Nach der Rettung der Beschäftigungsstätte für Behinderte in Schenefeld schmiedet die Lebenshilfe Zukunftspläne. So sollen in der Nachfolgewerkstatt Weidenzäune geflochten und mit Schülern ein Acker bewirtschaftet werden.
Schenefeld. Es ist erst drei Monate her. Damals gelang es der Lebenshilfe Schenefeld, in letzter Sekunde noch das Ruder herumzureißen und eine Zukunftslösung für das insolvente vereinseigene Unternehmen sowie die dort arbeitenden Menschen mit Behinderung zu finden. Seitdem hat sich enorm viel getan, äußerlich wie inhaltlich. Die vor der Schließung stehende Beschäftigungsstätte hat nicht nur einen neuen Namen (LHW Elbe gGmbH), sondern sie steht dank der Kooperation mit der Glückstädter Diakonie auch auf soliden Beinen.
Nur so wurde der angestrebte und vor kurzem durch die Agentur für Arbeit genehmigte Werkstatt-Status erst möglich. Dadurch muss das Unternehmen nicht mehr selbst für die Sozialabgaben der betreuten Mitarbeiter aufkommen. Das hinterließ laut Ex-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Werner Hatje bislang ein Loch von etwa 220.000 Euro pro Jahr im Budget.
Auf Kooperation will man jetzt verstärkt setzen. Zahlreiche Projekte vor allem mit neuen Partnern aus Hamburg sind in Planung. Eines das schon spruchreif ist: Die Lebenshilfewerkstatt plant im Schulterschluss mit der Raphael-Schule aus Nienstedten einen Obst- und Gemüseanbau. Waldorfschüler und Betreute der Lebenshilfe sollen mithilfe eines Landschaftsgärtners die Fläche an der Blankeneser Chaussee bewirtschaften. Von Dezember an pachtet die LHW dafür den rund drei Hektar großen Acker, der nach der Insolvenz in den Besitz des Lebenshilfevereins übergegangen war. Im Frühjahr 2014 soll es losgehen.
Der Ackerbau ist einer der Bausteine für eine neue Unternehmensstruktur. Und die wird gebraucht. Denn in den vergangenen Jahren schrieb der Betrieb, für den zeitweise mehr als 100 Mitarbeiter, davon 68 Menschen mit Behinderung, tätig waren, rote Zahlen. Sprang der Lebenshilfeverein bislang dem Unternehmen immer bei, ist damit jetzt Schluss. Christina Heins, Chefin des Lebenshilfevereins und Trägerin der neuen Werkstatt, machte bei der vergangenen Mitgliederversammlung sehr deutlich: „Es wird keine finanzielle Hilfe mehr vom Verein geben.“ Schaffe es das Nachfolgeunternehmen jetzt nicht aus eigener Kraft, gehen am Gremsbargen endgültig die Lichter aus.
Zwei, die angetreten sind, um das zu verhindern, sind Hatje und Gerlinde Bernsdorff als neue Geschäftsführerin des Lebenshilfewerks. Zusammen basteln sie an der Zukunft. Ihre größte Herausforderung: Das Lebenshilfewerk Elbe so aufzustellen, dass aus den Gewerbeumsätzen mindestens 70 Prozent der Gehälter der derzeit 34 Mitarbeiter mit Behinderung bestritten werden können. Allein durch den Blumenverkauf gelingt das laut dem Führungs-Duo nicht. „Wir brauchen verschiedene Standbeine“, erklärt Bernsdorff. „Es gibt viel Entwicklungspotenzial. Aber wir müssen das Stück für Stück aufbauen und gleichzeitig jeden Bereich konsolidieren.“
Ideen gibt es viele. So kann sich Bernsdorff vorstellen, in Zusammenarbeit mit einem süddeutschen Hersteller von umweltverträglichen Plastikbechern einen Vertrieb für den Norden aufzubauen. Zudem ist sie im Gespräch mit dem Naturschutzbund, um eine kleine Werkstatt zum Flechten von Weidezäunen einzurichten. Die Keramikwerkstatt am Hasselbinnen wird dagegen aufgeben. Das Gebäude anders genutzt oder verkauft. Die Betreuten ziehen an den Standort am Gremsbargen. Zudem soll mithilfe der Initiative Zukunft Arbeit aus Hamburg der Bereich des florierenden Garten- und Landschaftsbaus ausgebaut werden.
Auch die Zusammenarbeit mit den Glückstädtern wird intensiviert. So soll eine Diakonie-Mitarbeiterin beim Aufbau der Werkstatt als Beraterin helfen und dafür in Schenefeld fest einsteigen. „Grundsätzlich sind auch weitere Beteiligungen an dem Unternehmen denkbar, das derzeit zu 100 Prozent dem Lebenshilfeverein gehört“, erklärt Bernsdorff. Doch das sei Zukunftsmusik.