Die Zahl der Geburten in der Regio-Klinik der Kreisstadt Pinneberg nimmt stetig zu. Zurzeit entbinden rund 100 Mütter im Monat hier.
Kreis Pinneberg. Baby-Boom in Pinneberg. Im vierten Jahr in Folge sind die Geburtenzahlen in der seit 2007 einzigen Geburtsklinik der Regio-Kliniken gestiegen. Mit voraussichtlich 1200 Geburten in diesem Jahr hat sich die Zahl der Mütter, die im Kreis Pinneberg entbinden, um fast 40 Prozent erhöht. Im Vergleich zu 2004 werden es sogar doppelt so viele Kinder sein, die als Geburtsort Pinneberg im Pass stehen haben. "Wir haben einen stetigen Aufwärtstrend und gehören zu den Top 100 der 1000 Geburtskliniken in Deutschland", freut sich Chefarzt Stefan Geist. Fernziel seien 1400 Geburten im Jahr, so viele wie es bis 2005 mit Pinneberg und Elmshorn zusammen waren. 1,5 Millionen Euro sind in das Mutter-und-Kind-Zentrum mit ihren vier Kreißsälen investiert worden.
Die jungen Mütter von heute seien aber "viel mobiler als früher", weiß der erfahrene Klinikchef, der seit beinahe 30 Jahren in Pinneberg praktiziert. Wohn- und Geburtsort der Kinder müssten nicht mehr übereinstimmen. "Das hat sich seit den 1980er Jahren gewaltig geändert." Erfahrungen im Freundeskreis, der Internet-Auftritt und vor allem die Info-Abende in den Kliniken spielten eine große Rolle bei der Entscheidung der Eltern. Da sei der werdende Vater heute immer dabei, hat Birgit Buchloh festgestellt. "Die stellen sogar die häufigsten Fragen und wollen dann vor allem Fakten wissen." Wie viele Ärzte und Hebammen im Einsatz sind? Wo sie parken können, wenn bei der Partnerin die Wehen einsetzen? Während sich die Frauen über die Stillförderung und Babymassagen informieren und klare Wünsche haben. Auch auf diesen Trend hat die Pinneberger Klinik reagiert und jetzt zwei "Storchenparkplätze" direkt am Haupteingang reserviert für werdende Eltern.
Räumlich und medizinisch sei die Geburtsklinik auf dem neuesten Stand, betont Dr. Geist. Ob Wassergeburt in der Badewanne, Gebären am Seil oder in der Hocke, alles ist hier möglich. Ein Psychologe hat die Farbgestaltung im Kreißsaal bestimmt. "Wir waren die erste Klinik in Schleswig-Holstein, die unmittelbar nach der Geburt den ersten Hörtest bei Babys gemacht hat", sagt Dr. Geist. Dadurch könnten mögliche Sprachstörungen vermieden werden.
22 angestellte und fünf freiberufliche Hebammen sind in wechselnden Schichten in der Pinneberger Geburtsklinik im Einsatz, berichtet Birgit Buchloh. Die Beziehung zur Hebamme und wie sich aufgehoben und geborgen fühlen, seien für die werdenden Mütter die wichtigsten Entscheidungskriterien bei der Wahl der Geburtsklinik. Denn Hausgeburten sind nahezu vorbei. Die jungen Mütter wollen persönlich betreut sein von ihrer Hebamme. Aber sollte es zu Komplikationen kommen, was zum Glück selten der Fall ist, "müssen wir den Schalter umlegen und die ganze Hochleistungsmedizin anwerfen können", beschreibt Chefarzt Dr. Geist die Bandbreite der Möglichkeiten einer Geburtsklinik.
Das subjektive Sicherheitsgefühl sei sehr wichtig, bestätigt Christina Dyck, die vor vier Monaten ihren kleinen Lukas in Pinneberg zur Welt brachte. "Eine Hausgeburt kam für uns überhaupt nicht in Frage." Im Notfall sollte ärztliche Hilfe schnell da sein und in der Klinik ist sie 24 Stunden am Tag sofort verfügbar. Gleich auf einem Flur mit dem Kreißsaal. Aber nötig war das bei ihr nicht. Zweieinhalb Stunden nachdem die ersten Wehen einsetzten, war ihr Sohn da.
Sabine Stahl, 26, aus Borstel-Hohenraden vertraute bereits zum dritten Mal den Pinneberger Geburtshelfern. "Es war etwas anstrengend", sagt die junge Mutter am Tag darauf noch etwas mitgenommen wirkend. "Aber ich fühle mich hier gut aufgehoben. Die Hebammen sind ganz lieb und haben viel Geduld", sagt die dreifache junge Mutter.
Die 1:1-Betreuung der werdenden Mütter sei aber auch sehr personalintensiv, weiß Chefarzt Dr. Geist. Das werde in den Abrechnungshonoraren mit den Krankenkassen nicht ausreichend berücksichtigt. Anderseits sei eine gute Geburtsklinik "die goldene Visitenkarte eines jeden Krankenhauses". Wenn sich Mutter und Kind wohl gefühlt haben bei diesem einschneidenden Ereignis, dann kämen sie später gerne wieder, wenn es andere Wehwehchen zu behandeln gebe.
Und der Mann sei heute immer dabei, beim Infoabend mit 90 anderen werdenden Eltern und bei der Geburt des eigenen Nachwuchses. Jüngst waren in Pinneberg sogar zwei Männer, Vater und Bruder dabei. "Die jungen Väter sollten dabei auf das hören, was die Frau sagt", rät Hebamme Birgit Buchloh. Ob leichte Massagen oder Lieder vorsingen. "Bei manchen Frauen reicht es auch, wenn der Mann nur da ist."
Das bestätigt auch Saskia Starke aus Appen, die mit ihrer fünf Monate alten Tochter Sophina zur Babymassage in die Kreisstadt kommt. "Vater und Mutter - beide sind doch gleichberechtigt beteiligt an dem Kind. Ein so schönes Ereignis muss man doch miteinander teilen. Da wäre es doch traurig, wenn man das dem anderen vorenthalten würde."