Barmstedts neue Bürgermeisterin Heike Döpke will das Bürgerbüro umbauen, das Grundvermögen bewerten, die Sporthalle sanieren und die von den Bürgern abgelehnte Sohlgleite neu planen
Barmstedt. Das abgelaufene Jahr war ein politisch sehr aufregendes für Barmstedt. Es gab erstmals nach zwei Jahrzehnten wieder einen Bürgermeisterwechsel, bei dem sich Heike Döpke, 52, mit nur 65 Stimmen Vorsprung gegen Herausforderer Jörg Dittmer bei der Stichwahl durchsetzte. Und bei einem Bürgerentscheid am Tage der Bundestagswahl im September lehnten zwei von drei Barmstedter Wählern die aktuelle Planung für die Sohlgleite an der Krückau am Rantzauer See ab. Sie wollten nicht, dass dieser Ersatzbau für die unzeitgemäße Fischtreppe mit der Bebauung der Lillschen Wiese direkt am See kombiniert wird.
Und so ergeben sich die Themen für die politische Agenda im neuen Jahr fast von allein. „Wir müssen uns für die Sohlgleite neue Modelle überlegen und dabei auch die alten wieder herauskramen“, kündigt die parteilose Bürgermeisterin an, die seit August im Amt ist. Damit meint sie insbesondere auch jene Alternativen, die zum Teil aus bislang ungeklärten Gründen in der Verwaltung ihres Vorgängers aus der Überplanung der EU-weiten Wasserrahmenrichtlinie verschwunden sind. Dabei ging es um kleinere und vor allem kostengünstigere Lösungen, um den Forellen die Überwindung des drei Meter großen Höhenunterschieds an dieser Stelle der Krückau zu erleichtern.
Sie werde gleich im Februar mit den zuständigen Gewässerverbänden und der Kreisbehörde ausloten, was hier notwendig und machbar wäre, kündigt Heike Döpke an. Denn an der gesetzlichen Verpflichtung, bis 2016 die Sohlgleite realisiert zu haben, käme die kleinste Stadt im Kreis Pinneberg nicht herum. „Wir brauchen in diesem Jahr 2014 einen Plan, der die größtmögliche Akzeptanz in der Politik und Bevölkerung findet.“
Ein weiteres geerbtes Problem ist die neue Doppelsporthalle, die praktisch seit ihrer Eröffnung Ende 2012 kaum genutzt und wegen enormer Wasserschäden an den verschiedensten Stellen seit dem Herbst 2013 komplett gesperrt ist. Doch da habe die Stadt im Moment nur wenig Handlungsspielraum, sagt die Verwaltungschefin. „Wir müssen das gerichtliche Beweissicherungsverfahren abwarten.“
Erst wenn das dann die Ursache und verantwortlichen Handwerksbetriebe für die Wasserschäden am 5,5 Millionen Euro-Bau ermittelt habe, könnte ein Sanierungsplan erarbeitet werden. Döpke hofft, dass dies möglichst schnell in die Wege geleitet werden kann, damit die 1000 Schüler der Grund- und Hauptschule sowie die Sportvereine endlich die neue Halle nutzen können. „Der Verursacher muss gefunden werden und ich gehe davon aus, dass dessen Versicherung dafür geradesteht.“
Ebenfalls aus der Not heraus ergibt sich für dieses Jahr die Investition von einer halben Million Euro, um die bislang nur mit einem Blinklicht gesicherten Bahnübergänge am Bornkamp und Beim Reihergehölz mit Halbschranken zu versehen. Im Oktober war ein Mofafahrer tödlich verunglückt, als er über die Bahnschienen fuhr und dabei vom herannahenden Zug erfasst wurde. 1900 Bürger forderten daraufhin in einer Petition an die Stadtvertreter, diesen Missstand endlich zu beseitigen, was nun umgesetzt werden soll.
Sehr wichtig ist der neuen „Bürger-Bürgermeisterin“, als welche sich Heike Döpke versteht, dass diese im Rathaus zuvorkommend und bürgerfreundlich bedient werden. Darum wird das Bürgerbüro im Erdgeschoss des Rathauses so umgebaut, dass die Kunden nicht mehr im zugigen Zwischenraum der ständig auf- und zugehenden Doppelglastüren stehend warten müssen, bis sie drankämen.
„Das ist wirklich nicht bürgerfreundlich“, sagt Heike Döpke und verspricht Abhilfe, die maximal 10.000 Euro kosten soll. Wer Auskunft möchte oder ein Anliegen habe, werde dann sitzen können. Aus datenschutzrechtlichen Gründen müssten die zwei Arbeitsplätze im Bürgerservice-Bereich allerdings voneinander abgetrennt werden. Zudem soll das Tourismusbüro enger mit dem Stadtmarketing verzahnt werden.
Der Zustand der Straßen soll ebenfalls verbessert werden. So werden in diesem Jahr die August-Christen-Straße, Messhorn und Jittkamp für insgesamt rund eine Million Euro saniert und ausgebaut. Die Kosten teilt sich die Stadt mit dem Abwasserzweckverband, der dort auch die Entwässerungskanäle sanieren wird. Einer Lösung bedarf auch die Verkehrsproblematik an der Meierei, deren Zuliefer- und Abholverkehr mit täglich rund 100 Lkw viele Anwohner nervt und in ihrer Ruhe stört. „Das wird ein Thema bleiben“, ist sich Heike Döpke sicher, ohne eine Patentlösung parat zu haben. Sie sei gesprächsbereit und möchte nun erst einmal abwarten, ob die Tempo-30-Regelung für Lkw auf der Königstraße für etwas Beruhigung sorge.
Auch für die Kommunalpolitiker wird sich einiges in diesem Jahr ändern. So wolle die Verwaltung zum Jahresende von der kameralistischen auf die Haushaltsführung der doppelten Buchführung (Doppik) umstellen, wie es die meisten anderen Städte und der Kreis Pinneberg bereits getan haben.
Dafür müsse aber noch das gesamte Grundvermögen Barmstedts untersucht und bewertet werden. Eine zusätzliche Vollzeitstelle in der Verwaltung hat die Politik ihr dafür bewilligt. Ziel sei es dann, im Dezember den Haushalt für das nächste Etatjahr zu verabschieden statt wie jetzt erst im Februar des laufenden Jahres. „Ich möchte, dass wir künftig Weihnachten damit fertig sind.“
Große Sprünge wird sich Barmstedt, das ein Defizit von 2,9 Millionen Euro bei einem 20-Millionen-Euro-Haushalt aufweist, aber auch in Zukunft kaum machen können, ist sich die Bürgermeisterin bewusst. Immerhin wird die geplante Änderung des Landesfinanzausgleichs die 9500-Einwohner-Stadt ab 2015 um eine halbe Million Euro entlasten.