogenannter Häufigkeitszahlen deutlich, bei der die Zahl der Taten in das Verhältnis der Bevölkerungsgröße gestellt wird. Und da liegt der bevölkerungsreichste Kreis mit 6823 Straftaten auf 100.000 Menschen unter dem Landesdurchschnitt (7125). Spitzenwerte nehmen die vier kreisfreien Städte Neumünster (15.253), Lübeck (11.585), Flensburg (10.635) und Kiel (10.024) ein. Von den Flächenkreisen steht Schleswig-Flensburg mit 4608 am besten da.
Innerhalb des Kreises Pinneberg schwanken die Häufigkeitszahlen. So stehen die größten Städte Elmshorn (8924 Straftaten hochgerechnet auf 100.000 Menschen), Pinneberg (8544) und Wedel (8189) an der Spitze, während es in Rellingen (4420), Halstenbek (5857) und Schenefeld (6602) am ungefährlichsten ist. Den Höchstwert mit etwa 12.000 Delikten hat bei dieser Statistik erneut die Gemeinde Bilsen, wenn man deren 760 Bewohner auf 100.000 hochrechnet, weil dort die Zahl der Ladendiebstähle relativ hoch ist. Grund ist ein Markt, der sich auf Versicherungsschäden spezialisiert hat.
Fast die Hälfte aller Straftaten im Kreis waren Diebstähle (42,6 Prozent). Deren Aufklärungsquote ist allerdings mit 20 Prozent mit am niedrigsten. Körperverletzungen und andere Rohheitsdelikte (2822 Fälle in 2013) und Straftaten gegen das Leben – die Polizei registrierte sechs Totschlagsdelikte und drei fahrlässige Tötungen im Kreis Pinneberg – werden dagegen zu 90 Prozent aufgeklärt. Das liege daran, dass bei Kapitalverbrechen Polizei und Bevölkerung ein besonders großes Interesse daran haben, dass die Täter identifiziert und bestraft werden.
Für die 10.065 aufgeklärten Fälle ermittelte die Polizei 7317 Tatverdächtige, davon waren 77,4 Prozent männlich und 78,3 Prozent Deutsche. Das waren 268 weniger als im Vorjahr. Jeder fünfte Straftäter war alkoholisiert. 464 Taten begingen Drogenabhängige. Alle Straftaten zusammen verursachten einen Schaden von 23,4 Millionen Euro.
Problematisch ist aus Sicht der Polizei und wohl auch der Betroffenen die weiter steigende Zahl an Wohnungseinbrüchen. Mit 841 angezeigten Taten hat sich die Zahl der Einbrüche im Kreis Pinneberg seit 2007 um fast 60 Prozent gesteigert. Für die Polizei bleibe dies auch 2014 ein Schwerpunkt ihrer Arbeit, was Fahndung, Aufklärung und Schutz angehe, kündigte Polizeidirektor Görs an. Dank der intensiven Arbeit sei die extrem niedrige Aufklärungsquote in diesem Bereich von 6,3 auf 10 Prozent fast verdoppelt worden.
Gestiegen ist auch die Zahl der Sexualstraftaten, von 173 auf 193, was mit der Ermittlung eines Rings zu tun hatte, der illegale Pornografie verbreitete, erklärt Kripochef Minnerop. „Vergewaltigen sind mit 24 Fällen um 25 Prozent rückläufig.“ Die Zahl der Rauschgiftdelikte (939 statt zuvor 580) habe sich deshalb so gesteigert, weil die Polizei im Kreis die Drogenszene gut im Griff habe und neun von zehn Fällen aufklären konnte. „Wenn man einmal in den Eiterbeutel hinein pikst, kommt da immer mehr heraus.“
Geradezu entspannt habe sich die Situation bei den Jugendstraftaten. Seit 2004 haben deutlich weniger Kinder (229 Taten, minus 39 Prozent), Jugendliche (656, minus 42 Prozent) und Heranwachsende (708, minus 20 Prozent) gestohlen, geraubt oder Sachen beschädigt. Hier mache sich die jahrelange intensive Arbeit der Jugend-Task-Force der Polizei bemerkbar, die sich um junge Mehrfachstraftäter kümmert, so Minnerop. Dabei arbeite die Polizei eng mit der Jugendgerichtshilfe, den Jugendämtern, den Jugendhilfeträgern und der Staatsanwaltschaft zusammen. „Das zeigt jetzt Wirkung.“