Christian von Boetticher plaudert im ZDF ausführlich über seine “Lolita-Affäre“ - eine TV-Kritik

Pinneberg/Hamburg. Wie verkauft sich ein Politiker, dessen Privatleben durch sämtliche Klatschblätter ging und der über eine Facebook-Affäre mit einer 16-Jährigen politisch auf ganzer Linie scheiterte? Na klar: Er strahlt.

Denn Christian von Boetticher, der gescheiterte Messias der Nord-CDU, durfte am Donnerstagabend noch einmal so richtig ausholen und alle Details über seine Liebschaft ausbreiten, erstmals im TV - und zur Sicherheit mit Medienanwalt Christian Schertz.

Und was war das für ein toller Auftritt! Nach einem großen Interview in der Bild am Sonntag sollten nun auch einmal Millionen von Zuschauern der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" mit intimsten Banalitäten gelangweilt werden. Der von süddeutschen Genossen schon mal als "Weiberheld von der Waterkant" Bespöttelte genoss die mediale Aufmerksamkeit sichtbar.

Mit messerscharfen Fragen wie: "Müssen wir uns endlich daran gewöhnen, dass Politiker auch Menschen sind?", läutete Lanz, der Mann fürs Seichte beim Zweiten, das 42-minütige Rededuell ein. Als die Szenen vom tränenreichen Geständnis in Kiel eingeblendet wurden ("Es war schlichtweg Liebe"), konnte sich selbst von Boetticher das Grinsen nicht mehr verkneifen. Eigentlich hatte Lanz damit den Moment dieses Gesprächs schon im Kasten, doch die Show musste ja noch abgefüllt werden.

Zunächst einmal sollte die Szene mit dem Taschentuch weiter beleuchtet werden: Während die Gäste, selbst der Medienanwalt an von Boettichers Seite, anscheinend vor Langeweile geistig wegnickte, erklärte von Boetticher, die Szene seines Lebens, die authentisch sein sollte. Lanz fragt: "Wer hat den Text geschrieben?" Boetticher: "Den hab ich selbst geschrieben. Ich hab natürlich eine Medienberatung gehabt"

Da Lanz solche Ungereimtheiten gar nicht erst auffielen, folgte die Frage, warum er ausgerechnet jetzt ins TV drängt. Boetticher: Es seien schließlich schon dreieinhalb Monate vergangen und das sei eine "ordentliche Zeit" im Leben. Tatsächlich: Dreieinhalb Monate sind eine ordentliche Zeit, ja.

Doch 23 Jahre Altersunterschied sind auch eine ordentliche Zeit. Aber auf Details kam es bei Lanz nun wirklich nicht an. Hauptsache, das ZDF hat von Boetticher exklusiv. Dieser beschäftigte sich lieber mit dem großen Ganzem. So ließ er das Publikum wissen, dass er sich am Anfang mit seiner Facebook-Geliebten über Philosophie und Religion unterhielt, und da sei ihr gar nicht anzumerken, dass sie erst 15, später 16 sei. Aber auch das ist Lanz egal.

Und so gelingt es dem Gefallenen, seinem selbsternannten Anspruch gerecht zu werden: Die Menschen sollen ihm im TV nun einmal als Mensch kennen lernen. Oder wie es Christian von Boetticher in seiner unnachahmlichen Art selbst formuliert: "Sie werden wieder ein Stück weit Mensch."

Das Video zum Text: www.zdf.de/ZDFmediathek

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