Rellingen erhöht das Stundenkontingent für Schulsozialarbeit und leistet sich nun vier Schulsozialpädagogen für 900 Schüler. Auch andere Kommunen investieren in die freiwillige Leistung.

Rellingen. Seit 2008 hat die Schulsozialarbeit an den Schulen im Kreis Pinneberg eine rasante Entwicklung genommen. Damals waren 13 Fachkräfte an 16 Schulen tätig. Stand Schuljahresbeginn 2013/2014 wird die Leistung nahezu flächendeckend angeboten. Kreis, Land und Bund bezuschussen 78 Schulsozialarbeiter an 84 Schulen. Hinzu kommen Fachkräfte, die von den Kommunen alleine finanziert werden. Ein Beispiel ist Rellingen. „Wir haben die Stundenzahl mehr als verdoppelt. Rellingen ist kreisweit vorne, was die Schulsozialarbeit betrifft“, so Bürgermeisterin Anja Radtke.

Die Gemeinde erhöhte dank eines einstimmigen Beschlusses der Politik das Stundenkontingent von 47,5 auf 113,5 Wochenstunden und leistet sich nun vier Schulsozialpädagogen für 900 Schüler – jeweils eine Kraft für die beiden Grundschulen und zwei für die Grund- und Gemeinschaftsschule. Swantje Eichhorn, die aus Quickborn kam, betreut die Erich Kästner Schule, die langjährige Mitarbeiterin Martina Wohlers die Brüder-Grimm-Schule. Die beiden Youngster, Silke Dewitz, 25, und Adrian Matthäi, 26, sind für die Caspar-Voght-Schule zuständig.

Drei der vier Stellen sind unbefristet, der Vertrag von Adrian Matthäi läuft im August aus. „Der Schulausschuss wird am Montag über die Entfristung dieser Stelle beraten“, sagt Radtke. Die Gemeinde lasse sich die Schulsozialarbeit 159.000 Euro pro Jahr kosten. Dem stehen Zuschüsse in Höhe von 36.000 Euro gegenüber.

Dass die Arbeit der Fachkräfte Früchte trägt, bestätigen die Schulleiter. „Wir haben wesentlich weniger Konflikte an der Schule. Und aus dem Kollegium bekomme ich die Rückmeldung, dass die Lehrer sich deutlich entlastet fühlen“, sagt Jochen Kähler, Leiter der Caspar-Voght-Schule. Dass auch eine Grundschule Bedarf an Schulsozialarbeit hat, betont Ulrike Ulfig von der Erich Kästner Schule. „Zuerst haben wir gedacht, wozu brauchen wir das eigentlich. Aber inzwischen würden wir uns freuen, wenn die Stundenzahl noch ausgeweitet werden könnte.“

Die Schulsozialarbeiterin sei mit der Einzelfallhilfe ausgelastet, die Prävention komme zu kurz. Ulfig: „Wir merken jetzt erst, wie viele Probleme die Kinder mit sich herumtragen.“ Für Sabine David-Glißmann von der Brüder-Grimm-Schule ist es wichtig, dass es mit dem Schulsozialarbeiter für die Schüler „einen Ansprechpartner gibt, der nicht gleichzeitig im System Schule eine Beurteilungsfunktion inne hat“.

„Die Schüler haben schnell den Weg zu uns gefunden. Wir helfen vielen, überhaupt den Schulalltag bewältigen zu können“, sagt Schulsozialpädagogin Silke Dewitz. Die Kinder würden überwiegend Probleme aus dem Elternhaus mit in die Schule bringen. „Teilweise können sie sich nicht auf den Unterricht konzentrieren, weil sie immer an zu Hause denken müssen“ ergänzt Kollegin Martina Wohlers.

Häusliche Krisen seien ebenso Belastungsfaktoren wie Trennung oder Scheidung der Eltern oder häufiges Alleinsein, wenn Eltern voll berufstätig sind. „Den Kindern fehlen Erziehungsvorbilder“, so Schulsozialpädagogin Swantje Eichhorn. Durch die Betreuung an allen Schulen werde den Kindern der Übergang in die weiterführende Schule erleichtert.

Ein ähnliches Modell hat sich in Halstenbek bewährt. Dort sind zwei Schulsozialarbeiter an der Grund- und Gemeinschaftsschule und ein dritter am Wolfgang-Borchert-Gymnasium aktiv. An den beiden Grundschulen hat die Gemeinde zwei Erzieher mit jeweils 19,5 Wochenstunden im Einsatz. Auch in Elmshorn hat jede der sechs Grundschulen eine eigene Fachkraft auf Halbtagsbasis, gleiches gilt für die beiden Gemeinschaftsschulen. Für die zwei Gymnasien steht jeweils eine 25-Stunden-Kraft zur Verfügung, an der KGSE sind vier Vollzeitstellen eingerichtet. Sie kümmern sich ebenfalls um den gebundenen Ganztag.

Schenefeld hat an den Grundschulen eine Halbtagskraft, an der Gemeinschaftsschule zwei Halbtagskräfte im Einsatz. Dort sind pädagogische Inseln als Rückzugsraum für die Schüler geschaffen worden. Das Gymnasium hat keine eigene Schulsozialarbeit, kann bei Bedarf auf die Ressourcen der Gemeinschaftsschule zurückgreifen. In Pinneberg gibt es Schulsozialpädagogen an allen Grund- und weiterführenden Schulen – mit Ausnahme der beiden Gymnasien. „Das prüfen wir noch“, so Fachdienstleiterin Traudchen Perrefort.