Immer mehr Besucher und Pendler beschweren sich über den Zustand des Pinneberger Bahnhofs. Die Stadt wartet auf Fördergeld des Landes.
Pinneberg. Unzählige ausgetretene Zigarettenkippen liegen vor dem Zugang zu den Bahnsteigen auf dem Boden. Der Wind hat zerknüllte Pappbecher, Papiertüten und Plastikmüll vor den Buchladen geweht. Glassplitter liegen auf dem Fußweg. Das historische Bahnhofsgebäude gammelt vor sich hin, Die Farbe blättert ab. Durch die Schalterhalle weht kalter Wind.
Der Pinneberg Bahnhof ist trostlos und schäbig. "Auf jeden Fremden macht das hier einen asozialen Eindruck. Es ist ein ärmlicher Bahnhof", sagt Zdenka Bremer. Die 47 Jahre alte Harburgerin kommt mehrmals in der Woche nach Pinneberg. Sie hat viel zu bemängeln. "Hier am Busbahnhof ist zu wenig Platz. Beim Ein- und Aussteigen ist es immer viel zu eng." Ein Unterstand für Wartende fehle an der Bushaltestelle.
Ähnlich beurteilt Cornelia Rohde, 46, aus Hamburg den Zustand des Bahnhofs. "Wenn es regnet stehen sehr viele Menschen im Durchgang, weil das hier am Busbahnhof die einzige überdachte Fläche ist." Zwei Mal in der Woche kommt sie aus Hamburg nach Pinneberg. "Man steht hier oft im Regen."
Peter Ludwig Pape, 61, ist Taxifahrer, wartet oft mit seinem Auto am Bahnhof in Pinneberg auf Fahrgäste. "Hier muss etwas passieren. Der ganze Bahnhof verkommt", sagt er. "Das alte Bahnhofsgebäude sollte allerdings erhalten bleiben und saniert werden. Aber so, wie es jetzt aussieht, macht es gar nichts her", sagt er.
Marko Wolter, 32, ist vor kurzem nach Pinneberg gezogen. Auch wenn ein Bahnhof alt sei, könne er trotzdem gepflegt und sauber gehalten werden. "Dieses ganze Areal ist sehr vernachlässigt", sagt er.
"Ein paar Pflanzen würden dem Bahnhof ganz gut tun. Ein bisschen netter darf es hier schon sein."
Edda Sievers vermisst vor allem eine öffentliche Toilette. "Sollte es hier ein WC geben, dann ist es sehr gut versteckt", sagt die 69 Jahre alte Hamburgerin. "Hier ist es dreckig und ungemütlich. Es gibt nicht genügend Sitzmöglichkeiten, wenn man auf den Bus wartet und der Durchgang bietet kaum Schutz vor Wind und Regen."
Die Pläne zur Modernisierung des Pinneberger Bahnhofs liegen längst vor. Diese seien politisch beschlossen und genehmigungsreif, sagt Bauamtschef Klaus Stieghorst. "Wir warten nur auf die Fördermittel aus Kiel." Seit einem halben Jahr lägen die Pläne zur Genehmigung bei der Landesverkehrsservicegesellschaft (LVS) in Kiel.
Die Modernisierung und Umgestaltung des Bahnhofs soll drei Millionen Euro kosten. 25 Prozent der Kosten muss die Stadt Pinneberg tragen.
"Die Landesregierung steht hinter der Modernisierung, der Pinneberger Bahnhof steht ganz oben auf der Agenda der LVS", sagt Kai Vogel, verkehrspolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. Dass bisher nichts passiert sei, liege an Pinnebergs schlechten Finanzsituation. "Die Stadt hat im vergangenen Jahr tatsächlich die Mittel für den Bahnhofsvorplatz um 100 000 Euro gekürzt. Allerdings sind noch 33 000 Euro an Planungskosten vorgesehen", sagt Michael Lorenz, Vorsitzender der Pinneberger CDU-Ratsfraktion. Das zeige doch, dass Politiker und Verwaltung am neuen Bahhof festhielten.
"Der Bahnhof ist Pinnebergs Visitenkarte und hinterlässt im jetzigen Zustand keinen guten Eindruck bei den Besuchern der Kreisstadt." Es müsse dort schnellstmöglich etwas passieren, dafür setze sich die Pinneberger CDU ein, sagt Michael Lorenz. Diesen Ansatz hat auch die Pinneberger SPD-Ratsfraktion. Gerhardt Thomssen sagt: "Am Bahnhof herrscht ein unhaltbarer Zustand. Gäste bekommen einen katastrophalen ersten Eindruck von Pinneberg und die Pendler sind dem Tag für Tag ausgesetzt. Am Bahnhof muss sich unbedingt was tun."
Den Modernisierungs-Plänen nach, soll auf der Nordseite des Bahnhofs, auf dem jetzigen großen Parkplatzareal an der Rockvillestraße ein neuer Busbahnhof entstehen. Der Park-und-Ride-Bereich am Fahlt soll ausgebaut werden, der jetzige Busbahnhof würde dann zu einem Bahnhofsvorplatz umgewandelt werden. Auch die Südseite des Bahnhofs soll umgestaltet werden.
Vorgesehen ist außerdem, das historische Bahnhofsgebäude, das älteste in ganz Schleswig-Holstein, auf jeden Fall zu erhalten. "Die Modernisierung ist kein Planungsfrage mehr, es ist eine Finanzierungsfrage", sagt Bauamtsleiter Klaus Stieghorst. "Wenn wir die Mittel von der LVS bekommen, können wir kurzfristig loslegen." Möglicherweise könnte dies schon 2013 der Fall sein.
Für die geplante Fußgängerbrücke, die durch einen behindertengerechten Aufzug einen barrierefreien Zugang zu den Gleisen vier und fünf gewährleisten soll, ist die Deutsche Bahn verantwortlich. Der zuständige Sprecher konnte am Freitag keine Auskunft über den Stand der Planungen der Bahn geben.
"Für alles andere ist in Pinneberg Geld da, aber hier, wo die Besucher der Stadt ankommen, geschieht nichts", sagt Taxifahrer Peter Ludwig Pape. Für ihn ist nicht wichtig, wie die Sanierung und die Modernisierung des Bahnhofs finanziert wird. "Es muss etwas passieren", sagt er. "Und vor allem schnell."