In der Gemeinde fehlen nach aktuellen Schätzungen bis zu 200 Betreuungsplätze. Neubauen, alte Kita sanieren und anbauen oder beides? Im Gemeinderat wurde kräftig gestritten, während die Eltern mit Klagen drohen.

Halstenbek. „Ich bin von ihrer Familienpolitik enttäuscht.“ Die Mutter eines dreijährigen Sohnes war eine derjenigen, die am Montag den Halstenbeker Gemeindevertretern während der Sitzung die Leviten lasen. Manche Eltern drohten sogar mit einer Klage. Viele waren gekommen, denn in der Gemeinde brennt das Thema Kinderbetreuung unter den Nägeln. Kein Wunder. Angesichts von fehlenden 64 Elementar- und 90 Krippenplätzen gibt es zahlreiche Eltern, die keinen geeigneten Betreuungsplatz finden und verzweifelt nach einer Lösung suchen.

Nach der schnellen, preisgünstigen und guten Lösung fürs Betreuungsproblem, das sich durch die Neubaugebiete noch um weitere 66 fehlende Plätze verschärfen wird, fahndet auch die Politik. Das Fazit der hitzigen Debatte des Gemeinderats: Die Fraktionen sind sich einig, dass dringend etwas getan werden muss. Aber nicht was.

Die Grünen fordern ein Gesamtkonzept und zentrale Platzvergabe. Sie schlugen dafür eine Arbeitsgruppe vor, die auch Betroffene umfasst. SPD und FDP wollen von der Verwaltung wissen, wo eine neue Kita zu welchem Preis gebaut werden kann. Die CDU ist für den Bau einer Riesen-Kita mit bis zu 174 Betreuungsplätzen, anstatt der aus ihrer Sicht teuren Sanierung des Kindergartens der Erlöserkirche.

Der Knackpunkt, warum die anderen Parteien abwinken: Dafür will die CDU das städtische Grundstück der alten Realschule an der Feldstraße nutzen, für das es aber einen Käufer – das Bauunternehmen von Björn Thun aus Elmshorn – gibt. Allerdings fehlt noch die Vertragsunterschrift, für die der Rat aufgrund der langen Debatten kein grünes Licht mehr geben konnte.

Eltern und CDU ziehen an einem Strang

Die Forderung der CDU unterstützen auch viele Eltern. Miriam Utz und Marleen Meyer, Elternvertreter der Kita-Erlöserkirche, überreichten Bürgervorsteher Otto Sajitz dafür eine Unterschriftenliste. Die unterzeichnenden Eltern prangern die unzumutbaren Bedingungen wie zu wenig Räume und ein zu kleines Außengelände der alten Kita-Erlöserkirche an und fordern, kein Geld in eine Sanierung zu stecken. Die würde laut Architekt der Kirche rund 250.000 Euro verschlingen. 225.000 Euro würde der geplante Bücherei-Umbau samt Anschluss an die Kita-Erlöserkirche für die Schaffung von 20 neuen Krippenplätzen kosten. Eltern und CDU wollen das Geld in einen Neubau investieren.

Mit Blick auf die Haushaltslage der Gemeinde warnte Halstenbeks Bürgermeisterin Linda Hoß-Rickmann vor voreiligen Schritten. Sie wies daraufhin, dass laut Vertrag die Kirchengemeinde die Instandhaltung zahlen muss. Der CDU warf Hoß-Rickmann sogar vor, die Eltern für ihre Pläne zu instrumentalisieren. An die Eltern gerichtet sagte sie: „Ich kann ihren Wunsch nach Verbesserung verstehen, aber wir haben kein Geld, das wir uns aus dem Ärmel schütteln könnten.“ Aber die Lage in der Kita soll sich bessern. Eine Vergrößerung des Außenareals Richtung Fußweg und Sportplatz sowie weitere Räume in der alten Bücherei wären möglich.

Am Donnerstag, 14. November, soll der Ausschusses für Kinder, Schule und Jugend über Vorschläge der Verwaltung für die Schaffung weiterer Plätze und möglicher Kita-Neubauten debattieren.