Die Wirtschaft im Kreis ist auf Wachstumskurs. Darum zahlen die Unternehmen ihren Mitarbeitern Gratifikationen zum Fest.
Kreis Pinneberg. Heidrun Schneider ist in Weihnachtsstimmung: "Ich bekomme in diesem Jahr einen kleinen Bonus", sagt die Elmshorner Kassiererin. Was sie damit anfängt? Was für eine Frage: "Das gebe ich komplett für Geschenke aus." Sätze wie diesen hört der Einzelhandel im Kreis Pinneberg in diesen Tagen sehr gern. Die Freude wird noch wachsen. Die Unternehmen in der Region können dank positiver wirtschaftlicher Entwicklung ihren Mitarbeitern Weihnachtsgeld auszahlen. "Das Jahr ist erfolgreich verlaufen", sagt Sebastian Schulze vom Unternehmensverband Nord. "Die Wirtschaft ist weiter auf gutem Kurs."
Der internationale Pharmakonzern AstraZeneca mit Standort in Wedel zahlt allen seinen 400 Mitarbeitern in der Rolandstadt laut Unternehmenssprecherin Kerstin Heinemann "einen festen Prozentsatz vom Monatseinkommen." Teilzeitmitarbeiter erhielten entsprechend eine anteilige Gratifikation. Das Elmshorner Unternehmen Peter Kölln zahlt ebenfalls allen Mitarbeitern eine Gratifikation vor dem Fest: "Wie immer", sagt Geschäftsleiter Stefan Geiser. "Und wie immer ohne Kürzungen."
Auch die Mitarbeiter bei HellermannTyton in Tornesch dürfen sich freuen. "Als Mitglied des Arbeitgeberverbands Nordmetall zahlt HellermannTyton im Rahmen des Metalltarifvertrags den Mitarbeitern regelmäßig Weihnachtsgeld. Darauf können sich alle verlassen", sagt Personalleiterin Marieluis Gerrads. In Firmen ohne Tarifbindung - wie die Elmshorner Trüffelpralinenhersteller Wiebold - ist es Sache der Chefs, ob, wann und in welcher Höhe draufgezahlt wird. Bei Wiebold gibt es kein klassisches 13. Monatsgehalt. Hier werden die Mitarbeiter laut Sarah Wiebold am Unternehmensergebnis beteiligt. "Und das war im Jahr 2011 sehr zufriedenstellend", sagt die Geschäftsführerin. "Bereits ab Januar eines Jahres können unsere Angestellten über das anteilige Weihnachtsgeld verfügen." Das hat Vorteile gegenüber der klassischen Zusatzzahlung Ende November: Es verhindert eine überproportionale Steuerzahlung. Eine variable Vergütung bekommen auch die 930 Mitarbeiter der comdirect bank Quickborn. Sprecher Johannes Friedemann sagt: "Es gab bei uns nie Weihnachtsgeld. Allerdings bekommen die Mitarbeiter eine variable Vergütung, zusätzlich zum Grundgehalt, je nach Leistung und Geschäftsentwicklung."
Die Regio-Kliniken als größter Arbeitgeber im Kreis Pinneberg mit 2300 Mitarbeitern zahlen ihren Ärzten ebenfalls kein jährliches Weihnachtsgeld, dafür übers Jahr verteilt höhere monatliche Vergütungen auf tariflicher Basis. "Etwa 80 Prozent der Angestellten erhalten das klassische Weihnachtsgeld", sagt Sprecher Sebastian Kimstädt.
In den Stadtverwaltungen als Teil des öffentlichen Dienstes gibt es vier Wochen vor dem Fest die klassische Sonderzahlung. Laut Carsten Passig von der Stadt Elmshorn liegt die Höhe der Gratifikation für die Verwaltungsmitarbeiter je nach Einkommenshöhe zwischen 60 und 90 Prozent des jeweiligen Monatsgehaltes. Knapp die Hälfte der rund 900 Mitarbeiter der Sparkasse Südholstein abeiten im Kreis Pinneberg. Auch sie können sich laut Sprecherin Imke Gernand über ein 13. Monatsgehalt freuen.
Bei den AWO-Mitarbeitern ist die Stimmung derzeit getrübt. Der Landesverband befindet sich in finanzieller Klemme. Momentan ist die AWO-Unterelbe allenfalls in der Lage, ihren 630 Mitarbeitern eine reduzierte Sonderzahlung in Raten zukommen zu lassen.
Eine aktuelle Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler Stiftung hat ergeben, dass sich in diesem Jahr ein Großteil (55 Prozent) der Bundesbürger auf die Weihnachtsgratifikation freuen darf. Rund 16 Prozent erhalten eine Gewinnbeteiligung und 19 Prozent erhalten sonstige Sonderzahlungen. Die Studie zeigte, dass die Wahrscheinlichkeit einer Extrazahlung am Jahresende auch mit der Größe des Unternehmens zusammenhängt. Je größer der Betrieb, umso eher gibt es Weihnachtsgeld. Beschäftigte in Betrieben mit mehr als 500 Arbeitnehmern erhalten zu rund zwei Dritteln ein Weihnachtsgeld und in Betrieben unter 100 Beschäftigten sind es nur 48 Prozent. Es gibt zwar keinen gesetzlichen Anspruch auf Weihnachtgeld, aber es gilt: je länger das Berufsleben dauert, umso größer ist auch die Chance auf ein Weihnachtsgeld. Zahlt also ein Unternehmen Weihnachtsgeld, dann bekommt es jeder. Die Teilzeitkräfte haben dann einen anteiligen Anspruch. "Letztlich gelten die individuellen betrieblichen Regelungen", sagt Sebastian Schulze vom Unternehmensverbandes Nord. "Wenn es nichts Schriftliches gibt und die Firma vorher stets freiwillig Weihnachtgeld gezahlt hat, können sich die Mitarbeiter auch dieses Jahr darauf freuen."