Klarinetten-Star Sabine Meyer begeistert mit dem Trio di Clarone und einem ungewöhnlichen, reinen Klarinettenprogramm zum Auftakt der Klassiksaison im Kreis Pinneberg 300 Zuhörer im ausverkauften Appener Bürgerhaus.
Appen. Der internationale Klassikzirkus liegt einer Lübecker Klarinettistin zu Füßen, die alles andere als eine Diva ist. Wenn Sabine Meyer in London oder New York ihr Instrument an die gespannten Lippen setzt, könnte man in ausverkauften Sälen eine Stecknadel fallen hören. Doch trotz dieses Weltruhms scheint die Musikerin auf dem Teppich geblieben zu sein. Bei ihrem nach zwei Stunden ausverkauften Auftritt im Appener Bürgerhaus in der Konzertreihe appen classics erlebten 300 Zuhörer eine begnadete Vollblutmusikerin, die trotz der enormen Erwartungen natürlich und beinahe bescheiden wirkte. Und die dabei im Verbund mit ihrem Bruder Wolfgang Meyer und ihrem Ehemann Reiner Wehle als Trio di Clarone eine absolut atemberaubende Vorstellung hinlegte.
Dabei hätte das ungewöhnliche Programmexperiment, den Zuhörern einen fast reinen Klarinettenabend zu servieren, durchaus in die Hose gehen können. Doch mit ihrer pfiffigen Auswahl an Stücken von Übervater Bach bis zu den frechen Klangforschern der Moderne umschifften die drei Klarinettenprofis elegant die Gefahr eines allzu einseitigen Klangbildes. Ihnen gelang die Balance zwischen der Leidenschaft für ihr Leib- und Mageninstrument und einem Publikumsgeschmack, der an das Holzblasinstrument eher im Verbund mit Streichern und Klavier gewöhnt ist.
Eingängige Arien von Klarinetten-Fan Mozart bildeten die Brücke, über die die Musiker auch schrägere Blüten der Kompositionskunst in den Saal lotsten. So brachten Strawinskys 1919 entstandene Solostücke und die Sonate für zwei Klarinetten des Kollegen Francis Poulenc aus dem Jahr 1918 Feuer, Witz und Schärfe in einen ansonsten sehr harmonischen Abend. Und gaben mit ihren fingerbrecherischen Läufen, sprudelnder Frische und überraschenden Wendungen den beiden Herren Gelegenheit, ihre Virtuosität sowohl solo als auch im Zusammenspiel mit der berühmten Gattin und Schwester zu beweisen. Unter den sechs Händen der Komplettbesetzung entwickelte Bachs barocke Französische Suite Nr. 5 unerwartet jugendliche Frische und tänzelnde Leichtigkeit.
Doch den vielleicht zauberhaftesten Moment bescherte das Ehepaar Meyer/Wehle seinem Publikum mit einer Bearbeitung von Schumanns Kanonischen Studien für Klarinette, Bassetthorn und – ausnahmsweise – Klavier. Behutsam begleitet von Pianist Henning Lucius legten die beiden in einem perfekt aufeinander abgestimmten Pas de Deux die weiche, seelenvolle Seite der Klarinette frei.