Hunde können Kontaktaufnahme erleichtern: Psychologin Iris Kuhn aus Tornesch hat ein Buch über Therapiehunde geschrieben
Tornesch. Lady hat weiches kastanienbraunes Fell, kluge Augen, ist
zutraulich und hört aufs Wort. Ein echter Vorzeigehund. Doch Lady hat
noch mehr zu bieten. Die junge Irish-Setter-Hündin ist ausgebildeter
Therapiehund und damit Partnerin von Diplom-Psychologin Iris Kuhn.
Die Tornescherin ist fest davon überzeugt, dass Hunde die Sinne des
Menschen auf einer viel tieferen Ebene ansprechen, als es Worte können.
"Wenn wir als Menschen nicht mehr weiterkommen, kann der Hund als
Eisbrecher und Brückenbauer den Kontakt erleichtern."
Iris Kuhn weiß, wovon sie redet. Sie hat an der Universität Hamburg ihre
Diplom-Arbeit über das Thema Therapie-Begleithunde verfasst und ihre
Recherchen und Erfahrungen jetzt in ihrem ersten Buch niedergeschrieben.
Darin beschreibt sie den Werdegang vom Wolf bis zum Therapiebegleithund,
die Ausbildung von Therapiehunden und ihrer Hundeführer und stellt eine
Auswahl von Forschungsergebnissen und Wirkmechanismen der
tiergestützten Therapie vor. Gespräche mit Praktikern, die ihre
ausgebildeten Hunde beruflich einsetzen, runden das Bild ab.
"Ich glaube, dass es einen riesigen Bedarf für die tiergestützte
Therapie gibt", sagt Iris Kuhn. Sie spricht dabei von Krankheitsbildern,
bei denen die hundegestützte Therapie sehr positiv anschlägt. Klassisch
seien sogenannte Sozialphobien, etwa die Angst, andere Menschen
anzusprechen oder Kontakt zu suchen.
Aber auch Menschen, die nach schrecklichen Erlebnissen wie einer
Vergewaltigung traumatisiert sind, werden aufgebaut. Der Hund schaffe
eine emotionale warme Atmosphäre, sagt Iris Kuhn, bringe die Menschen
zum Sprechen. Wer den Hund kraulen könne, entspanne sich nachweisbar.
"Es tut gut, ins warme, weiche Hundefell zu greifen. Der Hund beurteilt
uns niemals, er kann auch nicht lügen, und er verlangt nicht dass wir
reden, wenn es gerade schwerfällt." Auch das Führen des Hundes an der
Leine hilft. "Natürlich bin ich immer mit dabei."
Iris Kuhn, die derzeit in Elmshorn in der ambulanten psychosozialen
Beratung "Ohr und Hand" des Diakoniewerks Jerusalem tätig ist, plant
jetzt die Gründung einer eigenen Praxis an den Standorten Tornesch und
Elmshorn. Wenn es therapeutisch Sinn macht, besucht sie die Patienten
auch in ihrer gewohnten Umgebung. Durch die Einbeziehung von Lady bieten
sich auch Sitzungen im Freien an. Im Internet ist die Psychologin unter
der Adresse www.iriskuhn.de erreichbar, wo auch ihre Kontaktdaten stehen. Ihr Buch "Hunde als
therapeutische Weggefährten" (ISBN 978-3-631-62183-7) ist bei Peter
Lang, Internationaler Verlag der Wissenschaften, erschienen und kostet
44,95 Euro.
Der Einsatz von Tieren zu therapeutischen Zwecken hat sich auch in
anderen Einrichtungen bewährt. Beispielsweise in der Kinder- und
Jugendpsychiatrie in Elmshorn, wie Sebastian Kimstädt, der
Pressesprecher der Regio-Kliniken, sagt. Die Ärzte setzten dort in der
Therapie mit den Kindern allerdings nicht nur auf Hunde, sondern auch
auf Ziegen, die auf einer benachbarten kleinen Wiese gehalten und von
den Kindern betreut werden.
Auch im Pflegezentrum Kummerfeld hätten die Regio-Kliniken gute
Erfahrungen gemacht, sagte Kimstädt. Der Therapiehund ist nicht mit dem
Besuchshund zu verwechseln, der von Fachpersonal oder auch Ehrenamtlern
geführt wird, um soziale Kontakte etwa von pflegebedürftigen Menschen zu
erhalten. Sie arbeiten nicht im therapeutischen Sinne, sondern auf
sozialer Ebene. Auch als Besuchshund würde Lady sicher eine gute Figur
abgeben.