Einrichtung der Erlöserkirche ist alt, stark sanierungsbedürftig und viel zu klein. Sie muss in 2014 saniert werden. Eltern wollen stattdessen lieber einen Neubau und sammeln dafür Unterschriften.
Halstenbek. 45 Quadratmeter umfasst ein Gruppenraum in der Kita Erlöserkirche in Halstenbek. Darin drängen sich 20 Kinder plus zwei Erzieher. Rückzugsmöglichkeiten gibt es keine. Ganztagskinder halten sich bei schlechtem Wetter im Extremfall zehn Stunden in dem Raum auf, der Lärmpegel ist immens. „Das Gebäude stammt aus dem Jahr 1969 und entspricht nicht mehr den heutigen Standards“, kritisieren die Elternvertreterinnen Miriam Utz und Marleen Meyer.
Und sie gehen noch einen Schritt weiter: Beide sammeln Unterschriften für einen Neubau der Kita. „Im nächsten Jahr soll das alte Gebäude saniert werden. Die räumlichen Bedingungen würden sich dadurch nicht verbessern. Aus unserer Sicht sollte lieber in einen Neubau investiert werden.“
Diese Forderung wollen die Mütter am Montagabend im Gemeinderat vertreten, der ab 19 Uhr in der Mensa der Grund- und Gemeinschaftsschule an der Bek tagt. „Wir werden dort alle Unterschriften übergeben“, kündigen sie an. Die schätzungsweise 500 Signaturen pro Neubau darf Bürgervorsteher Otto Sajitz entgegennehmen.
Seine Partei, die CDU, hat sich hinter die Forderung der Eltern gestellt. So hat die Union den Antrag eingebracht, eine neue Riesen-Kita im Ortskern mit 145 Elementar- und 25 Krippenplätzen zu bauen, die als Ersatz der Kita Erlöserkirche dienen und Teile des noch vorhandenen Bedarfs decken soll. Die SPD wiederum hat eine Vorlage eingebracht, wonach „der bedarfsgerechte Ausbau von Kindertagesstättenplätzen“ beschlossen werden soll.
„Wir haben einen hohen Bedarf, was Elementar- und Krippenplätze angeht“, bestätigt Susanne Dietrich, die neue Fachbereichsleiterin Bürgerservice im Halstenbeker Rathaus. Laut der kommunalen Kindertagesstättenbedarfsplanung hat Halstenbek ein Defizit von 64 Plätzen im Elementar- und 90 im Krippenbereich. 60 Krippenplätze sollen durch Erweiterungen der Kita Bickbargen, der Awo-Kita und auch der Kita Erlöserkirche entstehen.
Von dem Mangel kann Miriam Utz ein Lied singen. „Meine jüngste Tochter Helena wird im November drei Jahre alt. Zu diesem Zeitpunkt müsste ich wieder arbeiten gehen, aber einen Kita-Platz in Halstenbek bekomme ich frühestens im August 2014.“ Als Folge wird die 33-jährige vermutlich ihren Arbeitsplatz verlieren. Ihre Zweitjüngste, die fünf Jahre alte Elisabeth, geht noch zwei Jahre in die Kita Erlöserkirche. Der große Bruder Johannes, 7, hat die Kindergartenzeit inzwischen hinter sich. „Ihm hat es gut gefallen. Aber wenn er etwas Ruhe wollte, musste er sich auf die Toilette zurückziehen.“
Der fehlende Platz ist für die Elternvertreterinnen Hauptkritikpunkt. Die Einrichtung besteht aus drei Vormittags-, zwei Ganztags- und einer Nachmittagsgruppe mit 104 Kindern. Ihnen stehen drei größere und ein kleinerer Gruppenraum zur Verfügung, eine Gruppe ist zudem in einen Container ausgelagert. Es gibt einen Raum, der mal als Pausenraum für die 13 Erzieher, mal als Zimmer für Elterngespräche, mal als Ruheraum für Kinder dient, die sich dann eine Höhle unter dem Tisch bauen. Ein schlauchartiges Büro, eine 15 Quadratmeter große Küche zum Essenaufwärmen für 77 Kinder und die Eingangshalle, die auch schon mal als Sportstätte genutzt wird, komplettieren das Raumangebot. Der Außenbereich umfasst etwas mehr als 500 Quadratmeter – also knapp fünf Quadratmeter pro Kind. „Wenn alle Kinder bei schönem Wetter gleichzeitig draußen sind, geht es zu wie in einem Bienenstock“, sagen Miriam Utz und Marleen Meyer. Sie halten die Bedingungen für unzumutbar, nehmen jedoch das Kindergartenteam von der Kritik aus. „Die machen das Beste aus der Situation.“
Wenn 2014 die Bücherei in die ehemalige Grundschule Nord wechselt, sollen in den Bücherei-Räumen zwei Krippengruppen einziehen und ein Durchbruch zur Kita Erlöserkirche geschaffen werden. Die Umbaukosten betragen mindestens 225.000 Euro. In der Kita selbst muss zumindest eine Dachsanierung erfolgen, deren Kosten grob auf 200.000 Euro geschätzt werden. Diese Arbeiten können nicht bei laufendem Betrieb erfolgen, sodass eine Schließzeit von vier bis acht Wochen im Raum steht. „Viele Eltern wissen nicht, wo sie ihre Kinder in dieser Zeit hingeben sollen“, sagen Miriam Utz und Marleen Meyer. Die beiden Elternvertreterinnen sagen weiter: „Aus unserer Sicht macht es keinen Sinn, so viel Geld in ein marodes Gebäude zu investieren.“