Noch vor dem Sommer sollen die neuen Räume in der ehemaligen Grundschule Nord bezogen werden. Die Halstenbeker Volkshochschule und die Bücherei finden hier Platz. Leiter Günther Traulsen verlässt die VHS.
Halstenbek. Für Günther Traulsen war es so etwas wie der letzte Gang. Der 57-Jährige besuchte noch einmal die Räume, in die er eigentlich im Sommer mit der Halstenbeker Volkshochschule (VHS) einziehen wollte. Doch dann verordnete sich der VHS-Geschäftsführer kurzfristig selbst einen beruflichen Umzug: Zum Jahresbeginn heuerte er bei der gemeinnützigen Perspektive GmbH in Elmshorn als Leiter des Kinderschutzhauses und Koordinator der Bereitschaftspflege an.
Durch Traulsens Abgang ist das Umzugsprojekt der VHS vom Neuen Weg in die ehemalige Grundschule Nord im Ortskern nicht gefährdet. „Der Zeitplan wird eingehalten. Ein Teil der Räume ist bereits fertig und wird schon genutzt“, sagt Traulsen. So werden beispielsweise im Bewegungs- und im Werkraum bereits Kurse der Bildungseinrichtung angeboten. „Dass tagsüber Baulärm und Staub zum Alltag gehören, wird von unseren Kursteilnehmern notgedrungen akzeptiert“, so der langjährige VHS-Chef.
Tatsächlich sieht es in dem Gebäude, das bis Oktober 2011 als Grundschule genutzt wurde, noch sehr nach Baustelle aus. Bereiche sind durch Planen abgehängt, Räume sind in den Rohbauzustand zurückversetzt. In fünf Monaten allerdings soll die Bücherei große Teile des Erdgeschosses einnehmen, die Volkshochschule Räume zu ebener Erde sowie im ersten Stock nutzen können. Traulsen: „Ich gehe davon aus, dass die Bücherei schnell einziehen wird. Die Volkshochschule wird wohl nach Ende des Semesters im Sommer folgen.“
Der scheidende VHS-Chef hat mehrere seiner sieben Jahre in der Position an dem Umzug gearbeitet. „Erst hieß es, wir können schon 2011 umziehen. Dann folgte die Verschiebung auf 2012, schließlich auf 2013.“ Dass es im vorigen Jahr klappen würde, war sich Traulsen zu sicher. „Ich habe eine Flasche Wein darauf gewettet und leider verloren.“ Einem zähen Ringen in der Politik folgten unerwartete Brandschutzauflagen der Bauaufsichtsbehörde, die das Projekt verzögerten und verteuerten. 500.000 Euro lässt sich die Gemeinde den Umzug von Bücherei und Volkshochschule kosten.
Die Bücherei erhält 340 Quadratmeter, das ist eine Vergrößerung um 140 Quadratmeter. Die VHS bekommt 940 Quadratmeter, sie entfallen auf acht Unterrichtsräume sowie den Bürotrakt. „Das bedeutet für die VHS, was die Anzahl der Räume angeht, keine Vergrößerung. Aber es stehen größere, modernere und besser ausgestattete Unterrichtsräume zur Verfügung.“
So ist etwa der EDV-Raum doppelt so groß, sodass künftig mehr Teilnehmer als bisher die Computerkurse besuchen können. Traulsen ist sich sicher: „Der Umzug wird sowohl die VHS als auch die Bücherei beflügeln, weil auch Synergieeffekte genutzt werden können.“ So seien gemeinsame Veranstaltungen der beiden Einrichtungen im Bereich Literatur und Film geplant.
Sie könnten beispielsweise im neuen Kinosaal der VHS stattfinden, der mit modernsten Geräten ausgestattet ist. Einen solchen Raum besaß die Bildungseinrichtung bisher nicht. „Geplant ist, dass die VHS künftig Kinoabende anbietet.“
Die ersten beiden „Filme mit Botschaft“ (Originalton Traulsen), die in der zweiten Jahreshälfte gezeigt werden sollen, stehen bereits fest. Es handelt sich um die Migrationskomödie „Almanya“ und den Streifen „Labyrinth der Wörter“, in dem eine Leseratte und ein Analphabet sich über die Literatur näherkommen. „Die Filmreihe ist ein Test. Wenn das gut ankommt, findet das in regelmäßigen Abständen statt.“
Das neue Domizil der VHS direkt in der Ortsmitte wird bei den Nutzern positiv aufgenommen. Davon ist Traulsen überzeugt. „Bisher residierte die VHS am Ortsrand, künftig ist sie mittendrin. Das ist ein Quantensprung.“ Der scheidende Chef wohnt mit seiner Familie in Halstenbek – und er bleibt der Einrichtung auch nach seinem Abschied verbunden.
„Als Halstenbeker freue ich mich total über den Umzug der VHS.“ Und vielleicht werde er künftig auch mal im neuen Gebäude vorbeischauen – möglicherweise als Besucher eines VHS-Kurses. Um so kurzfristig seinen neuen Job antreten zu können, hat Traulsen mit seinem Ex-Arbeitgeber einen Auflösungsvertrag geschlossen. „Man ist mir entgegengekommen“, so der 57-Jährige. Schmutzige Wäsche will der Ex-VHS-Chef daher nach seinem Ausscheiden nicht mehr waschen. Gerüchte, das Verhältnis zwischen ihm und Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann sei zuletzt nicht ungetrübt gewesen, will er nicht kommentieren.
Die operative Arbeit übernimmt zunächst Traulsens bisherige Stellvertreterin Elisabeth Anstipp, die sich um die neuen Semesterprogramme kümmern wird. Als Interimsgeschäftsführer der VHS im kaufmännischen Bereich soll Jens Thomsen, Fachdienstleiter für Finanzen im Halstenbeker Rathaus, fungieren.
In der Zwischenzeit wird die Führungsposition neu öffentlich ausgeschrieben. Die Entscheidung über die Nachfolge treffen der Aufsichtsrat der gemeinnützigen Volkshochschul GmbH sowie der Hauptausschuss. Die Neubesetzung kann frühestens zum 1. April erfolgen, möglicherweise auch erst einige Wochen später.