Die Industrie- und Handelskammer Kiel ruft 60.000 Mitgliedsbetriebe zur Wahl der Vollversammlung auf. 27 der 126 Kandidaten kommen aus dem Kreis Pinneberg. Bereits seit November konnten die Mitglieder wählen.

Kreis Pinneberg/Kiel. Das neue Jahr beginnt gleich mit einer Wahl. So sind die rund 60.000 Mitgliedsbetriebe der Industrie- und Handelskammer (IHK) Kiel aufgerufen, ihre Vollversammlung neu zu wählen. 126 Kandidaten stellen sich für dieses 60 Mitglieder umfassende „Parlament der Wirtschaft“ zur Wahl. 27 von ihnen kommen aus dem Kreis Pinneberg, der neben den Kreisen Steinburg und Rendsburg-Eckernförde sowie den Städten Kiel und Neumünster zum Kammerbezirk gehört. Drei Viertel von ihnen stellen sich erstmals zur Wahl.

Anders als bei politischen Wahlen, die an einen bestimmten Tag gebunden sind, konnten die IHK-Mitglieder schon seit November wählen. Erst am 13. Januar läuft die Wahlfrist ab. „Geben Sie der gewerblichen Wirtschaft Ihrer Region Ihre Stimme. Jede Stimme zählt“, appelliert IHK-Hauptgeschäftsführer Jörn Biel an die Unternehmen, sich eifrig zu beteiligen. Aus 21 Branchen stehen Kandidaten zur Wahl. Zurzeit kommen 15 der 60 Vollversammlungsmitglieder aus dem Kreis Pinneberg.

Vor fünf Jahren lag die Wahlbeteiligung bei der IHK zu Kiel bei mageren 9,2Prozent. Das beste Einzelergebnis erreichte damals der Kerzenfabrikant Wolfgang Ihde aus Bullenkuhlen, der inzwischen aus der Vollversammlung ausgeschieden ist. Ihde hatte sich zuvor sehr kritisch gegen die IHK-Strukturen gewandt und die Pflichtmitgliedschaft der Gewerbebetriebe in den Kammern angeprangert. In der Vollversammlung habe sich Ihde aber sehr positiv eingebracht und die Positionen seiner Kammerkollegen konstruktiv-kritisch begleitet, lobt Biel die Arbeit des ausgeschiedenen Kollegen.

Auch die amtierende IHK-Vizepräsidentin Ines Kitzing hört mit dieser zu Ende gehenden Wahlperiode auf. „Zehn Jahre und zwei Wahlperioden sind genug“, sagt die Inhaberin des Baumarkts Hass und Hatje in Rellingen. Es müsse auch immer wieder einen Wechsel geben. „Aber ich habe es gern gemacht und es hat Spaß gemacht“, sagt sie.

Ähnlich äußert sich das Vorstandsmitglied der VR Bank Pinneberg, Horst Alsmöller, 60. „Ich mache den Weg frei für jüngere Kandidaten.“ Aufgabe der Kammer sei es, Vorhaben des Gesetzgebers und politische Entscheidungen aus Sicht der Wirtschaft zu kommentieren und in den verschiedenen Gremien aus Expertensicht Fragen zur betrieblichen Ausbildung zu begleiten, erläutert Alsmöller.

„Es ist wichtig, dass die Wirtschaft ein Sprachrohr hat, das die Positionen und Standpunkte bündelt“, sagt Dirk Kehrhahn, der seit zehn Jahren der Vollversammlung angehört und erneut kandidiert. „Ich nenne das Politikberatung“, sagt der Inhaber des Flora-Gesundheitszentrums in Elmshorn. So habe sich die Kammer zuletzt stark für eine Verbesserung der Infrastruktur hinsichtlich Nord-Ostsee-Kanal, A-7- und A-20-Ausbau eingesetzt.

Der Einfluss reicht bis nach Berlin, wo Kehrhahn dem 100-köpfigen Wirtschaftsausschuss des Deutschen Industrie- und Handelstages angehört, der sich zweimal im Jahr trifft. „Wenn der ruft, kommen die Minister angetanzt“, sagt der Unternehmer.

Aber auch auf regionaler Ebene und aus den verschiedenen Branchen träfen sich die IHK-Parlamentarier regelmäßig zum Erfahrungsaustausch, sagt Kehrhahn. „Da lernt man Kollegen aus anderen Regionen kennen und stellt fest, dass die ganz ähnliche Probleme haben.“ Insgesamt sei dies „eine sehr spannende Aufgabe“.

Eine wichtige Aufgabe für die Zukunft wäre aus Kehrhahns Sicht ein Zusammenschluss der drei Kammern Kiel, Lübeck und Flensburg. „Schleswig-Holstein muss lernen, mit einer Stimme zu sprechen. Wir können ja von der Politik nicht fordern, effizienter zu sein, wenn wir als IHK weiterhin Parallelstrukturen pflegen.“

Immerhin sei in den vergangenen Jahren die Kooperation der drei Kammern vorangeschritten, indem kammerübergreifende Fachausschüsse gebildet wurden, sagt Ines Kitzing, die eine Fusion auch für sinnvoll hält. „Aber soweit ist es noch nicht.“ Erstmals werden sich aber in diesem Jahr, so kündigt Kehrhahn an, alle drei neu gewählten Vollversammlungen zu einer gemeinsamen Tagung treffen.