Während bei der Polizei das digitale Zeitalter begonnen hat, müssen andere Einsatzkräfte bis Ende 2014 warten. Bis dahin behelfen sich die Sanitäter mit Handys und die DLRG mit den Betriebsfunkgeräten aus den 80ern.
Kreis Pinneberg. Die Einführung des Digitalfunks in Schleswig-Holstein verläuft sehr schleppend. Ursprünglich sollte diese zur Weltmeisterschaft 2006 abgeschlossen sein. Sieben Jahre später beginnt jetzt die Polizei auf der abhörsicheren Welle zu funken. Am 3. Dezember stellte die Leitstelle in Elmshorn, die für die Einsätze in den Kreisen Pinneberg, Steinburg und Dithmarschen zuständig ist, ihren Betrieb komplett auf Digitalfunk um.
Offenbar dank der langen Verzögerung sah die Landesregierung davon ab, diesen Schritt öffentlich bekannt zu machen. Immerhin: Nachdem es im Testbetrieb über Jahre zu massiven Problemen kam, soll die erste Woche reibungslos verlaufen sein. Selbst während des Orkans „Xaver“ blieben größere Probleme aus, war aus Polizeikreisen zu hören.
Die Umstellung auf Digitalfunk gilt allerdings nicht für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz. Hier wird weiterhin auf den alten analogen Frequenzen gefunkt. Ein Ende dieser Zweiklassengesellschaft ist erst Ende 2014 für den Kreis Pinneberg in Sicht. Bis dahin müssen die Einsatzkräfte mit allen Kräften improvisieren, wenn eine direkte Kommunikation etwa zwischen Polizisten und Kräften des Rettungsdienstes erfolgen soll. Die Rettungsdienst-Kooperation setzt dabei auf das Mobiltelefon.
Laut Sprecher Christian Mandel wurden alle Wagen mit einem sogenannten fahrzeugbezogenen Diensthandy ausgestattet, die die Mitarbeiter im Einsatzfall auch bei sich tragen sollen, damit die Kommunikation gesichert ist. Allerdings kann auch hier die Verbindung zum Problem werden, wenn das Mobilfunknetz Lücken aufweist. „Notfalls muss man eben improvisieren, sich zum Beispiel ein Festnetztelefon suchen“, sagt Mandel.
Mehr als 100 Fahrzeuge muss die Rettungsdienst-Kooperation mit den Digitalfunkanlagen ausstatten. Die Kosten kann Mandel noch nicht beziffern. Klar ist, dass der Gerätestückpreis zwischen 800 und 1000 Euro liegt. Die Kosten müssen über die Krankenkassen refinanziert werden. Nur neue Fahrzeuge seien vorgerüstet. „Es ist kein Zeitplan in Sicht, wann wir an den Start gehen“, so Mandel. Noch nicht einmal die Schulungen seien im Fortbildungsplan 2014 zu finden. „Ohne Schulung funktioniert das nicht“, so Mandel.
Die DLRG hat sich einer Sammelbestellung bei der Beschaffungsstelle des Innenministeriums vor mehr als einem Jahr angeschlossen. Seitdem wartet man. „Wir hoffen, dass die Geräte bald ausgeliefert werden“, sagt Jochen Möller aus Wedel. Er ist auch im Landesverband aktiv, wo es zumindest einen Schulungsplan gibt. Im April werden einige der Retter bei der Landesfeuerwehrzentrale für den Digitalfunk fit gemacht. Der Übergangsphase sieht Möller gelassen entgegen. Verschiedene Funksysteme ist er von den Einsätzen auf der Elbe gewohnt. Da Hamburg bereits seit langem nur noch digital funkt, haben die DRLG-Retter ihr eigenes System, einen Betriebsfunk. Auf die Geräte aus den 80er-Jahren ist laut Möller Verlass.
1444 Handfunkgeräte, 2383 in Fahrzeugen festinstallierte Sender und Empfänger sowie 49 Sendeanlagen in Gebäuden: Diese Ausstattung hat der Kreis stellvertretend für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz beim Innenministerium geordert. „Die öffentliche Ausschreibung ist leider noch nicht erfolgt“, sagt Reiner Röpcke, Vize-Abteilungsleiter für Sicherheit in der Kreisverwaltung. Und er sagt weiter: „Ich bekomme viele Nachfragen, wann die Geräte da sind.“ Eine Antwort könne er nicht geben. „Ich hätte mir auch gewünscht, dass die Sache deutlich schneller geht“, so Röpcke weiter.
Laut Stephan Bandlow, Sprecher der für den Rettungsdienst und Feuerwehr zuständigen Regionalleitstelle, soll diese im dritten Quartal 2014 technisch an den Digitalfunk angebunden sein. Ab diesem Zeitpunkt könnten auch die Retter das abhörsichere Netz nutzen. Ob dann jedoch schon alle bestellten Geräte zur Verfügung stehen und der aufwendige Einbau in die Fahrzeuge erfolgt ist, weiß bisher niemand. Immerhin: Schulungen für die Einsatzkräfte sind ab April bereits terminiert.
Und bei der Polizei soll in Kürze eine technische Umstellung erfolgen, die die Empfangslücken im Netz abmildern soll. Bisher funktioniert der Digitalfunk in Stahlbetongebäuden eher schlecht als recht. Künftig sollen sich die Handfunkgeräte der Beamten nicht beim Funkmast einwählen, sondern den Empfänger im Streifenwagen als Relais nutzen können, um das Signal zu verstärken.